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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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jemand
daran gedacht, Glasperlen oder Geschenke für die Eingeborenen mitzubringen?«
»Shannons Welt hat kein eingeborenes Leben«, entgegnete
Julian. »Es hat nie welches gegeben. Der Planet war ein totes
Stück Fels, bevor man ihn terraformierte. Es gibt keine eingeborenen Lebensformen. Außerdem wären sie Shannons Traum
im Weg gewesen. Was auch immer dort unten ist – das ist kein
einheimisches Leben.«
»Ihr seid wirklich von der aufmunternden Sorte!« brummte
Tobias. »Wußtet Ihr das?«
»Haltet die Klappe, Shreck«, unterbrach ihn Giles. »Finlay,
bringt uns runter, so schnell Ihr könnt. Dieser Sternenkreuzer
wird sich nicht ewig von seiner Aufgabe ablenken lassen.«
Julian räusperte sich. »Ich wurde dieser Mission erst im allerletzten Augenblick zugeteilt«, sagte er. »Bleibt uns noch genug
Zeit für eine rasche Besprechung, mit was wir dort draußen zu
rechnen haben? Ich kenne die grundlegenden Dinge, aber …
der Name Blutacker erfüllt mich nicht gerade mit Zuversicht.«
»Denkt positiv«, spottete Tobias.
»Haltet die Klappe«, unterbrach ihn Giles.
»Wir besitzen nur spärliche Informationen«, erklärte Finlay
hastig. »Nur ein einziger Mann konnte lebend von diesem Planeten entkommen, nachdem die Kommunikation mit Shannons
Welt zusammengebrochen war. Er gab ihr den neuen Namen:
Hakeldamach. Dann starb er. Was auch immer er dort unten
gesehen hat, er nahm sein Wissen mit in den Tod. Er wollte
sterben. Er wollte vor dem fliehen, was er auf Hakeldamach
gesehen hatte.«
»Ich bin im Besitz einer Kopie der ursprünglichen Aussagen
des Mannes«, verkündete Tobias zaghaft. »Lediglich die wichtigsten Punkte. Er redete viel zusammenhangloses Zeug. Ich
erhielt das Band von einem Kollegen, zu einem relativ vernünftigen Preis, den der Untergrund mir sicher zurückerstatten
wird. Soll ich das Band abspielen?«
»Macht das«, antwortete Giles. »Vielleicht hält es uns davon
ab, zu großspurig zu werden.«
Tobias nickte Flynn zu, der sich mit Hilfe seiner Kamera in
die Kommunikationskanäle der Wilden Rose einloggte und
dann die Aufnahme aus den Speichern der Kamera abspielen
ließ. Der große Hauptschirm flackerte kurz, und der helle,
blaue Planet wich dem schwitzenden Gesicht eines Mannes mit
wilden Augen. Das Gesicht war so mager, daß die Knochen die
Haut zu durchstoßen schienen. Der Mund des Mannes bebte
und zitterte, und seine Züge waren vor Angst verzerrt. Man
hatte ihn zu seinem eigenen Schutz auf einem Stuhl festgeschnallt.
Als er schließlich zu reden begann, klang seine Stimme heiser, aber beherrscht. Seine Augen richteten sich auf die Kamera, als würde er trotz aller Schmerzen von dem Bedürfnis getrieben zu erzählen, was er wußte und gesehen hatte.
»Mein Name ist Adrian Marriner«, sagte er. »Ich bin Aufklärer und habe zwölf Jahre Berufserfahrung. Ich war der Leiter
einer Beobachtungsmannschaft, die man losgeschickt hat, um
herauszufinden, was auf Shannons Welt los ist. Man hat uns
nicht gesagt, daß schon vorher Mannschaften dorthin geschickt
worden sind. Keine kehrte zurück.
Wir waren zehn. Gute Männer und Frauen. Sie sind allesamt
tot. Ich bin der einzige Überlebende. Dort unten tobt ein Krieg.
Ein totaler Krieg. Kein Pardon für niemanden. Vergeßt die
Vermißten. Sie sind tot. Sie waren die ersten, die gestorben
sind. Sie hatten einen schweren, blutigen Tod, die armen
Schweine. Vergeßt die Vergnügungswelt. Sie ist jetzt ein einziger Alptraum. Der schlimmste Alptraum, den Ihr Euch vorstellen könnt. Entsetzlich. Furchtbar. Ein groteskes Zerrbild
seiner selbst. Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind auf dieser
Welt ist auf schreckliche Art gestorben, doch der Krieg geht
weiter. Er wird niemals aufhören. Schickt keine Aufklärer
mehr zu dieser Welt. Kein Mensch kann das ertragen, was dort
unten vor sich geht.«
Dann begann er zu weinen, tiefe, rasselnde Schluchzer, die
seinen Körper schüttelten. Flynn schaltete die Kamera ab. Das
weinende Gesicht verschwand vom Hauptschirm, und wurde
wieder vom rätselhaften Anblick Hakeldamachs ersetzt, der
bereit war, sie zu empfangen.
»Ich fürchte, das war leider schon alles«, sagte Tobias. »Er
sagt immer wieder das gleiche, immer und immer wieder. Immer dann, wenn er zu weinen aufhört. Oder zu schreien. Als
hätte ihn das, was er gesehen hat, so sehr verängstigt, daß sein
Verstand in einer Endlosschleife steckengeblieben ist und sich
bis in alle Ewigkeit wiederholt. Er starb bald,

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