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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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anzuzünden. Einige
dieser Bücher hier sind sehr alt und für uns sehr viel mehr wert
als Eure geschätzte Person.«
»Das glaubt auch nur Ihr«, sagte Johana. »Und jetzt setzt
Euch bitte in Bewegung, Kanzler. Laßt mich nicht zu lange
warten, sonst komme ich womöglich noch auf komische Gedanken.«
»Daran zweifele ich keine Sekunde«, sagte der Kanzler und
geleitete Johana ins Lesezimmer. Es war ein großer, hell erleuchteter Raum mit breiten, bequemen Sesseln, glänzenden
getäfelten, Wänden und einem einladenden, gemütlich prasselnden Feuer im Kamin. Der gesamte Raum verbreitete eine
ruhige, entspannte Atmosphäre, der Johana auch nicht einen
Augenblick lang traute. Wahrscheinlich wollte man damit lediglich ihre Wachsamkeit ablenken. Unauffällig sondierte sie
die umliegenden Räume und stellte zu ihrer nicht gelinden
Überraschung fest, daß ihr mächtiges ESP harmlos von massiven psionischen Schilden abprallte.
»Bitte unterlaßt das«, ermahnte sie der Kanzler. »Es gibt viele private Plätze in unserer Loge, und alle sind mental abgeschirmt, um die sensibleren unserer Leute vor dem Lärm der
Welt draußen zu schützen. Hin und wieder dienen sie aber auch
dem umgekehrten Zweck: nämlich die Welt draußen vor dem
einen oder anderen von uns zu schützen. Ich rate Euch mit aller
gebotenen Dringlichkeit: Respektiert ihre Privatsphäre. Um
Eurer selbst willen, wenn schon nicht um der anderen.«
Der Kanzler wußte, wann es angebracht war, den Vortrag zu
beenden, und so verbeugte er sich knapp und ließ Johana allein
im Lesezimmer zurück. Er zog die Tür hinter sich ins Schloß,
und Johana wartete auf das Geräusch eines sich drehenden
Schlüssels … doch es kam nicht. Vermutlich glaubte die
Espervereinigung, daß ihr andere Wege zur Verfügung stünden, um Johana aufzuhalten, falls sie irgend etwas unternehmen sollte. Diese Dummköpfe. Johana schnaufte wütend und
warf sich in den Sessel, der am gemütlichsten aussah. Sie hatte
die Hölle des Wurmwächters überlebt, und nun gab es nicht
mehr viel, wovor sie sich fürchtete. Sie starrte finster um sich.
Bei näherer Betrachtung entpuppte sich das Lesezimmer als ein
ausgesprochen trister Ort. Es besaß weder Stil, noch wirkte es
anheimelnd. Wahrscheinlich war es für die Esper eine Art
›neutraler Boden‹, wo sie sich mit den Menschen aus der Welt
draußen treffen konnten.
Johana versank mürrisch in der Behaglichkeit ihres Sessels
und versuchte, sich zu entspannen . Mut und Leidenschaft und
ein Gefühl der Vorsehung hatten sie hierhergeführt; doch nicht
zum ersten Mal im Verlauf der Reise wußte sie nicht genau,
wie es weitergehen sollte. Alles hing davon ab, wie ernst sie
von der Espervereinigung von Nebelwelt genommen werden
würde. Sie war nicht mehr daran gewöhnt, mit Menschen umzugehen, die nicht durch ihre bloße Gegenwart in Ehrfurcht
versanken, oder die zumindest von ihr beeindruckt waren oder
zumindest von dem, was aus Johana Wahn geworden war. Andererseits befanden sich in diesem Haus die stärksten Esper auf
einem Planeten, wo es vor Begabten nur so wimmelte. Sie
würden nicht leicht zu beeindrucken sein, und Johana durfte sie
auch nicht so einfach bedrohen. Der Untergrund brauchte die
volle Unterstützung und Anerkennung durch die Nebelwelt.
Vielleicht würde es auch gar nicht funktionieren. Mißgelaunt
verzog Johana das Gesicht. Wenn du Zweifel hast, halte dich an
den Plan. Der Untergrund hatte einige Zeit damit verbracht, ihr
die richtigen Worte und Phrasen einzubleuen . Inzwischen
konnte Johana sie im Schlaf rezitieren, und außerdem glaubte
sie auch leidenschaftlich an die Argumente.
Aber trotzdem: Diese Leute hier sollten besser lernen, ihr ein
wenig mehr Respekt entgegenzubringen. Sie war von der Weltenmutter berührt worden, und sie war nicht mehr die einfache
Johana Wahn. Sie war viel mehr.
Johana konzentrierte sich. Ihr Bewußtsein verteilte sich und
durchdrang mit Leichtigkeit die mentalen Schilde, die sie umgaben. Augenblicklich erfüllte Stimmengewirr ihren Verstand,
rauh und ohrenbetäubend, und Visionen rasten an ihrem geistigen Auge vorüber, zu schnell, um ihnen zu folgen. Johana
wurde schwindlig. Sie umklammerte die Armlehnen ihres Sessels, um sich aufrechtzuhalten . So viele Geister, und alle arbeiteten sie auf Hochtouren. Vergangene Geschehnisse und zukünftige Möglichkeiten vermischten sich, bis Johana sie kaum
noch voneinander unterscheiden konnte. Sie brandeten von
allen

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