Todtsteltzers Ehre
auch den Clan Todtsteltzer in der Hand.«
»Wartet mal eine Minute!« sagte Stephanie. »Was meint Ihr
damit, den Clan Todtsteltzer in die Hand zu bekommen? Nur
Owen gehört dazu. Er ist der letzte Todtsteltzer.«
»Ihr müßt wirklich lernen, an die Zukunft zu denken, Stephanie. Falls er heiratet, wird es schließlich Kinder geben. Im Schwarzen Block denken wir immer langfristig.«
»Ich hasse es, wenn Ihr mir Vorlesungen haltet!« raunzte
Stephanie. »Ich bin kein Kind mehr! Ich bin nicht dumm, aber
mir liegt eben nur daran, die Familie wieder groß zu machen.
Euch hat man jedoch den Stolz auf die eigene Familie ausgetrieben, als Ihr dem Schwarzen Block übergeben wurdet. Verdammt, man hat Euch sogar den Namen genommen!«
SB Chojiro lächelte sanft. »Ich habe wenig verloren und viel
gewonnen. Der Schwarze Block ist die Summe aller Familien.
Es erfüllt mich mit Stolz, dazuzugehören.«
»Nun, das liegt nur daran, daß Ihr ein durch und durch konditionierter Zombie seid, der einen eigenen Gedanken nicht mal
erkennen würde, wenn er darüber stolperte. Was haben sich die
Familien nur dabei gedacht, als sie den Schwarzen Block gründeten? Er sollte unsere ultimative Waffe sein, uns die Macht
über den Thron einbringen. Und jetzt verneigen wir uns alle
vor Euch. Wir haben uns selbst in Ketten gelegt.«
»Ruhig!« sagte SB Chojiro. »Seid jetzt bitte ruhig, oder ich
ziehe Eure Leine an. Ein alter Freund nähert sich. Vielleicht hat
er gute Nachrichten für uns.«
Kardinal Brendan hatte einmal einem Kommandotrupp der
Jesuiten angehört, der im Dienst der Kirche von Christus dem
Krieger stand. Er hatte die Ketzer und die Gottlosen umgebracht und überhaupt jeden, der es wagte, die Stärke oder die
Stellung der Kirche zu gefährden. Sie war die Staatsreligion
des Imperiums gewesen und eng mit Imperatorin Löwenstein
verknüpft. Als dann der Eiserne Thron schließlich stürzte, widerfuhr der Kirche das gleiche. Aus der Asche der gefallenen
Kirche entstand die kleinere, aber mehr respektierte Kirche von
Christus dem Erlöser , eine gewaltlose, der Wohltätigkeit gewidmete Kirche, die von der Obersten Mutter Beatrice Cristiana geführt wurde, der Heiligen von Technos III. Ihre erste
Amtshandlung hatte darin bestanden, die krassesten Sünder der
alten Kirche und ihre übelsten Elemente hinauszuwerfen – wobei sie jedoch Brendan übersah. Er gehörte zum Schwarzen
Block , und dieser kümmerte sich um die seinen. Jetzt war er
Kardinal Brendan, der Vertreter der Kirche auf Golgatha und
der wichtigste Agent des Schwarzen Blocks in der neuen Kirche.
Leibhaftig wirkte er nicht gerade unvergeßlich: Groß, dunkel,
mit sardonischem Lächeln und Augenbrauen, die stets im Begriff schienen, sich zu wölben. Er kleidete sich schlicht, aber
gut, und da er darauf achtete, allen Gesprächspartnern die gleiche Aufmerksamkeit und Gunst zu schenken, fiel niemandem
auf, daß er zuzeiten ganz offen mit der berüchtigten SB Chojiro
sprach. Er verbeugte sich tief vor ihr und nicht ganz so tief vor
Stephanie Wolf.
»Ein gutes Arrangement, meine Damen. Wem verdanke ich
das Vergnügen dieser Einladung? Das Parlament kommt normalerweise ganz gut ohne meine illustre Gegenwart aus.«
SB gab ihren Ratgebern mit einem Wink zu verstehen, daß
sie ein wenig auf Distanz gehen sollten. Sie verneigten sich
und folgten widerspruchslos ihrem Geheiß, bis sie gerade eben
außer Hörweite waren. Sie wußten, daß Intrigen über Intrigen
liefen, in die selbst sie nicht immer eingeweiht wurden. SB
lächelte Kardinal Brendan an.
»Ihr seid zugegen, weil Owen und seine Freunde alle hier
sind. Die Überlebenden des Labyrinths . Falls der Schwarze
Block überleben und gedeihen soll, müssen sie entweder in den
Schoß der Gemeinde zurückkehren oder eliminiert werden.
Und da wir Eure Meinung schätzen, wurdet Ihr gerufen, um
diese vier Personen als mögliche künftige Freunde oder Feinde
einzuschätzen. Wen kann man umdrehen oder unter Druck setzen, überreden oder bestechen?«
»Und falls sie wirklich die sind, für die man sie hält, und sie
kein Interesse zeigen, sich uns anzuschließen?« fragte Brendan.
»Dann benötigen wir Euren höchst kundigen Rat dazu, wie
man sie am besten umbringt oder anderweitig beseitigt«, antwortete SB ruhig.
»Ihr verlangt nicht gerade viel, wie?« fragte Brendan. »Nicht
einmal Löwenstein mit all ihren Leuten und Ressourcen ist mit
diesen vieren fertig geworden, und Ihr denkt, wir könnten
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