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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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ihn ermordet hatte. Es war ihm
egal gewesen. Damals.
Arthur Hadrian Todtsteltzer, groß gewachsen, attraktiv und
unglaublich charmant, hatte die größte Freude an Intrigen und
Ränkeschmieden gehabt, und wenigstens ein paar davon waren
purer Selbstzweck gewesen. Was wiederum bedeutete, daß er
nicht viel Zeit für seinen Sohn Owen gehabt hatte.
Wenn Arthur Hadrian Todtsteltzer – wie es hin und wieder
geschah – einfiel, daß er einen Sohn und Erben besaß, griff er
mit eiserner Hand in dessen Leben ein und tat, was er für das
Beste hielt – zur Hölle mit Owens eigenen Wünschen . Owens
Erinnerung an den Vater war alles andere als gut, und ihre wenigen Unterhaltungen hatten stets in bitterem Streit geendet.
Der Todtsteltzer hatte nie verstehen wollen, daß sein Sohn sich
selbst als Gelehrten betrachtete, als einen Mann des Wortes,
nicht des Schwertes.
Als Owen vom Tod seines Vaters erfahren hatte, war sein erstes Gefühl Erleichterung gewesen. Endlich war er frei! Endlich stand er nicht mehr unter Bevormundung und konnte sein
eigenes Leben leben.
Erst später – erst vor kurzem, um genau zu sein – hatte Owen
angefangen zu verstehen, welche Motive seinen Vater angetrieben und bewegt hatten . Allein die Tatsache, daß er der
Todtsteltzer gewesen war, hatte Arthur viele Feinde am Imperialen Hof und auch außerhalb verschafft. Ein Aristokrat auf
Golgatha konnte Intrigen genausowenig ausweichen, wie ein
Fisch das Wasser verlassen konnte. Vor allem hatte Arthur an
Rebellion als Mittel zum Zweck geglaubt – ob um des Imperiums willen oder zu seinem eigenen Vorteil, das wußte Owen
noch immer nicht; doch allmählich begann er die Motive seines
Vaters zu verstehen. Je mehr er erkannte, mit welch schrecklichen Methoden die Löwenstein ihre Herrschaft aufrechterhielten, desto mehr wurde ihm bewußt, daß er das Imperium mit
allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen mußte.
Owen brachte es noch immer nicht fertig, seinem Vater zu
vergeben oder ihn gar zu lieben – jenen Mann, der den Ausbildern und Lehrern seines Sohnes befohlen hatte, den Jungen
windelweich zu prügeln, immer und immer wieder, in dem
Versuch, das geheime Vermächtnis der Todtsteltzer hervorbrechen zu lassen und an die Oberfläche zu zwingen: den Zorn .
Eine Mischung aus genetisch manipulierten Drüsen und spezieller Ausbildung, die einen Todtsteltzer für einen kurzen
Zeitraum stärker , schneller und gerissener werden ließ als jeden normalen Menschen. Schließlich hatte es auch funktioniert,
doch Owen erinnerte sich nur an den Schmerz und das Blut –
und all das nur, um eine Gabe in ihm zu wecken, die er überhaupt nicht hatte haben wollen. Erst vor kurzem war Owen
bewußt geworden, warum der alte Todtsteltzer so verzweifelt
versucht hatte, seinen Sohn zu einem Kämpfer zu machen statt
zu einem Gelehrten. Der alte Todtsteltzer hatte gewußt, daß ein
Gelehrter nicht imstande sein würde, sich den Kräften zu widersetzen, die sich nach seinem Tod auf seinen Sohn stürzen
würden. Und er hatte verdammt recht damit gehabt.
Genauso, wie Owen zu einem der Führer der neuen Rebellion
und damit zu einem Kämpfer für die Gerechtigkeit geworden
war, so war er schließlich auch seines Vaters Sohn geworden.
Und erst nachdem Owen die Wahrheit erkannt hatte, war ihm
bewußt geworden, wieviel er verloren hatte und wie wichtig es
für ihn war herauszufinden, wer seinen Vater ermordet hatte.
Er blickte auf, als Chance ihn ungeduldig zu sich winkte.
Owen ging zu ihm hinüber und blieb vor einer Pritsche stehen,
in der ein Mädchen von höchstens zehn Jahren lag. Das Kind
trug schäbige Kleidung, die zwei Nummern zu groß war, und
es warf sich unruhig auf seiner Liege hin und her, als würde es
in seinem Schlaf durch laute Stimmen gestört, die nur es allein
hören konnte. Es hatte die Augen geschlossen, doch hin und
wieder murmelte es unverständliche Worte und ganze Sätze.
Für Owen ergab nichts davon einen Sinn. Chance kniete neben
der Pritsche nieder und zog eine halbvolle Papiertüte mit Bonbons hervor . Er nahm ein Bonbon und knetete es in den Fingern, bis es weich und geschmeidig war, dann steckte er es in
den schlaffen Mund des Kindes. Das Kind fing langsam an zu
kauen. Chance näherte sich mit dem Mund dem rechten Ohr
des Mädchens.
»Zeit, das Spiel zu spielen, Katie«, sagte er. »Zeit, mir all die
Dinge zu erzählen, die du weißt. Hier bei mir ist Owen Todtsteltzer. Er möchte wissen, wer

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