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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Es wäre nie zu einer
Rebellion gekommen. Die Bevölkerung wäre buchstäblich
nicht mehr fähig gewesen, überhaupt auf die Idee zu kommen.
Falls man das hätte realisieren können … wären wir zu
Ameisen geworden. Insekten, die dem Schwarm dienen.
Marlowe hat sie jedoch aufgehalten. Verdammt, er war
vielleicht letztlich unser Retter!«
»Das denke ich nicht«, wandte Carrion ein. »Er war nur jemand, der nicht abwarten konnte. Er musste es unbedingt als
Erster an sich ausprobieren. Wollte prüfen, ob die Nanotech
nicht dazu programmiert werden konnte, ihn zu mehr als einem
Menschen zu machen, einem Übermenschen.«
»Und falls man die Menschheit durch endlose Evolution auf
den Gipfel erhebt … erhält man einen Gott«, sagte Barron.
»Oder zumindest den Sohn Gottes.«
»Ich bekomme wirklich schlimme Kopfschmerzen, wenn ich
nur an die Implikationen von all dem denke«, sagte Morrell
und verzog dabei das Gesicht. »Konzentrieren wir uns doch
lieber auf einige unserer dringlicheren Probleme. Jesus, wisst
Ihr irgendetwas über die Besatzungen der Shub- und Hadenmännerschiffe im Orbit?«
»Natürlich«, antwortete Jesus, der weiterhin sein warmes und
liebevolles Lächeln zeigte. »Ich weiß alles. Die Kreaturen aus
Fleisch und Metall und die Maschinen, die glaubten, sie könnten denken. Beide suchten hier nach Macht, aber sie wurden
alle nicht mit dem fertig, was sie vorfanden. Ihr Denkvermögen
war zu kleinkariert. Zu beschränkt. Zu wenig flexibel. Und so
sind sie alle umgekommen. Es war sehr traurig. Möchtet Ihr
mit ihnen reden?«
Die Mitglieder der Landegruppe sahen sich alle gegenseitig
an. »Wäre das möglich?«, fragte Schwejksam vorsichtig.
»Hier ist alles möglich, denn wir sind hier in der besten aller
möglichen Welten«, antwortete Jesus. »Siehe, ich erhebe sie
für Euch aus dem Staub.«
Er winkte anmutig mit einer nageldurchschlagenen Hand,
und der Boden vor ihm erbebte. Ein schartiger Riss öffnete
sich, ein tiefer Spalt, und aus seinen Tiefen erhoben sich eine
Furie und zwei Hadenmänner. Sie hingen für einen Moment
über dem Riss in der Luft, von Jesus’ Willen fest gehalten, und
dann klappte der Boden unter ihren Füßen wieder zu. Der Furie
fehlte ihre übliche Außenschicht aus Fleisch; ihr Stahl glänzte
bläulich im hellen Sonnenlicht. Die beiden Hadenmänner standen unnatürlich reglos da. Ihre Augen leuchteten golden, und
die Gesichter waren völlig ausdruckslos. Die drei Gestalten
wirkten massiv und real, aber irgendwie leer, wie große Spielzeuge, die auf Anweisungen warteten. Schwejksam beschloss,
mit der Furie anzufangen. Die Art, wie eine Maschine diese
unnatürliche Welt sah, bot vielleicht nützliche neue Einblicke.
»Du bist von Shub hierhergekommen«, sagte er langsam.
»Erzähle uns, was geschehen ist.«
»Es war unlogisch«, sagte die Maschine mit ausdrucksloser,
kratzender Stimme. »Illusionen. Wahnsinn. Wir wurden gerufen – von einer Stimme, deren Befehlen wir uns nicht widersetzen konnten. Wir landeten auf diesem Planeten, und nichts
ergab Sinn. Die Logik ist hier nicht von Belang. Für Shub wurde es nötig, den Kontakt mit uns abzubrechen, um eine …
Kontaminierung zu vermeiden. Wir blieben hier zurück. Wurden aufgegeben.«
»Wir sind hier sehr glücklich«, sagte einer der Hadenmänner
in seinem summenden Tonfall. »Wir haben gepredigt, dass
menschliche Vollkommenheit möglich ist, und wir haben sie
hier gefunden. Wir alle sind gelandet, um unser Leben damit zu
verbringen, dass wir dem Herrn Lobgesänge und Hosianna
darbieten, wie es richtig und angemessen ist. Er ist der Vollkommenste. Endlich haben wir das gelobte Land erreicht!«
»Das sind meine Kinder«, stellte Jesus liebevoll fest, »an denen ich Wohlgefallen habe.«
Er winkte erneut mit der Hand, und die drei Gestalten erzitterten, als würden sie von einer Brise geschüttelt, die nicht zu
spüren war. Dann zerbröckelten sie und zerfielen. Carrion trat
dicht an Schwejksam heran, damit er leise zu ihm sprechen
konnte.
»Seht nicht hin, aber die Engel sind auch verschwunden. Ich
denke, Jesus … hat sie einfach vergessen.«
»Staub zu Staub«, sagte Jesus und zeigte weiter sein endloses
Lächeln. »Aus dem Staub sind sie entsprungen, und zu Staub
lasse ich sie wiederum werden. Sie kamen mit den gleichen
Ambitionen wie Ihr, auf der Suche nach Wundern, aber sie
waren der Wunder nicht wert, die man hier findet. Ihr kleinkariertes Denken konnte die Wunder nicht

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