Todtstelzers Krieg
spritzte in den Schnee. Schreie, Kampfrufe, gebellte Befehle; und Körper und Eingeweide besudelten den Boden. Es
gab weder Raum noch Zeit für Helden, nur zwei ungleiche
Armeen, die in verbissener Anonymität kämpften.
Über dem Gerassel der Schlacht erklang das Fauchen von
Energiewaffen, stets gefolgt vom plötzlichen Gestank verbrannten Fleisches. Die Imperialen Streitkräfte konnten zwar
keine Disruptoren mehr einsetzen, wollten sie vermeiden, die
eigenen Leute zu treffen, doch die wenigen Stadtbewohner mit
Energiewaffen hatten sich in ihren Häusern verbarrikadiert und
betätigten sich hinter geschlossenen Fensterläden verzweifelt
als Heckenschützen. Schließlich gelang es den Imperialen, die
entsprechenden Häuser zu lokalisieren, und sie sprengten sie
mit Granaten in die Luft. Die Mauern der flachen Gebäude
sackten zusammen, und Dächer stürzten ein und begruben die
Heckenschützen unter sich. Aus entgegengesetzten Richtungen
rückten die Marineinfanteristen gnadenlos und unaufhaltsam
vor. Sie trieben die Verteidiger vor sich her und metzelten alles
nieder, was nicht schnell genug weichen konnte oder wollte.
Schließlich waren die Überlebenden mitten in ihrer eigenen
Stadt eingeschlossen und gefangen.
Als endlich alles vorüber war, senkte sich eine düstere Stille
über die Ruinen dessen, was einst Hartsteinfels gewesen war.
Die letzten Verteidiger waren gefallen, und die wenigen, die
sich ergeben hatten, meist Frauen und Kinder, standen dicht
zusammengedrängt in kleinen, gutbewachten Gruppen beieinander. Überall brannten Häuser. Purpurne Flammen leckten
über sich langsam schwarz färbende Steinwände. Die Straßen
waren mit Leichen übersät, hauptsächlich Stadtbewohner, während die Marineinfanteristen kaum Verluste erlitten hatten.
Ein paar Dutzend Infanteristen bewegten sich unter den Gefallenen. Sie markierten ihre eigenen Verwundeten für die Sanitätsmannschaften und erlösten die verletzten Rebellen von
ihren Leiden.
Investigator Razor stand mitten in der Stadt auf einem kleinen freien Platz, den seine Truppen für ihn geräumt hatten, und
blickte langsam in die Runde. Er war ein wenig mißgestimmt
über den Kampfverlauf. Er hatte mehr Männer verloren als
erwartet – allerdings hatte er auch nicht mit Energiewaffen bei
den Rebellen gerechnet. Er hob die Hand und rief seine Stabsoffiziere einschließlich seines Stellvertreters, Major Chevron,
zu sich. Chevron war ein großer, muskulöser Mann, der aussah,
als sei er in einer Kampfrüstung geboren worden. Er ging vor
Razor in Habachtstellung, doch er salutierte nicht. Formell war
er ranghöher als Razor, doch beide wußten, wer hier das Sagen
hatte.
»Die Stadt ist sicher, Sir«, meldete Chevron ruhig. »Die Bevölkerung ist entweder tot oder gefangen, mit Ausnahme einiger weniger, die sich noch in ihren Häusern verbergen. Die
Stadt ist gefallen.«
»Sie waren im Besitz von Energiewaffen, Major«, entgegnete
Razor. »Warum bin ich nicht darüber informiert worden?«
»Es waren nur wenige, Sir. Sie dienten wie die Stadtmauern
in erster Linie zur Verteidigung gegen einheimische Raubtiere.
Häßliche Viecher. Sie nennen sie Koboldshunde. Es wurde in
den ersten Besprechungen erwähnt, Sir.«
Razor nickte unverbindlich. »Können wir als gesichert annehmen, daß es keine weiteren Rebellensiedlungen mehr in der
Umgebung gibt?«
»So ziemlich, Sir. Nur ein paar vereinzelte Farmen, hier und
da. Wir können sie aus der Luft erledigen, während wir auf
Nebelhafen vorrücken. Die Nachricht wird nicht vor uns dort
eintreffen. Legion blockiert sämtliche Frequenzen. Offensichtlich ist es nichts Ungewöhnliches, daß auf diesem Planeten von
Zeit zu Zeit die Kommunikation zusammenbricht. Nebelhafen
wird sich keine Gedanken machen, weil die Stadt seit einer
ganzen Weile nicht mehr geantwortet hat. Bis man erkennt, daß
irgend etwas nicht in Ordnung ist, hämmern wir bereits an ihre
Pforten.«
»Also bleibt uns ein wenig Zeit zum Disponieren . Gut.« Razor lächelte schwach. »Treibt die Gefangenen zusammen und
exekutiert sie.«
»Sir?« Major Chevron blinzelte den Investigator unsicher an.
Der Befehl hatte ihn überrascht. »Soweit ich verstanden habe,
sollten die Gefangenen als Geiseln und menschliche Schilde
benutzt werden …?«
»Dann habt Ihr falsch verstanden. Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt, Major? Tötet alle! Einschließlich derer, die sich noch in ihren Häusern verstecken. Jetzt
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