Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:

Ohnesorg zu sein; aber Owen glaubte an Menschen, nicht an
Legenden. Er zuckte innerlich die Schultern und hieb einen
weiteren Imperialen Marineinfanteristen mit einem einzigen
wilden Schlag nieder. Ohnesorg war jedenfalls nicht der einzige wirkliche Kämpfer in dieser Schlacht.
Und wer auch immer dieser hübsche Bastard in Wirklichkeit
sein mochte, Jung Jakob Ohnesorg war genau das, was Nebelhafen in diesem Augenblick brauchte. Sein Name war ein aufputschender Schrei und vielleicht das einzige, was imstande
war, die zerstrittenen Parteien Nebelhafens zu einen und sie
Seite an Seite in den Kampf ziehen zu lassen. Owen beschloß,
sich damit zu begnügen – wenigstens fürs erste.
Hazel d’Ark spürte, wie ihr Bewußtsein sich in merkwürdige
Dimensionen ausdehnte. Seit der Veränderung, die das Labyrinth des Wahnsinns an ihr vorgenommen hatte, waren ihre
mentalen Fähigkeiten langsam, aber stetig gewachsen. Und seit
Hazels Ankunft auf der Nebelwelt war die Geschwindigkeit,
mit der diese Veränderungen stattfanden, deutlich gestiegen.
Sie wußte jetzt bereits im voraus, von wo ein Angriff kommen
würde, und so konnte sie entsprechend reagieren . Niemand
vermochte sich an sie heranzuschleichen, nicht einmal von hinten, und sie kannte die Schwachstellen eines Gegners sofort,
wenn sie ihn sah . Es war weit mehr als Instinkt oder Erfahrung;
es war, als hätte sie diese Dinge schon immer gewußt und als
würden sie ihr im entsprechenden Augenblick wieder einfallen.
Und noch mehr: Vor Hazel öffneten sich unzählige Dimensionen, und andere Versionen ihrer Selbst erschienen nach und
nach um sie herum. Sie tauchten stets nur kurz auf, manchmal
gerade lang genug, um einen Schwerthieb abzulenken oder
einen Angriff zu kontern, den Hazel selbst nicht hätte aufhalten
können. Während sie weiterkämpfte, erschienen immer wieder
neue, andere Hazel d’Arks und kämpften an ihrer Seite. Einige
unterschieden sich kaum merklich vom Original, eine zusätzliche Narbe hier, eine andere Haarfarbe dort. Andere waren vollkommen anders gebaut oder gehörten sogar anderen Rassen
oder Spezies an. Eine Hazel besaß eine goldene HadenmannHand wie Owen. Eine war ein Mann, und wenigstens eine
schien überhaupt nicht menschlich zu sein, oder zumindest
nicht ganz. Hazel lächelte ihnen zu, und sie lächelten zurück.
Gemeinsam mit ihren anderen Ichs drängte sie sich in die vorderste Schlachtreihe, und sie schlossen die größte Lücke in der
Stadtmauer und trotzten den Angriffen des Imperiums.
John Silver sah die verschiedenen Hazels Seite an Seite
kämpfen und glaubte im ersten Augenblick, eine schlechte Lieferung Blut beschere ihm Halluzinationen. So etwas war ihm
nach dem Genuß von Wampyrblut noch nie passiert. Erst als
eine kahlköpfige Hazel d’Ark in der Ledertracht der Kopfgeldjäger einen Schwertstreich parierte, der Silver sonst unweigerlich getötet hätte, gestand er sich zögernd ein, daß die verschiedenen Hazels wohl real waren. Er verdrängte die aufkommende Furcht. Nebelhafen war selbst in seinen besten Zeiten ein Ort für Verrückte gewesen, und ausgerechnet heute
würde sich daran bestimmt nichts ändern.
Dann sah er Owen Todtsteltzer, der sich einen Weg durch
das Kampfgetümmel bahnte und Imperiale Sturmtruppen niedermähte, als wären sie Luft, und Jakob Ohnesorg, der trotzig
und unbezwingbar inmitten eines Berges feindlicher Leichen
stand. Ein Schauer der Ehrfurcht durchzuckte John Silver. In
seinem ganzen Leben hatte er noch nie drei solche Kämpfer
gesehen. Er hatte das Gefühl, an der Seite von Göttern zu
kämpfen.
Seine Bewunderung hielt nur einen Augenblick, dann wich
sie einem Gefühl von Neid. John Silver war ein ganz gewöhnlicher Mann, weiter nichts . Er besaß nur gewöhnliche Kräfte
und gewöhnlichen Mut, und er tat, was er konnte, während
diese drei Übermenschen sein Bestes wie nichts aussehen ließen. Silver kämpfte weiter , doch ein Teil seines Mutes hatte
ihn verlassen.
Der hin und her wogende Kampf spülte ihn nach vorn neben
den Todtsteltzer. Der Todtsteltzer warf ihm ein rasches, freundliches Grinsen zu, und Silver bemühte sich, es zu erwidern.
Und in diesem Augenblick bemerkte er das Schwert eines Imperialen, das direkt auf Owens Rücken zielte. Der Todtsteltzer
hatte es nicht gesehen. Er war zu sehr mit den beiden Infanteristen beschäftigt, die sich vor ihm aufgebaut hatten. Die Zeit
schien langsamer zu werden und schließlich völlig stillzustehen, und

Weitere Kostenlose Bücher