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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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wurden breiter. Dünne
Energielanzen schossen durch die Decke des Schankraums und
spießten hier und da Leute auf wie Insekten auf Nadeln. Und
dann traf ein einzelner breiter Strahl den stärksten der Esper,
und der Schild brach endgültig zusammen.
Im gleichen Augenblick wurde Johana Wahn aktiv. Sie errichtete den Schirm aufs neue. Sie hatte eigentlich gehofft, daß
ihre Hilfe nicht nötig sein würde. Zweifellos würde Legion
nun, da sie ihre Gegenwart enthüllt hatte, seine gesamte Aufmerksamkeit auf sie richten, und Johana war nicht ganz sicher,
ob sie dieses unnatürliche Ding schlagen konnte. Trotzdem: Sie
tat, was sie tun mußte, und sie nahm den gesamten Druck auf
sich, während ringsherum ein Esper nach dem anderen zusammenbrach und starb. Bald schon war die Anspannung beinahe
unerträglich. Trotz all ihrer Fähigkeiten war Johana Wahn kein
wirklicher Gegner für die vielen Gehirne, aus denen Legion
zusammengesetzt war. Falls sie und die anderen im Schankraum des Schwarzdorns überleben wollten, dann würde sie
mehr sein müssen als nur Johana Wahn.
Und so griff sie in sich hinein, suchte nach der hell strahlenden Stelle, wo sie einst in der dunklen Zelle von Silo Neun von
der Mater Mundi berührt worden war. Sie rief nach dem Überesper, Unserer Mutter Aller Seelen, er solle herbeikommen,
um sich einmal mehr durch sie zu manifestieren, und um mit
ihr als Werkzeug alle Esper Nebelhafens zu einem gewaltigen
Kollektiv zu vereinen, das Legion und das verhaßte Imperium
hinwegfegen würde. Sie rief, und niemand antwortete. Johana
schrie, ein bitterer Schrei der Wut und Verzweiflung, der einen
Augenblick lang sogar Legion übertönte. So weit Johanas Bewußtsein auch reichte – sie fand nirgends eine Spur von Mater
Mundi, sondern nur die hellen Funken der Esper von Nebelhafen, die einer nach dem anderen erloschen, und das gräßliche
Ding, das sich Legion nannte und jetzt nach und nach seine
gesamte Aufmerksamkeit auf Johana richtete. Die Mater Mundi hatte Johana Wahn verlassen.
Johana hielt trotzdem durch, getrieben von purer Willenskraft. Sie mußte durchhalten. So viele Menschen waren von ihr
abhängig. Die kurze Begegnung mit Mater Mundi hatte Johana
zu einem der stärksten Esper werden lassen, den das Imperium
je gesehen hatte; doch selbst sie vermochte das Ding namens
Legion lediglich aufzuhalten. Der Schmerz war beinahe unerträglich; aber Johana kämpfte weiter. Falls auch noch die letzten Mitglieder des Rates starben, würde jeglicher Widerstand
rasch in sich zusammenbrechen, und das verhaßte Imperium
hätte gewonnen.
Johana richtete ihre Gedanken nach innen. Sie unterbrach
sämtliche Verbindungen zur Außenwelt und fokussierte all ihre
Kraft auf die Erhaltung des psionischen Schirms. Sie hörte
nicht länger die Schreie der Menschen, die in den Straßen rings
um die Schwarzdorn Taverne starben. Die Disrupterkanonen
der Imperialen Barken brachten Tod und Zerstörung, doch Johana durfte sich nicht ablenken lassen. Die Aufrechterhaltung
des psionische Schildes war das einzige, was jetzt noch zählte.
Johana wußte, daß die Anstrengung sie umbringen würde,
doch es war ihr gleichgültig. Nach dem Entsetzen und dem
Schmerz, dem sie in Silo Neun ausgesetzt gewesen war, hatte
sie sich geschworen, lieber zu sterben, als noch einmal in die
Hände des Imperiums zu fallen. Blut rann stetig aus ihren Ohren und ihrer Nase und spritzte bei jedem mühsamen Atemzug
aus ihrem Mund. Ein Teil der Schmerzen verging allmählich,
während Johanas Bewußtsein sich nach und nach abschaltete.
Sie starb, Stück für Stück, und sie bemerkte es noch nicht einmal. Ihr Gesicht war das eines grinsenden Totenschädels. Und
trotzdem kämpfte sie weiter, weigerte sich aufzugeben, weigerte sich, auch nur einen Zoll zu weichen. Langsam gewann sie
Einsicht in ihren Gegner und erkannte, wer oder was Legion
war – und woraus es gemacht worden war. Aus den Gehirnen
von Menschen, die Johana vielleicht gekannt hatte, und aus den
Würmern des Wurmwächters. Und Legion sah Johana und erkannte sie ebenfalls. Die Würmer erinnerten sich an Johana
und an das, was sie getan hatte, und sie hatten Angst vor ihr.
Johana lachte innerlich, und es war ein schreckliches, gnadenloses Lachen.
    Die angreifenden Streitmächte rückten auf breiter Front vor,
wenn auch an einigen Stellen langsamer als anderswo. Es war,
als würde jeder Mann, jede Frau und jedes Kind, jeder Einwohner Nebelhafens, der auch nur

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