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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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geben konnte, dann war es immerhin mehr als nichts.
Er vermisste Unseeli so sehr! Nur dort war er jemals glücklich gewesen.
Ein Mann kam herbei und setzte sich zu ihm. Er tat es rasch,
fast grob, als wollte er Carrion gar nicht erst Gelegenheit zu
einem Einwand geben. Er war jung, noch kaum zwanzig, hatte
dunkle Augen und einen entschlossenen Zug um die Lippen.
Carrion erkannte das Gesicht, und der Neuankömmling sah,
dass er es tat. Die schlaksige Gestalt des jungen Mannes
rutschte unbehaglich auf dem Stuhl hin und her, und dann nickte er ruckhaft.
»Ihr erkennt mich also wirklich. Ich war mir nicht ganz sicher.«
»Natürlich entsinne ich mich«, sagte Carrion ruhig. Seine
Energielanze lehnte neben ihm am Tisch, aber er traf keinerlei
Anstalten, nach ihr zu greifen. »Ihr wart derjenige, der mich zu
töten versuchte, als ich zum ersten Mal an Bord der Unerschrocken kam.«
»Ja. Richtig. Ich bin Micah Barron. Einfacher Matrose. Mein
Vater gehörte zu den Menschen, die Ihr im Krieg auf Unseeli umgebracht habt.«
»Ich erinnere mich nicht an ihn. Es waren so viele … Ich bedauere seinen Tod, falls das irgendwas ändert. Habt Ihr weiterhin den Wunsch, mich zu töten?«
»Nein«, antwortete Barron und blickte auf seine Hände, die
er eng verschränkt vor sich auf dem Tisch liegen hatte. Die
Knöchel waren weiß vor lauter Anspannung. »Der Kapitän
bürgt für Euch. Nannte Euch seinen Freund. Und der Kapitän
… ist ein guter und ehrenhafter Mann. Ich würde mein Leben
für ihn geben. Ich verfolge seine Karriere schon, seit ich ein
Junge war. Das war für mich eine Art Verbindung zum Vater,
den ich kaum kannte. Nachdem er gefallen war … konnte ich
gar nicht abwarten, endlich alt genug zu werden, um ebenfalls
in die Flotte einzutreten. Ich habe mich bemüht, mich durch
Lektüre umfassend über den Unseeli Krieg zu informieren,
aber die meisten Dateien sind nach wie vor gesperrt. Das Parlament verspricht immer wieder einen offeneren Staat, aber das
glaube ich erst, wenn ich es sehe. Somit existieren im Grunde
nur zwei Quellen, aus denen ich erfahren kann, was auf Unseeli vor all diesen Jahren wirklich geschehen ist. Worum es in diesem Krieg wirklich ging. Und warum mein Vater dort sterben
musste. Die eine ist der Kapitän, die andere seid Ihr. Und nach
meinem Verhalten wird der Kapitän nie wieder bereit sein, mit
mir zu reden. Außer vielleicht in meinem Kriegsgerichtsverfahren. Somit bleibt nur Ihr.«
Carrion bewegte sich unbehaglich. »Das ist keine Zeit, an die
ich gern zurückdenke. Auf beiden Seiten sind so viele umgekommen. Viel von mir ist in dem Krieg gestorben. Und ich
sagte bereits, dass ich mich nicht an Euren Vater erinnere.«
»Aber Ihr seid meine einzige Verbindung zu ihm. Zu der
Zeit, die ihn geformt und getötet hat. Erzählt mir von den Ashrai. Wie waren sie?«
»Warum ich ihre Partei gegen die Menschheit ergriff?« Carrion blickte mit gequälten Augen durch den Raum, ohne etwas
zu sehen, so versunken war er in der Vergangenheit. »Ihr dürft
nicht vergessen, dass ich zum Investigator erzogen worden bin.
Wurde als kleines Kind meinen Eltern weggenommen und dazu erzogen, mich abseits von den Menschen zu halten, denen
ich dienen und die ich beschützen sollte. Man brachte mir bei,
nur ein toter Außerirdischer wäre ein guter Außerirdischer.
Aber die Ashrai … waren wild und herrlich und so frei. Wie
alle Träume, die ich je hatte. Nicht schön, nach menschlichen
Begriffen. Sie waren jedoch rein und unkompliziert, wild und
hemmungslos. Sie flogen durch die Lüfte wie gewaltige Drachen, und wenn sie sangen … waren sie Geschöpfe der Ehrfurcht und des Staunens. Engel einer anderen Welt. So viel
mehr als die schmuddeligen kleinen Menschen, die sie zu vernichten drohten, nur damit das Imperium die Wälder einiger
Metalle wegen ausbeuten konnte.
Kapitän Schwejksam war damals mein Freund. Ich versuchte, es ihm zu erklären, es ihm begreiflich zu machen. Aber er
sah nur seine Befehle und seine Pflicht. Wir waren damals beide noch so viel jünger.«
»Aber … er hat den Ashrai Reservate angeboten. Orte, wo
sie frei leben konnten, fernab der Maschinen, die die Wälder
ausbeuteten.«
Carrion sah ihn traurig an. »Ist das die Geschichte, die man
erzählt hat, um das Geschehene zu entschuldigen? Die Ashrai
waren mit den Wäldern verbunden. Sie wären verdorrt und
gestorben, hätte man sie hinter künstliche Grenzen gesperrt –
wären Zentimeter für Zentimeter

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