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Töchter auf Zeit

Töchter auf Zeit

Titel: Töchter auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Handford
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Arbeitsplatte in der Küche stehe.
Als Erstes musst du die Brötchen in Buttermilch einweichen, sagte sie immer, wenn wir zusammen Frikadellen zubereiteten
. Ich liebte es, wenn sie bei der Arbeit vor sich hin summte und wie wir plauderten, wenn wir Gemüse schnitten oder Teig anrührten. Sie erzählte mir dann oft sehr persönliche Dinge aus ihrem Leben, wie von ihrer Fehlgeburt, die sie zwischen Claires und meiner Geburt erlitten hatte, und davon, dass sie auch Jahre später noch mitten in der Nacht aufwachte und sich fragte, was wohl aus diesem Kind geworden wäre.
    Ich bekam den Job und war in den kommenden sechs Monaten mit allen möglichen Küchenarbeiten beschäftigt. Eines Sonntagmorgens fragte mich der Koch, ob er mir zeigen soll, wie eine Sauce Hollandaise geht, die für den Brunch gebraucht würde. Ich rührte, bis mir die Hände wehtaten, während er die geklärte Butter löffelweise dazugab und mir dabei erklärte, dass das Risiko besteht, die Bindung der Sauce zu zerstören, wenn das Ganze zu heiß wird. Anschließend durfte ich zusehen, wie er Eier in Essigwasser pochierte. Ganz vorsichtig legte er die Eier in das siedende Wasser, als wären es Jungvögel. Ganze zwei Wochen folgte ich dem Koch auf Schritt und Tritt, und anschließend beförderte er mich zur Hilfsköchin, die für Eier à la Benedict zuständig war. Eine perfekte Sauce Hollandaise zuzubereiten gehörte jetzt zu meinen Aufgaben.
    Nach fünf Jahren, in denen ich sowohl die Schulbank gedrückt als auch als Teilzeitkraft gearbeitet hatte, machte ich endlich meinen Abschluss als Buchhalterin. Eines Samstags erzählte ich Claire beim Mittagessen von meinen Plänen.
    »Du wirst das bestimmt für bescheuert halten«, sagte ich und spürte, wie mein Herz raste. »Ich weiß es ganz einfach.«
    »Wart doch mal ab«, meinte Claire mit ruhiger Stimme, ganz der Typ Berufsberater.
    »Ich will nicht als Buchhalterin arbeiten«, sagte ich. »Ich dreh durch, wenn ich den ganzen Tag im Büro sitzen muss.«
    »Und was würdest du gerne werden?«
    »Köchin«, antwortete ich und machte mich auf das Donnerwetter gefasst, das gleich über mich hereinbrechen würde. Von wegen, etwas Idiotischeres gäbe es ja wohl nicht und dass ich bei meinem Glück für den Rest meines Lebens die Salatbar im Olive Garden aufstocken oder bei IHOP die Pfannkuchen wenden würde. Und dass ich als Köchin niemals in den Genuss einer Krankenversicherung käme, keinen bezahlten Urlaub hätte und niemals genug in die Rentenkasse einzahlen würde.
    »Im Country Club?«, wollte sie stattdessen von mir wissen.
    »Nein. Na ja, vielleicht … Aber ich will eine richtige Köchin werden, keine Hilfsköchin.«
    »Okay«, meinte sie daraufhin zögerlich. »Also ich finde nicht, dass das eine bescheuerte Idee ist. Ich weiß doch, dass du nicht den ganzen Tag still auf deinen vier Buchstaben sitzen kannst. Nein, ich halte das für eine ziemlich gute Idee.«
    »Echt?«
    »Ja, echt!«
    »Hier im George Mason bieten sie Lehrstellen als Koch an«, sagte ich und wurde von Minute zu Minute aufgeregter.
    »Wieso willst du auf Sparflamme köcheln?«, sagte Claire. »Warum nicht Frankreich? Oder Italien?«
    »Machst du
Witze
, Claire?«, keuchte ich. »Und woher sollen wir das Geld dafür nehmen?«
    »Ich habe etwas Geld für deine Ausbildung auf die hohe Kante gelegt, damals, als Moms Lebensversicherung ausbezahlt wurde. Außerdem übernimmt Larry einen Teil der Kosten. Ich bin mir sicher, dass es dir guttun würde, wenn du mal eine Zeit lang aus Virginia rauskämst.«
    »Danke, Claire!«, rief ich glücklich und warf mich in ihre Arme. »Danke, danke, danke!«
    Claire bog auf die kurvenreiche Strecke ab, die aus ihrem Viertel herausführte. Wir fuhren direkt am Ufer des Potomac entlang. »Ich habe den Blumenstrauß bei Flowers Galore bestellt«, sagte sie. »Der Laden ist nicht weit von hier. Nebenan ist ein Coffee-Shop. Was hältst du davon, die Blumen abzuholen und dann noch einen Kaffee zu trinken, bevor wir weiterfahren?«
    Gesagt, getan. Ich stellte meinen Kaffee auf dem Autodach ab und verstaute den riesigen Blumenstrauß im Kofferraum.
    Claire übertrieb es wie immer. Der duftende Strauß war größer als Mauras Kindersitz. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich mich für ein paar Wildblumen entschieden. Im ganzen Auto roch es nach den stark duftenden Lilien.
    »Was haben Ross und Maura heute vor?«, fragte ich.
    »Die beiden gehen ins Kino und sehen sich den neuesten Disney-Film an.

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