Todtstelzers Schicksal
belästigt mich nicht mehr, oder
ich hetze Vaughn auf Euch.«
Kapitän Gottfroh Rottsteiner wusste, wann er zwischen
Hammer und Amboss gefangen war. Er kehrte an Bord seines
ehemaligen Schiffes zurück, um einen Teil seiner schlechten
Laune abzuarbeiten, indem er die Besatzung anbrüllte. Owen
verließ den Landeplatz und machte sich auf die Suche nach
Tobias Mond. Er hatte jetzt ein Schiff und würde nichts und
niemandem erlauben, sich zwischen ihn und seinen Weg von
diesem Planeten zu stellen.
Tobias Mond hatte den geborgenen Hyperraumantrieb vor der
Mission zurückgelassen, für alle Fälle in zahlreiche Schichten
schützender Vegetation eingewickelt. Er erstattete Mutter Beatrice Bericht und setzte ihr dabei die Nachricht von Schwester
Marions Tod so sanft wie möglich auseinander. Dann überließ
er sie ihrer Trauer und machte sich auf die Suche nach Owen.
Die Beine waren auf dem Rückweg von selbst wieder geheilt.
Er dachte darüber nach, inwieweit solch ein beschleunigter
Heilungsverlauf Schwester Marion womöglich hätte retten
können, und spürte die Regungen eines neuen Gefühls. Er
dachte, dass es vielleicht Schuldempfinden war. Owen trat auf
ihn zu, während er gerade darüber nachsann.
»Gute Arbeit, Mond! Irgendwelche Probleme bei der Bergung des Triebwerks?«
»Einige«, antwortete Mond. »Schwester Marion wurde getötet.«
»O verdammt!«, sagte Owen. »Verdammt! Ich habe sie gemocht. Ich wollte nicht, dass jemand zu Schaden kommt. Aber
andererseits möchte ich das nie. Freunde und Feinde sterben
rings um mich, und ich mache einfach weiter. Sie war eine gute
Kämpferin. Was soll ich nur Mutter Beatrice sagen?«
»Ich habe es ihr bereits gesagt«, informierte ihn Mond. »Bereitet es Euch … jemals Kummer, Owen, dass wir bloße Sterbliche benutzen, sie sogar sterben lassen, um zu erreichen, was
wir möchten?«
»Ich habe häufiger, als ich zählen kann, mein Leben in die
Waagschale geworfen, um die Menschheit zu retten«, erwiderte
Owen ärgerlich. »Und ich habe nie jemanden aufgefordert, für
mich zu sterben. Manchmal … passieren schlimme Dinge. So
ist das Leben.«
»Ihr wolltet wohl Tod sagen. Was soll ich mit dem Triebwerk tun, jetzt, wo es hier ist?«
»Auf dem Landeplatz steht ein Kurierschiff«, erklärte Owen,
war sofort wieder ganz sachlich. »Reißt den Antrieb heraus und
baut den neuen ein. Sollte nicht allzu schwierig sein. Er wurde
so konstruiert, dass man ihn leicht von einem Schiff in ein anderes übernehmen kann.«
»Ich fange gleich an.« Mond betrachtete Owen, ohne zu blinzeln. »Ihr werdet Hazels Spur folgen, nicht wahr?«
»Natürlich. Sie braucht mich.«
»Das Imperium ebenfalls, nach allem, was ich gehört habe.
Anscheinend ist überall die Hölle los.«
»Das ist sie doch immer! Habe ich kein Recht auf ein eigenes
Leben? Um das zu retten, was mir wichtig ist?«
»Was ist mit der Ehre?«
»Was soll damit sein?«
»Das meint Ihr doch nicht im Ernst.«
»Nein«, sagte Owen, »vielleicht nicht. Ich bin es jedoch leid,
für alle anderen den Helden zu spielen, für Fremde, die ich
nicht kenne. Das Imperium kann eine Zeit lang ohne mich
überleben. Wird ihm gut tun, mal eine Weile auf eigenen Beinen zu stehen. Manchmal … muss man seinem Herzen folgen,
und zur Hölle mit den Folgen. Darum geht es schließlich, wenn
man ein Mensch ist.«
»Das merke ich mir«, sagte Mond. »Es ist eine schwierige
Aufgabe, ein Mensch zu sein. Gelegentlich.«
Er ging los, um für den Transport des Triebwerks zum Landeplatz zu sorgen. Zum Glück befand sich beides außerhalb der
eigentlichen Missionsstation. Owen blickte dem Freund nach
und erlaubte sich nicht, darüber nachzudenken, ob er selbstsüchtig war. Er hatte noch nie zuvor für sich selbst um etwas
gebeten. Und er hatte so viel verloren und aufgegeben, um zu
dem Helden und Krieger zu werden, nach dem es ihn nie gelüstet hatte! Er wollte verdammt sein, wenn er bereit war, auch
Hazel aufzugeben.
Er hörte schwere Schritte hinter sich, drehte sich um und erblickte den Exkapitän Gottfroh Rottsteiner, der sich ihm näherte und noch aufgebrachter wirkte als vorher, falls das möglich
war. Owen empfing ihn mit ruhigem Blick, und Rottsteiner
blieb in einer Entfernung stehen, die er als sicher einschätzte.
»Ihr könnt mich nicht einfach hier zurücklassen, Todtsteltzer!
Nicht bei diesen … Leuten!«
»Darauf achtet mal«, entgegnete Owen völlig ungerührt.
»Und nebenbei: Moabs Waschzuber ist ein
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