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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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um ihn mitzunehmen,
und Julian würde eher sterben, als den Feldglöck zu enttäuschen. Er konzentrierte sich auf die Gespräche der anderen.
Giles Todtsteltzer redete noch immer. Das war ein echter Krieger . Ein Mann wie der Erste Todtsteltzer kannte keine Zweifel
und keine Schwäche. Er war der Todtsteltzer, der Kämpfer aus
der Legende und aus einer Zeit, als es noch wirkliche Helden
gegeben hatte. Ein Mann wie der Todtsteltzer würde eher sterben, bevor er sich beugte. Aber wer konnte schon eine Legende
töten?
Giles redete und redete, doch Finlay und Evangeline hörten
nicht mehr zu. Der alte Mann meinte es gut; allerdings tendierte er ein wenig zu Monologen. Finlay und Evangeline saßen
zusammen vor dem Hauptschirm und hielten sich schweigend
an den Händen, weil sie sich im Augenblick nichts zu sagen
hatten. Für beide hatte es sich als überraschend schwierig herausgestellt, die Gegenwart des anderen für längere Zeit ohne
Unterbrechung ertragen zu müssen. Sie waren daran gewöhnt,
nur selten die Nacht miteinander zu verbringen und nur für den
Augenblick zu leben, weil sie niemals gewußt hatten, wann
und ob sie sich überhaupt jemals wiedersehen würden. Nun, da
sie beide zum gleichen Team gehörten und tagein, tagaus zusammen waren, fanden sie es weitaus schwieriger, miteinander
auszukommen. Sie waren ständig den ärgerlichen kleinen Angewohnheiten und nebensächlichen Bedürfnissen des anderen
ausgesetzt, statt den idealisierten Vorstellungen, die sie vorher
voneinander gehabt hatten. Doch ihre Liebe, obwohl arg strapaziert, war nicht erloschen. Und wenn sie ein paar Probleme
mit kleinen alltäglichen Dingen hatten, dann war das nichts im
Vergleich zu der strahlenden Hitze, die sie zu einer Person verschmelzen ließ.
Schließlich bemerkte Giles, daß ihm niemand mehr zuhörte.
Grummelnd verstummte er. Er zog sein Schwert, legte es auf
die Knie und polierte die Klinge mit einem Stofflappen, den er
aus dem Gürtel zog. Die langsamen, gleichförmigen Bewegungen hatten etwas Beruhigendes, Tröstendes an sich. Soweit es
den Ersten Todtsteltzer betraf, war diese ganze Mission eine
Verschwendung seiner wertvollen Zeit und seiner Fähigkeiten.
Er war ein Krieger und kein Spion. Doch selbst er erkannte
die Bedeutung der Informationen in Harkers Kopf, und so hatte
er zögernd der Bitte des Untergrunds zugestimmt, sich der
Mission anzuschließen.
Sämtliche anderen Veteranen des Labyrinths des Wahnsinns wurden woanders gebraucht, und er kannte niemanden außer
sich selbst , dem er zutraute, das Team besser vor unbekannten
Gefahren zu schützen. Außerdem verspürte er das Bedürfnis,
den Rebellen seinen Wert zu beweisen. Vielleicht war es ja
schön und gut, eine lebende Legende zu sein – trotzdem: Weil
man früher vielleicht einmal ein starker Mann gewesen war,
hieß das noch lange nicht, daß man auch heute noch seine Last
tragen konnte. Und Vertrauen wurde einem im Untergrund
nicht so ohne weiteres geschenkt. Was Giles im übrigen sogar
für richtig hielt. Tief in seinem Innern an einem Ort, wo er nur
selten hinging – konnte er nicht anders, als sich zu fragen, ob er
tatsächlich noch der Alte war. Er hatte verdammt viel Zeit in
Stasis verbracht, und das Universum hatte sich ohne ihn weitergedreht. Außerdem traute er den Veränderungen nicht, die
das Labyrinth des Wahnsinns an ihm vorgenommen hatte. Er
wußte nicht, welches Ausmaß sie besaßen oder ob er sich im
Notfall auf seine neuen Fähigkeiten verlassen konnte. Diese
Mission würde ihm Gelegenheit geben, seine Fähigkeiten und
Kräfte zu testen, bevor die wirklichen Kämpfe begannen. Giles
zweifelte weder an seinem Mut noch an seiner Entschlossenheit. Er war schließlich ein Todtsteltzer. Doch es konnte nicht
schaden, sich das in der Hitze der Schlacht noch einmal selbst
zu beweisen.
Giles hatte sich stets auf dem Schlachtfeld zu Hause gefühlt . Dort, wo die zweideutigen Fragen von Politik und Loyalität in
der scharfen Abgrenzung von Leben und Tod ihre Antworten
fanden . Die Gründe mochten wechseln; Ideale mochten rosten;
Menschen konnten einen betrügen und Liebe, Freundschaft und
Vertrauen verraten; doch in der Schlacht gab es nur einen Sieger und einen Verlierer. Genau das liebte Giles so daran.
Tobias rutschte nervös auf seinem Sitz hin und her. Er würde
erst dann wieder ruhiger werden, wenn er endlich festen Boden
unter den Füßen spürte. Jeder wußte, daß jetzt der gefährlichste
Teil

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