Todtstelzers Krieg
sie nahezu perfekt gemacht, und so starben sie nicht ohne weiteres. Die eine
Seite kämpfte darum, den Planeten zu verlassen und Tod und
Entsetzen über die Menschheit zu bringen, und die andere Seite
versuchte alles, um sie daran zu hindern und die Menschen zu
schützen. Die Furien zogen sich schließlich von Shannons Welt
zurück. Sie hatten andere Dinge zu erledigen , und sie waren
insgesamt sogar recht zufrieden mit dem , was sie auf dieser
Welt erreicht hatten.
Und so war aus Shannons Welt Hakeldamach geworden, der
Blutacker.
»Der Krieg geht weiter«, berichtete Reineke Bär traurig,
während er die kleine Gruppe von Rebellen über die weitläufige grasbewachsene Ebene führte. »Die bösen Spielzeuge sind
uns guten zahlenmäßig weit überlegen; aber solange wir sie
daran hindern können, diese Welt zu verlassen, sind wir die
Sieger. Heutzutage kommen nur noch wenige Menschen vorbei, und die meisten davon sterben rasch. Einige bringen sich
sogar selbst um, wenn sie entdecken, welch schreckliche Tat
Shub begangen hat. Und genau aus diesem Grund sind der
Seebock und ich zu Euch gekommen. Damit Ihr sehen könnt,
daß nicht alle Spielzeuge den Menschen den Rücken zugewandt haben.«
»Und weil wir versuchen wollen, Euch an einen verhältnismäßig sicheren Ort zu bringen, bevor die bösen Spielzeuge
auftauchen und Euch zeigen können, wie Ihr von innen ausseht«, fügte der Seebock hinzu. »Ich weiß, was Ihr jetzt denkt.
Ihr habt Pistolen und Schwerter . Ihr seid harte Burschen. Es
würde keinen Unterschied machen. Seit unserer Verwandlung
sind wir wirklich verdammt schwer umzubringen. Am Ende
würdet Ihr sterben, genau wie alle anderen auch: mit Schreien
auf den Lippen. Und ich habe schon verdammt zu viele Schreie
gehört.«
»Glaubt ja nicht, mein Freund hier würde übertreiben«, sagte
Reineke Bär. »Den bösen Spielzeugen ist es ganz egal, wie
schwer Ihr sie mit Euren Pistolen oder Schwertern beschädigt.
Sie rücken trotzdem immer weiter vor, Welle um Welle, bis Ihr
alle tot seid. Sie hassen Euch unendlich.«
»Und Ihr haßt uns nicht?« erkundigte sich Evangeline.
»Selbstverständlich nicht. Ich hasse niemanden. Ich bin Reineke Bär. Und der Seebock … ist ebenfalls gut.«
»Ich danke dir auch recht schön«, meckerte der Bock. »Als
nächstes wirst du ihnen noch erzählen, ich hätte ein goldenes
Herz. Warum heftest du mir nicht gleich eine Medaille an die
Brust?«
»Wohin bringt Ihr uns eigentlich?« fragte Julian. Er rieb sich
mit langsamen, besorgten Bewegungen über die Stirn.
»Wir gehen zur Spielzeugstadt«, antwortete Reineke Bär.
»Dort seid Ihr in Sicherheit. Wenn es irgendwo in Sommerland
noch so etwas wie Sicherheit gibt.«
»Reineke Bär, nennt uns jeden Betrag, aber wir müssen ein
Interview mit Euch haben!« sagte Tobias Shreck. »Diese Geschichte hat einfach alles! Tod, Pathos, Tragödie und neue KIs.
Eine ganz neue Form von intelligentem, künstlichem Leben!
Die erste unabhängige nichtmenschliche intelligente künstliche
Lebensform, seit die abtrünnigen KIs nach Shub gegangen
sind! Das hier, das ist Geschichte, Leute! Flynn, daß du mir
auch ja alles filmst! Wir werden es später schneiden.«
»Kein Problem«, erwiderte Flynn. »Ich habe reichlich Speicher frei. Oh, einen Augenblick! Das glaube ich einfach nicht!«
Sie hatten den Kamm eines sanft geschwungenen Hügels erreicht und sahen den Hang hinunter. Unten im Tal wartete eine
dampfgetriebene Spielzeuglok mit hellen, bunten Anhängern
auf sie. Die Lok war purpurn und schwarz mit einem großen,
fröhlichen Gesicht auf der Front, und aus dem Schornstein kamen fröhliche Dampfwölkchen. Die offenen Waggons besaßen
allesamt unterschiedliche Farben, hell und leuchtend bunt, und
keiner war mehr als zwei oder drei Meter lang. Die Sitze waren
groß genug, um vier ausgewachsenen Menschen Platz zu bieten. Glänzend silberne Schienen erstreckten sich bis zum Horizont. Die Lok blickte zu der kleinen Gruppe auf dem Kamm
hinauf, zwinkerte mit einem großen aufgemalten Auge und
tutete einladend. Reineke Bär winkte zur Antwort mit einer
pelzigen Pfote. Finlay öffnete den Mund zwei- oder dreimal,
dann schüttelte er heftig den Kopf.
»Vergeßt es. Ich werde mich nicht auf dieses Ding setzen!
Ich gehe lieber zu Fuß. Zur Hölle, ich würde sogar lieber auf
allen vieren kriechen! Ich habe schließlich einen Ruf zu verteidigen. Ich habe hart dafür kämpfen müssen. Wenn ich auch nur
einen
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