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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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sah das Plasma in ihm und roch
es selbst auf diese Entfernung noch in seinem hechelnden
Atem. Ein Teil von ihr sehnte sich ebenfalls danach. Nur ein
oder zwei Tropfen würden reichen. Hazel würde sich wunderbar fühlen; alle Angst würde schwinden, und sie würde die
Ausweglosigkeit des Kampfes vergessen, den sie kämpfte. Nur
ein oder zwei Tropfen. Hazel kämpfte gegen das Verlangen an
und vergrub es tief in ihrem Innern. Sie benötigte kein Blut, um
das zu tun, was hier zu tun war. Vielleicht, weil die Situation
so einfach und klar war: Kämpf oder stirb; gewinne oder verliere alles, was dir jemals etwas bedeutet hat. Und vielleicht
auch, weil sie wieder mental mit Owen verbunden war und in
seiner Gegenwart und Kraft jenen Trost fand, den sie brauchte.
    Auf den Kampfwagen schwangen Disruptorkanonen herum
und nahmen Rebellenkämpfer am Rand des Schlachtfelds unter
Beschuß. Die Opfer explodierten in dunklen Wolken verdampfenden Blutes. Gewaltige Formationen aus Antigravbarken
schwebten über den Köpfen der Verteidiger heran wie ein
Sturm aus Metallblättern, die der Wind des Krieges über die
Stadt wehte. Sie waren umgeben von Hunderten kleiner, wendiger Angriffsschlitten. Keine Esper flogen mehr auf, um sich
der Flut entgegenzustemmen, und langsam rückte die Luftstreitmacht in die Stadt vor. Disruptorstrahlen zuckten herab,
und die getroffenen Häuser explodierten. Die Luft war erfüllt
vom Brüllen machtvoller Maschinen und dem Donner einstürzenden Mauerwerks, und in all dem Lärm gingen die Schreie
und das Geheul der Verwundeten und die Kriegsrufe der
Kämpfenden unten am Boden beinahe unter.
    Und noch immer hallte über alledem der endlose Schrei des
schrecklichen Wesens, das sich Legion nannte.
Albert Magnus, der graue, verbitterte Mann, kämpfte hart
und gut mit seinen beiden Schwertern, und zum ersten Mal seit
Jahren fühlte er sich wieder lebendig.
Er führte die beiden Klingen in weiten, koordinierten Bögen
und zwang seine Gegner in die Defensive. Aber es waren ihrer
zu viele, und Albert konnte nicht in sämtliche Richtungen
gleichzeitig sehen. Ein Hieb traf ihn aus einer unerwarteten
Richtung, und eine Klinge drang zwischen seine Rippen. Voller Schmerz und Unglauben schrie er auf, und Blut spritzte aus
seinem Mund. Albert ließ die Waffen fallen. Irgend jemand riß
das Schwert aus seiner Seite, und das verursachte neuen
Schmerz. Und dann weitere Schwerter und Äxte, die ihn bearbeiteten wie einen Holzklotz. Albert fiel, und der Kampf wogte
über ihn hinweg, bis er schließlich unter den Füßen der Kämpfenden gestorben war.
Jung Jakob Ohnesorg schien überall zugleich zu sein. Sein
Schwert war nur ein silbernes Blitzen, und Ohnesorg war ein
strahlender, todesverachtender Held, der einer unglaublichen
Übermacht ins Gesicht lachte. Allein seine Anwesenheit reichte aus, um Größe und Heldenmut in den Männern und Frauen
ringsum zu entfachen, und sie kämpften mit seinem Namen als
Schlachtruf auf den Lippen. Er ging unglaubliche Risiken ein
und überstand sie allesamt unverletzt, und niemand konnte ihm
widerstehen. Er schien niemals müde zu werden und wurde
niemals getroffen, ein Gigant von einem Mann, der das blanke
Entsetzen in die Reihen der Imperialen trug.
Owen nahm es angewidert zur Kenntnis. Er war über und
über mit Blut besudelt und am Rand der Erschöpfung, und es
schien einfach nicht fair, daß jemand so schnell, so gut und
gleichzeitig so verdammt gutaussehend war.
Ganz zu schweigen davon, daß er unmenschlich viel Glück
zu haben schien.
Den Imperialen Sturmtruppen war es bis zu diesem Augenblick nicht einmal gelungen, Ohnesorg eine einzige Wunde
beizubringen. Owen wußte, daß er sich ziemlich gut schlug,
aber er hatte bereits ein gutes Dutzend kleinerer Wunden davongetragen. Das war in einem Gedränge wie diesem hier unausweichlich. Das Labyrinth des Wahnsinns hatte bereits angefangen, die Wunden wieder verheilen zu lassen, und der Zorn verhinderte, daß Owen stärkere Schmerzen empfand, aber hier
ging es ums Prinzip.
Dennoch: Jakob Ohnesorg war eine Legende, und Legenden
pflegten nun einmal über den Sorgen und Nöten gewöhnlicher
Sterblicher zu stehen. Wenn er wirklich Jakob Ohnesorg war.
Owen wollte verdammt sein, wenn er wußte, was er noch glauben sollte. Sicher, dieser Mann dort paßte besser zur Legende
als der gebrochene alte Mann, den Owen aus seinem Versteck
in Nebelhafen aufgescheucht hatte, und der behauptete, Jakob

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