Todtstelzers Krieg
Psychopath. Auch Schwejksam, Frost und Stelmach zählten nicht. Die drei waren bekannt
dafür, daß sie die Imperatorin immer wieder enttäuscht hatten
… wohingegen er, Alexander Sturm, brillante Erfolge vorweisen konnte.
»Ich bin Imperialer Agent, seit die Rebellen auf Eisfels ihre
Köpfe in die Hände gedrückt bekamen«, berichtete Sturm seinen Zuhörern voller Stolz. »Ich sah, wie Jakob fiel und gefangengenommen wurde, und ich wußte: Das war das Ende jeglicher Hoffnung für die Rebellion. Ich hatte so lange gekämpft,
und das sollte alles völlig umsonst gewesen sein? Also ergab
ich mich und schlug dem Imperium einen Handel vor. Es war
ganz leicht. Sie waren froh, daß sie mich hatten. Sie erkannten
meinen Wert. Seither habe ich mich tiefer und tiefer ins Herz
des Untergrunds geschwindelt, und ein verdammter Dummkopf nach dem anderen schenkte mir sein Vertrauen. Ich sabotierte und unterlief ihre Operationen fast nach Belieben. Niemand hat mich jemals verdächtigt. Ich war Alexander Sturm,
der große Rebellenheld, der Freund und Kamerad des legendären Jakob Ohnesorg.
Ich machte mir ziemliche Sorgen, als Jakob plötzlich wieder
auf der Bildfläche erschien, doch die Hirntechs hatten ganze
Arbeit geleistet. Sie hatten dafür gesorgt, daß er sich kaum
noch an seine Zeit auf Eisfels erinnerte, geschweige denn an
meine Fahnenflucht und meinen Verrat. Er erinnerte sich noch
nicht einmal daran, daß ich den Hirntechs dabei half, ihn zu
foltern und zu konditionieren, um meinen neuen Herren meine
Loyalität zu beweisen. Als er dann wieder auftauchte und ich
ihm nicht mehr länger ausweichen konnte, weil ich sonst Verdacht erweckt hätte, da waren wir wie alte Freunde, die sich
nach langer Zeit wiedersahen. Er hat niemals hinter mein Lächeln geblickt und die Verachtung in meinen Augen gesehen.
Später dann war es nur noch eine Frage des geeigneten Zeitpunkts, bis ich die Kontrollworte benutzte, die unsere Hirntechs in Jakobs Unterbewußtsein eingepflanzt hatten. Und hier
ist er nun, der große, berüchtigte Rebell Jakob Ohnesorg, und
er steht vor Euer Majestät wie ein harmloses neugeborenes
Kätzchen.«
»Was ist mit der Kopfgeldjägerin?« erkundigte sich Razor.
»Ich habe Berichte gesehen, denen zufolge sie Esperfähigkeiten besitzen soll …?«
»Macht Euch ihretwegen keine Sorgen«, sagte Sturm leichthin. »Sie ist bis zum Hals voll mit Beruhigungsmitteln und in
so viele Ketten und Fesseln gewickelt, daß es ein Wunder ist,
wenn sie überhaupt noch stehen kann.« Er ging zu Ruby hinüber und trat ihr von hinten in die Kniekehlen. Sie sackte zu
Boden, und ihre Ketten rasselten laut. Sturm lachte fröhlich
und trat wieder vor den Thron.
»Ich dachte, Ohnesorg sei Euer Freund?« erkundigte sich
Kapitän Schwejksam.
Sturm zuckte die Schultern. »Das war er auch, früher. Und
dann hat er mich im Stich gelassen, weil er nur ein Mensch
war, nichts weiter. Legenden sollten nicht alt und müde und
langsam werden, und sie sollten nicht häufiger verlieren als
gewinnen. Ich war es leid, zu den Verlierern zu gehören. Ich
wollte auf der Seite der Sieger stehen. Ich wollte Luxus und
Reichtum und ein schönes Leben, das die vielen Jahre der Mühen wettmachte. Niemand hat es mir je gedankt, daß ich so oft
mein Leben riskiert habe, keiner von diesen Bastarden . Keiner
hat jemals gesagt: Danke, du hast genug getan, jetzt kann jemand anderes weitermachen. Nein, sie wollten immer und immer mehr. Sogar Jakob. Noch einmal in die Schlacht, und noch
einmal und noch einmal. Auf irgendeinem gottvergessenen
Felsen, von dem ich bis dahin noch nie ein Wort gehört hatte,
führten wir verblödete Bauern gegen ausgebildete Imperiale
Truppen, und alles für nichts und wieder nichts. All das viele
Blut und die Angst und die toten Freunde – ich war es satt bis
oben hin. Als Jakob fiel und in Gefangenschaft geriet, hat mir
das die Augen geöffnet. Ich erkannte, wie vergeblich die ganze
Rebellion war. Selbst wenn wir gewonnen und die Imperatorin
gestürzt hätten, wäre sie durch irgend jemanden ersetzt worden,
der genauso ist wie sie. Das liegt in der Natur der Sache und
der Art und Weise, wie die Dinge sich immer wieder entwikkeln. Also tauschte ich Armut und Hoffnungslosigkeit gegen
Reichtum und Sicherheit ein. Und gegen eine Chance, die Rebellen für all die Jahre meines Lebens bezahlen zu lassen, die
sie mir achtlos gestohlen haben.«
»Er war trotzdem stets Euer Freund«, sagte
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