Todtstelzers Krieg
innegehabt
hatten, zurück unter direkte Imperiale Kontrolle gebracht. Unter dem Chojiro-Clan war Razor ein wohlhabender, einflußreicher Mann gewesen; jetzt war er nur noch ein einfacher Investigator, älter und vielleicht ein wenig langsamer als die meisten anderen . Aber die Eiserne Hexe persönlich hatte Investigator Razor für die Nebelwelt-Mission ausgesucht, und jetzt war
er hier, obwohl er sich schon längst nichts mehr aus Selbstmordmissionen machte.
Razor war auf die Herausforderung versetzt worden, weil er
früher eng mit Investigator Topas zusammengearbeitet hatte.
Er war ihr Mentor und Lehrer gewesen in einer Zeit, als das
Imperium sich noch nicht im klaren darüber gewesen war, ob
ein Investigator mit Esperfähigkeiten eine gute Sache war oder
nicht. Topas’ Fahnenflucht und die Tatsache, daß sie jetzt auf
der Nebelwelt lebte, hatten diese Frage beantwortet. Man hatte
Razor von aller Schuld freigesprochen, doch niemand hatte
Einwände erhoben, als er um frühzeitigen Ruhestand nachgesucht hatte.
Die Nebelwelt-Mission sollte eine zweite Chance für ihn
sein: eine Chance, dem Imperium seinen Wert und seine Loyalität zu beweisen, indem er seine alten Bekanntschaft ausnutzte,
um so nahe wie möglich an Topas heranzukommen. Und dann
würde er Topas töten. Niemand hatte ihn gefragt, wie er sich
bei diesem Gedanken fühlte. Imperiale Investigatoren durften
keine Gefühle haben.
»Ihr bringt neue Befehle?« wandte er sich leise an Ffolkes.
»Ja«, antwortete der Sicherheitsoffizier und blickte sich unbehaglich in der spartanisch eingerichteten Kabine des Investigators um, da er dem kalten, unverwandten Blick Razors nicht
standhalten konnte. »Ich werde Euer Kontaktmann zum Chojiro-Clan sein. Ich bin durch Heirat mit ihnen verwandt. Ich soll
Euch ausrichten, daß man Euch nicht vergessen hat, und daß
die Familie Euch für Eure Arbeit hier fürstlich belohnen wird.
Ich bin hier, um Euch über Kapitän Barteks Pläne zu informieren, sobald Legion den Esperschild überwunden hat.
Wir könnten hingehen und den Planeten aus dem Orbit heraussengen, doch Ihre Imperiale Majestät hat beschlossen, die
Nebelwelt einzunehmen und nicht zu zerstören. Zum einen,
weil sie Esper noch immer als eine Waffe im bevorstehenden
Krieg gegen die Fremden betrachtet, und zum anderen, weil sie
beweisen will, daß niemand sie herausfordern und ungestraft
davonkommen kann. Ihre Majestät wünscht, daß die Anführer
der Rebellen in Ketten vorgeführt werden, damit jeder sehen
kann, daß sie besiegt worden sind.
Also lauten Barteks Befehle: Systematische, aber nicht vollständige Zerstörung der Stadt Nebelhafen. Bis zu fünfzig Prozent Tote unter der Zivilbevölkerung werden als akzeptabel
betrachtet. Die Stadt ist Straße um Straße einzunehmen, falls es
notwendig sein sollte, auch im Häuserkampf.
Was das bedeutet, könnt Ihr Euch denken: Vollständiges
Chaos und Verwirrung. Wir werden unseren Vorteil daraus
ziehen. Sobald Ihr mit Investigator Topas und der TyphusMarie fertig seid, werdet Ihr mit verschiedenen einflußreichen
Bewohnern von Nebelhafen in Verbindung treten. Die Namen
und Adressen habe ich hier auf einer Liste. Lernt sie auswendig
und vernichtet die Liste anschließend.
Diese Leute waren einst Teil eines Spionagenetzes, das die
Stadt überzogen und Informationen für den vorletzten Lord
Todtsteltzer gesammelt hat. Seit seinem Tod hat sich eine Reihe von ihnen an den Chojiro-Clan gewandt . Sie bitten um
Schutz und finanzielle Unterstützung. Mit Hilfe der Familie
werden diese Leute nach der Einnahme der Nebelwelt die neue
Verwaltung bilden. Euer Auftrag lautet, sie am Leben zu erhalten, bis die Kampfhandlungen vorüber sind.«
Razor nickte gelassen.
»Scheint nicht übermäßig schwierig zu werden. Habt Ihr
vielleicht eine Idee, warum Chojiro die Kontrolle über diesen
widerlichen Planeten erlangen will?«
»Ich stelle keine Fragen«, antwortete Ffolkes. »Auf diese
Weise lebt man länger. Doch falls Ihr einen Rat haben wollt,
würde ich sagen, daß die überlebenden Esper sowohl eine vorzügliche Einnahmequelle, als auch eine geheime Ressource
darstellen. Der Chojiro-Clan plant weit in die Zukunft. Lebt
wohl, Investigator. Ich hoffe, wir müssen uns nicht wiedersehen.«
»Ihr habt Furcht«, stellte Razor fest. »Ich kann es förmlich
riechen. Wovor fürchtet Ihr Euch, Leutnant?«
»Ich weiß nicht, wovon ihr redet«, entgegnete Ffolkes. »Ich
muß jetzt wirklich gehen.
Weitere Kostenlose Bücher