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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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bestimmten politischen
Führer gegeben werden. Doch überall sonst brannten die Häuser, und Flammen loderten in den nächtlichen Himmel wie
Siegesfeuer.
    Kast und Morgan stiefelten fröhlich durch die Etappe. Sie taten
ihr Bestes, um den harten Kämpfen aus dem Weg zu gehen und
beschäftigten sich damit, gegnerische Heckenschützen zu jagen
und jeden zu erschießen, der es wagte, sie zu ärgern. Sie töteten
jeden, der auch nur den Anschein einer Gefahr erweckte, egal
ob Mann oder Frau, und sie warfen Granaten durch Fenster,
wenn ihre Beute versuchte, in Deckung zu gehen.
    Wie der Rest der Invasionstruppe waren auch sie nicht daran
interessiert, Gefangene zu machen. Dazu war später noch Zeit,
wenn die Stadt erst eingenommen war. Kast und Morgan nahmen sich die Zeit, hier und da unauffällig zu plündern, wenn
sie niemand beobachtete; doch sie fanden nicht viel, selbst in
den wenigen Häusern nicht, die bisher irgendwie vom Feuer
und den Granaten verschont geblieben waren. Nebelhafen war
nicht gerade für seinen Wohlstand berühmt, ausgenommen die
besseren Viertel, und Kast und Morgan kamen nicht einmal in
die Nähe dieser Bezirke.
    Und so stapften sie ohne besondere Eile durch die engen
Straßen und Gassen und ignorierten die Leichen und den Gestank und die blutverschmierten Pflastersteine. Eine Hasche
wanderte zwischen ihnen hin und her, bis sie leer war. Bei der
erstbesten Gelegenheit wurde sie durch eine neue ersetzt. Der
Wein war größtenteils lausig schlecht, aber Wein war Wein,
oder? Die beiden Soldaten grölten Schlachtlieder und vulgäre
Zoten, wenn sie nicht gerade plünderten oder Leute umbrachten; aber irgendwie wollte keine rechte Stimmung aufkommen.
    Bis sie ein Mädchen fanden , das sich in den Ruinen eines
Hauses zu verbergen versuchte , welches die beiden bisher
übersehen hatten.
    Das Mauerwerk war schwarz und versengt , sämtliche Fenster
zersplittert, aber ansonsten war das Gebäude relativ unbeschädigt. Genau der richtige Platz für einen verängstigten Flüchtling, um sich darin zu verstecken was auch der Grund dafür
war, warum Kast und Morgan es überhaupt durchsuchten. Das
Mädchen mochte vielleicht fünfzehn Jahre alt sein. Es war zu
Tode verängstigt und zitterte am ganzen Leib, und es starrte die
beiden Soldaten aus weit aufgerissenen Augen und mit flehendem Gesicht an.
    Die Kleider des Mädchens waren zerrissen und rußgeschwärzt, und es sah ungefähr so appetitlich aus wie ein halb
verbranntes Steak, doch Kast und Morgan waren nicht verwöhnt. Sie stießen die einzige Tür hinter sich zu und grinsten
sich gegenseitig an.
    »Das hat uns die ganze Zeit über gefehlt«, sagte Kast, »‘ne
Invasion is’ keine richtige Invasion, bevor man nich’ sein Ding
irgendwo reingesteckt hat.«
    »Wer als erster?« fragte der mehr praktisch veranlagte Morgan. »Und damit du’s weißt: Nö, ich werf diesma’ keine Münze!«
    Also spielten sie Schere Stein Papier, bis Kast gewonnen hatte. Er nestelte an seinem Gürtel herum. Das Mädchen startete
einen Fluchtversuch. Morgan fing sie spielerisch wieder ein
und zog sie an sich. Sie kratzte ihm durchs Gesicht, suchte mit
ihren Nägeln seine Augen. Morgan wirbelte sie herum und bog
ihr die Arme auf den Rücken. Sie trat und wehrte sich immer
noch, also drückte er sie so fest an sich, daß ihr die Luft ausging, und schleuderte sie Kast vor die Füße. Er kniete vor ihr
nieder, grinste fröhlich, und sie spuckte ihm ins Gesicht . Er gab
ihr fast beiläufig eine Ohrfeige, und die Wucht seines Schlags
ließ sie rückwärts taumeln . Sie fand an der Wand Halt . Schwer
atmend blickte sie gehetzt von Kast zu Morgan und wieder
zurück. Blut und Schleim tropften ihr aus der Nase. Kast grinste sie an.
    »Wehr dich nur, soviel du willst, Kleines. Ich mag es, wenn
ihr euch wehrt. Wenn du gut bist, ich meine wirklich gut, dann
kriegst du hinterher auch ‘ne Belohnung. Wir lassen dich am
Leben.«
    Und dann erstarrten die beiden Marineinfanteristen. Draußen
auf der Straße hatte jemand ihre Namen gerufen. Sie warteten
in der Hoffnung, der Rufer würde weitergehen; doch die Stimme erklang erneut, diesmal lauter. Das Mädchen spannte sich
und wollte schreien; Morgan schlug erneut zu.
    »Verflucht«, stöhnte Kast. »Alle möglichen Leute hätten sie
hinter uns herschicken können, aber es muß ausgerechnet der
Sergeant Franke sein. Er würde uns das hier niemals durchgehen lassen. Er glaubt, er sei zum Offizier

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