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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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dem völlig ungeschützten Haus zu sehen. Überall sonst im Imperium wurde eine derartige Ansammlung von
Espern mit dem Tode oder Gehirnlöschung bestraft, je nachdem, wie wichtig die einzelnen Delinquenten waren. Die einfache Freizügigkeit der hiesigen Espervereinigung ermunterte
Johana ganz außerordentlich, und sie stapfte fröhlich über den
Kiesweg zur Eingangstür.
    Nirgendwo waren Wachen zu sehen, aber Johana hatte auch
keine erwartet – nicht einmal in einer Jauchegrube wie Nebelhafen. Esper hatten ihre eigenen, subtileren Wege, alles im
Auge zu behalten und ungebetene Gäste am Eintreten zu hindern. Die große Eingangstür wirkte imposant und stabil. Johana
suchte nach einem Klopfer oder einer Glocke, doch es gab weder das eine noch das andere. Sie hob die Hand, um anzuklopfen, und die Tür schwang vor ihr zurück. Ein großer schlanker
Mann in formeller Abendgarderobe füllte den Durchgang und
starrte hochmütig auf sie herab. Sein Kopf war kahlrasiert und
zeigte hier und dort kleine chirurgische Narben. Die Augen
standen ein wenig zu weit auseinander, und das Lächeln war
höflich und absolut nichtssagend.
    »Kommt herein, Johana Wahn«, sagte er. »Wir haben Euch
schon erwartet.«
»Das hatte ich gehofft«, erwiderte sie. »Wolltet Ihr mich
nicht hereinlassen? Oder soll ich mich vielleicht an Euch vorbeiteleportieren?«
Der Türsteher – oder was zur Hölle auch immer er war – trat
würdevoll zur Seite, und Johana ging mit hoch erhobener Nase
an ihm vorbei. Was ihr könnt, kann ich schon lange. Die Halle
war offen und weitläufig , und die Luft roch süß von Vasen
voller Blumen, die in jeder Nische und auf jedem Sims standen. Johana hätte nur allzu gerne gefragt, wo zur Hölle auf einer eisigen, unwirtlichen Welt wie dieser solche Blumen gediehen, doch sie behielt den Gedanken für sich. Fragen könnten
ihr durchaus als Schwäche ausgelegt werden, und es war lebenswichtig, daß sie einen starken Eindruck hinterließ.
Der Butler nahm ihre Felle und hängte sie an einen Haken. Er
blickte indigniert auf Johanas Stiefel und den schmelzenden
nassen Schnee auf den Teppichen, doch sie ignorierte ihn.
Nackte Füße könnten als zu ungezwungen aufgefaßt werden.
»Ich nehme an, Eure Präkos haben von meinem Kommen berichtet?« erkundigte sie sich beiläufig. »Man erzählt sich, sie
seien die besten im gesamten Imperium. Haben sie Euch auch
verraten, aus welchem Grund ich zu Euch gekommen bin?«
»Bisher noch nicht.« Der Butler schloß sorgfältig die Tür und
wandte sich lächelnd wieder Johana zu. Es war ein Lächeln,
das ihr ganz und gar nicht gefiel. Es wirkte bei weitem zu vertraulich. Der Lakai ging durch die Halle davon, ohne darauf zu
warten, daß Johana ihm folgte. Über die Schulter sagte er:
»Wir alle wissen, wer Ihr seid. Wir hätten herausfinden können, aus welchem Grund Ihr gekommen seid, wenn wir das
gewollt hätten, aber wir würden es lieber aus Eurem eigenen
Mund hören. Hier entlang. Man wird sich gleich um Euch
kümmern . «
Zur Hölle damit!, dachte Johana Wahn . Die Dinge glitten ihr
aus der Hand . Diese Leute hier mußten wahrscheinlich daran
erinnert werden, wer oder was sie war. Sie griff mit ihrem ESP
nach draußen und durchtränkte die Blumen in der Halle damit.
Die Pflanzen sprangen aus ihren Vasen und fingen mit beachtlicher Geschwindigkeit an zu wachsen. Blüten wurden innerhalb von Sekundenbruchteilen bestäubt und bildeten Samen,
Reben und Ausläufer. Sie rankten sich über sämtliche Wände
vom Boden bis zur Decke und bekämpften sich gegenseitig um
einen Platz am Licht. Der Duft der Blüten wurde immer intensiver. Der Lakai blickte auf Johana. Sein Gesicht blieb unbeeindruckt, aber nur beinahe.
»Ich wußte nicht, daß Ihr dazu imstande seid.«
»Offenbar wißt Ihr nur sehr wenig über mich«, entgegnete
Johana. »Und jetzt bringt mir einen der Verantwortlichen her,
mit dem ich reden kann, oder ich verwandle diese Halle in einen Dschungel.«
»Sie haben uns gewarnt, daß Ihr Schwierigkeiten machen
würdet«, entgegnete der Butler oder was zur Hölle er war.
»Wenn es Euch nichts ausmacht, kurz im Lesezimmer zu warten? Man wird sich Eurer annehmen, so schnell es geht.«
»Und zwar sehr schnell«, entgegnete Johana.
»Das würde mich nicht weiter überraschen. Und zu Eurer Information, ich bin der Kanzler dieser Loge, und kein verdammter Butler. Hier ist das Lesezimmer. Bitte bemüht Euch, kein
Mobiliar zu zerbrechen und kein Feuer

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