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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Sommer-Eiland liebte das Singen, aber
er konnte einen Ton nicht einmal dann halten, wenn er auf beiden Seiten Griffe gehabt hätte. Doch da noch nie jemand den
Mut besessen hatte, ihm das zu sagen, blieb er in seliger Unwissenheit, was seine Stimme anging. Nicht einmal David
brachte es über sich, Kit die Wahrheit zu sagen. Im Augenblick
amüsierte sich Kit damit, den Steward so lange anzustarren, bis
der Mann sich in seinen hochgeschnürten Stiefeln wand. Der
Sommer-Eiland machte den Steward entschieden nervös.
Zur Hölle, der Sommer-Eiland machte jeden nervös.
David unterschrieb schwungvoll das letzte Dokument und
lehnte sich mit theatralischem Seufzen in seinem Sitz zurück.
Er beobachtete den Steward verdrießlich , während der Mann
die Papiere zusammenschob. Er erinnerte den neuen Todtsteltzer an seine zahlreichen Lehrer (von denen sich keiner lange
gehalten hatte), die sich nach Kräften abgemüht hatten, dem
Jungen ein paar nützliche Dinge in den rebellischen Kopf zu
trichtern. Nicht einer von ihnen hatte darauf verzichtet, ständig
auf Davids intellektuellen Cousin Owen zu verweisen , den berühmten, wenn auch unbedeutenden Historiker. Andauernd
wurde Owen als Beispiel für alles zitiert, was David nicht war
und niemals sein wollte.
Somit war es nicht überraschend, daß David seinen älteren
Cousin bereits verachtet hatte, bevor sie sich zum ersten Mal
begegnet waren. Sie standen sich nicht sonderlich nahe, und sie
waren nicht einmal wirklich miteinander verwandt: Owens
Vater, Arthur Todtsteltzer, hatte einen jüngeren Bruder gehabt,
Saul. Saul hatte Louise geheiratet, deren Schwester Margaret
Davids Mutter war. Unter normalen Umständen hätte David
nicht den Hauch einer Chance besessen, eines Tages zum
Oberhaupt des Clans aufzusteigen; doch das Erbe der Todtsteltzer, der Zorn, tötete viele von ihnen, bevor sie das Erwachsenenalter erreichten.
Und so hatte sich David nach Owens Verbannung unvermittelt im Besitz eines Titels und von Verantwortlichkeiten wiedergefunden, die er weder erwartet, noch jemals angestrebt
hatte.
Ganz besonders dann nicht, wenn er als der Todtsteltzer
nichts anderes zu tun hatte, als andauernd irgendwelche verdammten Papiere zu unterschreiben.
Der Steward nickte knapp und erklärte sich für den Augenblick zufrieden, und David warf demonstrativ den Stift aus dem
Fenster, bevor der Steward es sich anders überlegen konnte.
»So«, sagte er gereizt. »Kann ich jetzt endlich zu meinem Essen, oder gibt es irgendwo in der Festung noch einen Fetzen
Papier, auf den ich noch nicht meinen Namen gekritzelt habe?«
»Das war das letzte Dokument, Mylord«, antwortete der
Steward gelassen. »Aber draußen wartet eine Abordnung der
Bauern auf Euch. Ihr hattet ihnen fest zugesagt, sie zu empfangen, Mylord.«
»Habe ich das?« fragte David stirnrunzelnd. »Ich muß betrunken gewesen sein.«
»Laß sie bis nach dem Essen warten«, schlug Kit SommerEiland vor. »Dafür sind Bauern schließlich da.«
»Nein, Kit. Wenn ich ihnen versprochen habe, sie zu empfangen, dann werde ich das auch tun. Wo sind die Bauern,
Steward? In der Großen Halle? Schön, dann führt mich hin.
Und wagt es nicht zu bummeln, sonst trete ich Euch in den
Arsch.«
Der Steward bedachte David mit einer ganz genau bemessenen Verbeugung, die nur mit Wohlwollen nicht als Beleidigung
zu interpretieren war, und ging voraus. David und Kit trotteten
hinter ihm her. Kits Magen rumpelte laut, und der SommerEiland schniefte.
»Zum Geburtstag wünsche ich mir, daß ich ihn töten darf,
David.«
David mußte lachen. »Tut mir leid, Kit. So sehr ich es hasse,
es zuzugeben, aber ich brauche ihn. Er ist der einzige in der
gesamten Festung, der sich mit der Führung der Geschäfte auskennt. Ich wüßte nicht einmal, womit ich anfangen sollte. Es
wäre ein Alptraum, den Steward ersetzen zu müssen. Er hat
sich unentbehrlich gemacht, und der selbstgefällige graue Bastard weiß das leider nur allzu genau.«
»Warum empfängst du die Bauern überhaupt? Es ist schließlich nicht so, als müßtest du das?«
»Doch, ganz genau so ist es. Erstens, weil ich will, daß die
Einheimischen mich mögen. Owen hat sich nie etwas aus ihnen
gemacht, und deswegen stand er ganz alleine da, nachdem die
Eiserne Hexe ihn verbannt hatte. Das wird mir nicht passieren.
Außerdem – je mehr Kontakt und Gespräche ich mit den Bauern pflege, desto geringer ist der Einfluß des Stewards. Ich
will, daß sie mich als ihren Herrn

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