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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Ohnesorg.
Der Sendbote musterte Ohnesorgs und Rubys feindselige
Mienen, warf erneut einen kurzen Blick auf die Leiche und
verzichtete auf seine sorgfältig vorbereitete Ansprache. »Überlebende aus dem Labyrinth des Wahnsinns werden benötigt.
Ihre Macht und ihre Einsichten. Und da der Todtsteltzer und
Hazel D’Ark tot sind …«
»Bist du dessen sicher?«, fragte Ruby. »Besteht keine Chance mehr, dass sie noch leben?«
»Ich furchte, nein. Hazel D’Ark ist von den Blutläufern in die Obeah -Systeme entführt worden. Der Todtsteltzer ist ihnen
gefolgt. Seitdem hat niemand mehr von beiden gehört. Niemand kehrt jemals aus den Obeah -Systemen zurück.«
Ohnesorg sah Ruby an. »Probiere es mal mit der Gedankenverbindung. Gemeinsam sind wir viel stärker.«
Sie blickten einander in die Augen und vereinigten sich geistig machtvoll zu einer Einheit, die viel mehr war als die Summe ihrer Teile. Rings um sich erblickten sie die Bewusstseinseinheiten von Espern, die wie ein Kerzenwald in nächtlicher
Dunkelheit leuchteten. Hier und dort brannte ein stärkeres Bewusstsein wie eine Sonne oder ein Stern, während noch andere,
fremdere Lichter zu stark waren, um sie direkt anzusehen. Ohnesorg und Ruby streiften sie, als sie hoch an den Himmel über Golgatha stiegen, und Namen schwebten kurz durch ihre Gedanken. Diana Vertue. Mater Mundi. Varnay … Und dann ließen sie sie schon zurück, als ihre Gedanken weit über den Planeten hinausgriffen und über die übrigen bevölkerten Welten
des Imperiums hinwegschwebten. Lichter erschienen und verschwanden wieder, manche heller als andere, aber nirgendwo
entdeckten sie eine Spur von den beiden individuellen Geistern, die einst heller geflammt hatten als Sonnen oder Sterne.
Ohnesorgs und Rubys Gedanken jagten von einem Ende des
Imperiums zum anderen, und nirgendwo entdeckten sie eine
Spur von Owen Todtsteltzer oder Hazel D’Ark.
Ohnesorg und Ruby sanken in die eigenen Köpfe zurück, und
ihre Gedanken trennten sich. Lange Zeit blickten sie sich gegenseitig in die Augen.
»Sie sind nicht mehr da«, meinte Ohnesorg schließlich. »Nirgendwo im Universum könnten sie sich vor uns verbergen.«
»Dann stimmt es also«, sagte Ruby. »Sie sind tot. Wir sind
die letzten Überlebenden des Labyrinths. Die letzten der ursprünglichen Rebellen.« Sie wandte sich von ihm ab, damit er
ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte. Das brauchte er aber auch
nicht. »Hazel war meine älteste Freundin«, fuhr Ruby leise
fort. »Die Einzige, die mir je vertraut hat, und die, als ich sie
enttäuschte, einfach damit fortfuhr. Sie war mein letztes Bindeglied mit der Vergangenheit, mit der Person, die ich früher
war, ehe all dieser Wahnsinn einsetzte. Sie war eine tolle Kriegerin und eine noch bessere Freundin. Ich hatte sie nie verdient.«
Ohnesorg trat zu ihr, bemüht, sie mit seiner Anwesenheit zu
trösten. Er hatte Ruby vorher noch nie wirklich verletzt erlebt.
»Wir beide werden sie vermissen. Und den Todtsteltzer. Ein
guter Kämpfer. Ein echter Held. Er holte mich auf Nebelwelt von den Toten zurück. Er glaubte an mich, als es niemand
sonst tat, mich eingeschlossen. Er machte die Rebellion möglich.«
Ruby wandte sich ihm schließlich zu und sah ihn an, und ihre
Augen glänzten von unvergessenen Tränen. »Was tun wir jetzt,
Jakob?«
»Wir machen weiter«, antwortete er. »Sie würden es von uns
erwarten. Andernfalls wären sie vergebens gestorben.«
Rubys Gesicht wurde wieder ruhig und kalt. »Jeder stirbt. Alles endet. Das wusste ich schon immer. Nichts hat jemals Bestand.«
»Nicht einmal wir?«, fragte Ohnesorg sanft, aber Ruby hatte
keine Antwort für ihn. Er drehte sich wieder zum Sendboten
des Parlaments um. »Führt uns zum Parlament. Ich möchte
ihnen dort einiges sagen.«
    Das Parlament war ausnahmsweise einmal randvoll. Jeder
wollte selbst hören, was Ohnesorg und Ruby über die Massenhinrichtungen auf Loki zu sagen hatten. Also weigerte sich natürlich Elias Gutmann, der Parlamentspräsident, einen der beiden zu Wort kommen zu lassen, bis sich das Hohe Haus zuerst
eine Folge von Berichten über den Kriegsverlauf angehört hatte. Als Erster wurde Kapitän Eden Kreutz von der Excalibur aufgerufen, der draußen bei den Hainebeln seine Abteilung der
Imperialen Flotte gegen die Insektenschiffe führte. Ein großer
Monitor schwebte in der Luft vor den gedrängt vollen Reihen
der Abgeordneten und dem noch dichter gefüllten Zuschauerbereich. Dort sah man imperiale

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