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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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der
Schweiß in die Augen lief. Er atmete schwer, und ihm schien,
als wäre er nicht mehr ganz so schnell wie zu Anfang. Nach
und nach kamen einige vereinzelte Schläge der Wachen durch.
Nur ein kleinerer Schnitt hier und dort, den er in seinem Zorn
kaum spürte; doch eine Wunde war eine Wunde und Blut war
Blut. Und genügend Blutverlust würde ihn langsamer machen,
trotz des Zorns . Außerdem würde der Zorn nicht ewig vorhalten. Von einem bestimmten Punkt an würde die Flamme, die
doppelt so hell brannte, Owen verzehren. Genau wie auf der
Nebelwelt. Er kämpfte und hieb und stach und wehrte aus allen
Richtungen Angriffe ab. Er war ein Todtsteltzer, und ringsum
fielen und starben die Leibwachen der Eisernen Hexe.
Er hörte Hazel knurren und grunzen, und er spürte sie in seinem Rücken, wenn sie zurückweichen mußte, und so wußte er,
daß sie noch immer bei ihm war. Auf der gegenüberliegenden
Seite der Vorhalle erblickte er eine zweite Hazel mit dunkler
Haut und Korkenzieherlocken. Sie fiel ganz plötzlich unter
einem Dutzend Schwerthieben gleichzeitig, und so lange und
angestrengt Owen auch hinsah, sie kam nicht wieder hoch. Giles war gegen eine Wand zurückgewichen und blutete aus einem Dutzend Wunden. Aus einem langen Schnitt an der Schlä
fe strömte Blut über sein Gesicht. Von Johana Wahn war nirgends eine Spur zu sehen.
Und dann schrie Hazel mit einem Mal voller Schmerz und
Entsetzen hinter ihm auf und taumelte ihm schwer in den Rükken, bevor sie auf die Knie sank. Owen wirbelte herum und
schwang das Schwert mit aller Macht, und die Wachen wichen
vor ihm zurück. Hazel saß zusammengesunken zu seinen Fü
ßen.
Sie hatte eine tiefe Bauchwunde erlitten. Das Schwert hatte
sie fallengelassen, und sie bemühte sich, die große klaffende
Wunde mit um den Leib geschlungenen Armen zusammenzuhalten, doch das Blut floß unaufhörlich weiter. Schon bald saß
sie in einer großen Lache ihres eigenen Blutes.
Owen erkannte, daß Hazel tödlich getroffen war. Er wollte
ihren Namen rufen, doch er schien nicht genug Atem zu haben.
Er fiel aus dem Zorn , und sein Schwertarm sank. Die Wachen
stürzten heran.
Und mit einemmal stiegen die ganze Wut und die Angst in
Owen hoch und entfachten seine Kräfte aufs neue. Von einem
Augenblick zum anderen wurde er von einer blendenden Energie erfüllt, die er kaum beherrschen konnte . Er ergab sich in sie
hinein, und sie schoß brüllend aus ihm hervor wie eine unaufhaltsame Flutwelle. Die Wachen in seiner unmittelbaren Umgebung wurden in einem einzigen Augenblick verschlungen,
und noch immer schoß weitere Energie aus ihm hervor und
starben weitere Wachen. Die Überlebenden wollten sich umwenden und fliehen, doch die seltsame Macht war binnen Sekunden über ihnen, und sie tötete alle ohne jede Gnade. Innerhalb weniger Augenblicke war jede einzelne Leibwache in der
Vorhalle tot, und nur Giles, Johana, Tobias und Flynn und eine
Handvoll Hazels standen noch. Owen brachte die Kräfte zum
Versiegen und warf einen Blick auf die ungezählten Toten, und
es war ihm völlig egal.
Er sank neben Hazel in die Knie und nahm sie behutsam in
die Arme. Sie lehnte den Kopf gegen seine Brust, und er wiegte sie sanft. Sie fühlte sich unglaublich leicht an in seinen Armen, als triebe sie bereits langsam von ihm weg. Rasch war
seine Kleidung durchnäßt von ihren Blut, doch er bemerkte es
nicht. Einmal mehr suchte er nach seinen Kräften, und wieder
reagierten sie nicht. Was auch immer das Labyrinth des Wahnsinns ihm geschenkt hatte, es waren Kräfte der Zerstörung und
nicht der Heilung.
Er konnte eine ganze Armee erschlagen, doch er konnte die
einzige Person nicht retten, die ihm mehr als alles andere bedeutete. Seine Brust war wie zugeschnürt, und er konnte kaum
atmen. Hazel hob langsam den Kopf und versuchte, ihn anzulächeln. Ihre Zähne waren rot von Blut.
Owen begann zu weinen.
Schwere rasselnde Schluchzer schüttelten seinen gesamten
Körper. Hazel bemühte sich, noch etwas zu ihm zu sagen , doch
dann verließ sie auch noch ihre letzte Kraft , und sie lag tot in
seinen Armen .
Owen drückte sie fest an sich und wiegte sie wie ein schlafendes Kind.
»Ich hab’ das doch alles nur für dich getan« , sagte er
schluchzend. »Ich hab’ doch alles nur für dich getan , Hazel.«
Er hörte , wie sich Schritte näherten , aber er blickte nicht auf.
Er wollte mit niemandem reden. Doch dann hörte er , wie jemand mit Hazels Stimme leise seinen Namen sagte. Er hörte
auf zu weinen, und wilde

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