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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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lagern. Die dikken Mauern waren hier und da von Bränden geschwärzt, aber
sie standen fest, und auch die Schlösser und Riegel hielten und
ermöglichten den vielen Generationen toter Feldglöcks, in
Frieden zu ruhen. Jetzt fand auch Finlay hier seine Ruhestätte,
wenigstens im Geiste. Robert hatte keinen großen Sinn in einer
Zeremonie gesehen, ohne dass tatsächlich eine Leiche vorhanden war, die man bestatten konnte, aber er erkannte, dass es
Evangeline viel bedeutete, also blieb er friedlich und machte
mit. Begräbnisse dienten den Lebenden, nicht den Toten, und
jeder wusste das.
    Der Vikar leierte weiter, und der Regen fiel noch ein wenig
kräftiger aus dem grauen Himmel und prasselte laut auf den
geschlossenen Sargdeckel. Evangeline blickte starr geradeaus,
der Mund fest, die Augen trocken. Adrienne stand neben ihr
und hatte den Schleier leicht gelüftet, damit sie leise in ein Taschentuch schluchzen konnte. Die Kinder standen rechts und
links von ihr und machten große Augen, verstanden im Grunde
nicht, was hier geschah, waren aber für den Moment überwältigt von der Feierlichkeit des Anlasses. Robert zog den Umhang ein wenig fester zu und verfolgte, wie Regentropfen von
seiner breiten Hutkrempe fielen. Er hatte Finlay nie gemocht
und kein Geheimnis daraus gemacht, aber letztlich war der
geckenhafte Killer ein Familienmitglied gewesen, sodass es
Roberts Pflicht war, zugegen zu sein.
    Allgemein hieß es, Finlay wäre letzten Endes ganz durchgedreht und hätte seinen alten Feind Gregor Shreck mit ins Grab
genommen. Niemand wusste, was Anlass für den offenen Hass
zwischen den beiden Männern gewesen war, aber an Gerüchten
herrschte kein Mangel, von denen das eine wilder war als das
andere. Einig waren sich alle nur darin, dass niemand Gregor
Shreck vermisste. Tatsächlich reagierte man in allen gesellschaftlichen Kreisen auf sein Ableben mit ebenso viel Kummer
wie über den plötzlichen Tod eines tollwütigen Hundes. Nach
dem Abtreten zweier so gefährlicher Mitspieler würde sich das
soziale und politische Leben in Parade der Endlosen für alle
Beteiligten als wesentlich ruhiger und sicherer erweisen.
    Evangeline blickte auf den leeren Sarg hinunter und weinte
nicht. Die leisen Worte des Vikars rieselten über sie hinweg,
ohne sie zu trösten. Sie hatte schon immer gewusst, dass Finlay
im Kampf sterben würde, hatte seinen Tod schon Hundert Mal
durchlebt, als er sich nach hundert unmöglichen Einsätzen für
die Untergrundbewegung jeweils verspätet hatte. Damals hatte
sie bereits ihre Tränen vergossen und keine für jetzt übrig behalten. Dass ihr letztes Zusammensein im Streit geendet hatte,
war auch keine Hilfe. Dass sie mit lauten Stimmen schreckliche, unverzeihliche Dinge gesagt hatten. Oder dass Finlay allein aufgrund der Dinge zu Gregor gegangen war, die der
Shreck ihr angetan hatte. Dass sie Finlay also gewissermaßen
in den Tod geschickt hatte. Ein Teil von ihr war mit Finlay
gestorben, und manchmal dachte sie, dass es der bessere Teil
gewesen war. Seine Liebe war die einzige, die sie je erlebt hatte, das einzige Licht in ihrem bislang so kurzen, düsteren Leben, und sie wusste nicht, was sie jetzt mit ihrem Leben anfangen sollte. Alles, was sie empfand, war ein fast übermächtiges
Bedürfnis, den Sargdeckel zu öffnen, hineinzusteigen und sich
im Mausoleum der Feldglöcks bestatten zu lassen. Der beste
und schönste Teil ihres Leben war vorbei.
    Dem Vikar ging schließlich die Luft aus. Er schlug hastig das
Kreuzzeichen über dem leeren Sarg, klappte die Bibel mit lautem Schnappen zu und trat zurück. Seine Rolle bei der Andacht
war abgeschlossen. Robert Feldglöck tippte die geheimen Identifikationskodes in das Familienwappen auf der Tür zum Mausoleum, und sie schwang auf und zeigte nur Dunkelheit dahinter. Er sah Evangeline an, und sie legte die Blumen zärtlich auf
den Sarg und trat zurück. Der vorprogrammierte Gravschlitten
unter dem Sarg beförderte ihn langsam in die schattigen Tiefen
der Feldglöck-Familiengruft; die Tür schloss sich entschieden
hinter ihm, und das war es dann. Die Andacht vorüber, Abschied genommen, Zeit, mit dem eigenen Leben fortzufahren.
Was immer davon übrig war.
Adrienne wischte sich die Augen ab, schnauzte sich gründlich und tätschelte Evangelines Arm. »Ich weine immer auf
Begräbnissen. Und bei Hochzeiten. Selbst wenn ich die beteiligten Menschen nicht leiden kann. Die Zeremonien sprechen
mein Gefühl fürs

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