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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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älter. Sein langes Haar war von
einem derart blassen Blond, daß es fast farblos schien. Er trug
es im Nacken zu einem praktischen Pferdeschwanz zusammengebunden und wirkte deswegen wie ein Söldner: kalt und
gefährlich, aber im Grunde genommen gleichgültig gegenüber
der Sache. Er hatte sich der Rebellion nur aus einem einzigen
Grund angeschlossen: Nur auf diese Weise konnte er seine geliebte Evangeline beschützen. Finlay machte keinen Hehl aus
seiner Abneigung gegenüber der Politik der Untergrundbewegung. Er war damit zufrieden, daß sie ihn mit Aufträgen überhäuften, bei denen er seinen Mut und sein Geschick im Umgang mit Waffen unter Beweis stellen konnte. Finlay Feldglöck
war auf dem besten Weg, zur gefährlichsten aller Sorten von
Männern zu werden: jener Sorte, die nichts mehr zu verlieren
hatte. Allein Evangeline Shreck sorgte dafür, daß Finlay nicht
wahnsinnig wurde und bei der Sache blieb, und beide wußten
es.
    Evangeline Shreck hatte die meiste Zeit ihres Lebens in
Furcht verbracht. Furcht davor, als Klon enttarnt und für das
unverzeihliche Verbrechen exekutiert zu werden, erfolgreich
die Rolle der Aristokratin gespielt zu haben. Furcht vor der
perversen Liebe ihres Vaters. Furcht vor dem ständigen Alleinsein . Und dann war sie Finlay begegnet, und zum ersten Mal in
ihrem Leben hatte sie einen Grund gehabt weiterzuleben. Sie
wußte nicht, was sie tun würde, sollte Finlay sterben. Im Gegensatz zu ihm fand sie keinen Geschmack an Gefahr und Aufregung. Aber sie war ein Klon und schon allein deswegen eine
wütende Verfechterin der Sache der Rebellen. Und wenn die
vielen Spannungen in ihrem Leben sie auch zu zerreißen drohten, so war das ganz allein ihre Angelegenheit. Evangeline war
schlank und elfenhaft, und ihr militärischer Umhang schlackerte lose um ihren Körper wie ein Zelt. Sie besaß große, dunkle
Augen – die Sorte, in der ein Mann ertrinken konnte –, einen
festen, entschlossenen Mund und die unverwechselbare Aura
einer Person, die Schmerz, Entsetzen und Verzweiflung überlebt hatte und die nicht daran zerbrochen war – noch nicht.
    Sie standen beisammen und betrachteten den großen hellen
Planeten auf dem Hauptschirm. Nirgendwo ein Zeichen von
Zivilisation, keinerlei Spuren, die auf die Anwesenheit von
Menschen auf Shannons Welt hingedeutet hätten. Keine Städte,
keine größeren Straßen , nichts, das groß genug gewesen wäre,
um von den Sensoren der Wilden Rose erfaßt zu werden. Was
auch immer dort unten lebte, es hielt sich versteckt und offenbarte sich nicht. Plötzlich seufzte Evangeline.
    »Alles sieht so unschuldig aus«, sagte sie. »So unberührt.
Überhaupt nicht nach einem Blutacker. Was mag nur dort unten geschehen sein? Was ist so schrecklich, um einen Namen
wie diesen zu rechtfertigen?«
    Finlay lächelte schwach. »Irgend etwas, das machtvoll und
gemein genug ist, um jeden bewaffneten Mann zu töten, den
die Eiserne Hexe bis heute dort hinuntergeschickt hat. Und es
gibt Gott weiß nicht viel im Universum, das einer ganzen Armee bewaffneter Marineinfanteristen widerstehen könnte. Ich
liebe Herausforderungen.«
    »Glaubst du … könnte es vielleicht so etwas wie das Grendelwesen sein? Ich habe im Holo gesehen, was diese Kreatur
am Hof angerichtet hat.«
    »Unwahrscheinlich«, sagte Tobias von hinten. »Nach dem
Desaster von Grendel wurde jeder Planet des Imperiums nach
verborgenen Schläfergruften abgesucht. Nicht einmal eine
Vergnügungswelt wie diese ist dabei ausgenommen worden.
Und falls irgend jemand weitere Schläfer gefunden hat – wie
um alles in der Welt hätte er es geheimhalten sollen? Dafür
gibt es im ganzen Imperium nicht genug Geld!«
    »Mach dir keine Gedanken, Liebste«, sagte Finlay zu Evangeline. Er legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an
sich. »Was auch immer dort unten lauern mag, ich werde dich
beschützen.«
    »Warst du schon einmal hier?« fragte Evangeline. »Ich nicht.
Ich habe von Shannons Welt gehört und wollte dorthin; aber
Vater hatte etwas dagegen, mich aus den Augen zu lassen.«
    »Ich war schon fast überall«, antwortete Finlay, »aber auf
Shannons Welt war ich auch noch nicht. Ich hatte immer zu
viel zu tun. Außerdem klang es nicht nach der Sorte von Gegend, wo ich hingepaßt hätte. Viel zu friedlich. Ist das nicht
eine Ironie? Die Welt sollte nach dem Willen ihres Besitzers
der friedlichste, ungefährlichste und sicherste Ort im gesamten
Imperium sein, und nun

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