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Töchter auf Zeit

Töchter auf Zeit

Titel: Töchter auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Handford
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Möchtest du deinen Großvater kennenlernen?«, fragte ich sie und kitzelte sie am Bauch.
    Sam grinste, sodass ich ihre Grübchen sah. Für mich war das ein eindeutiges Ja.
    »Bevor ich mich so habe gehen lassen, war ich Köchin. Eigentlich mehr eine Patissière. Weißt du eigentlich, dass Dad und mir ein eigenes Restaurant gehört? Na, wie findest du das?«
    Sam sah mich wieder an und verzog ihre Lippen, als wollte sie gleich anfangen zu weinen.
    »Okay, okay«, sagte ich rasch. »Zurück zum Alltag.« Ich blickte auf die Uhr – es war zehn Uhr morgens. Sam brauchte etwas zu essen. Ich setzte sie in ihren Hochstuhl und bereitete ihr Fläschchen zu. Dann warf ich eine Handvoll gekochten Reis in eine Pfanne und gab ein Ei dazu. Ich ließ die Mischung nur etwa eine Minute braten und stellte sie dann zum Abkühlen in den Kühlschrank. Ich öffnete ein Glas eingemachten Kürbis undsetzte mich neben Sam. Sie wollte nur ein paar Löffel davon, aß den gebratenen Reis mit Ei aber ratzeputz auf. Auch das Fläschchen leerte sie fast ganz. Dann hielt ich sie hoch und ließ sie ihr Bäuerchen machen und danach war Spiel- und Lernzeit. Ich zeigte ihr Memorykarten und sagte ihr vor, was darauf abgebildet war. Immer wenn sie dabei lächelte, klatschte ich freudig in die Hände. Dann wechselte ich ihre Windeln und steckte sie in einen frisch gewaschenen Strampelanzug. Als ich wieder einen Blick auf die Uhr warf, war es erst elf Uhr. Das würde ein langer Tag werden.
    »Mach dir nichts draus«, tröstete ich mehr mich als sie. »Wenn du erst mal ein wenig größer bist, machen wir ganz tolle Sachen miteinander, backen Plätzchen und geben eine Teeparty. Du wirst das einzige Kleinkind der Stadt sein, das schon mit drei selbst Zimtplätzchen gebacken hat und weiß, wie das geht. Und weißt du, was noch?«
    Ich sprach es zum ersten Mal laut aus. »Vielleicht holen wir noch eine kleine Schwester für dich aus China. Na, wär‘ das was? Eine
mei mei

    Sam sah mich an, als hätte sie das chinesische Wort für
Schwester
wiedererkannt, und strampelte vergnügt mit ihren Beinchen.
    »Du musst aber ganz lieb zu ihr sein. Eine große Schwester zu sein heißt, viel Verantwortung zu tragen. Deine Tante Claire hat mich ganz schön herumkommandiert, zu viel, wenn du mich fragst.«
    Dann setzte ich Sam auf ihre Decke und legte die DVD
Baby Einstein
ein, holte mir noch einen Kaffee aus der Küche und las am Handy meine E-Mails. Amy DePalma hatte sich gemeldet und mir ein paar Fotos von ihren Mädels geschickt. Außerdem hatte sie mir einen Link zu einer Adoptionsagentur geschickt. Ich wollte gerade auf
Senden
klicken, als es läutete und ich kurz danach hörte, wie jemand die Tür aufsperrte. Schon erklang Claires Erkennungsmelodie: »Juhuuu!«
    »Hi!«, begrüßte ich sie und nahm sie in den Arm. »Schön, dich zu sehen. Jetzt, wo alle weg sind, weiß ich gar nicht so recht, was ich mit mir anstellen soll. Das ganze Haus ist so ruhig, und die Zeit kriecht. Aber versteh mich bitte nicht falsch. Das ist genau das, was ich immer wollte. Aber mittlerweile kann ich nachvollziehen, wenn sich die Mütter, die den lieben langen Tag mit ihren Kleinen verbringen, langweilen.« Ich schlug mir mit der Hand auf den Mund, weil ich eigentlich nicht wollte, dass Sam das mitbekam. »Sie ist erst ein paar Wochen hier, aber ich hätte gerne noch ein paar von der Sorte. Ich will so viele Kinder, dass es niemals ruhig wird in diesem Haus. Bin ich jetzt völlig durchgeknallt, oder was ist mit mir los?«
    »Ach, Quatsch. So bist du eben. Klingt ganz nach Helen.«
    »Und wie geht es dir?«
    »Du stehst eben auf Abwechslung«, stellte meine große Schwester fest. »Bei dir muss immer was los sein. Du bist immer dann glücklich, wenn du rund um die Uhr beschäftigt bist, Stress hast, auf Reisen bist, für eine ganze Kompanie kochst oder den Wettlauf gegen die Uhr antrittst.«
    »Und wie ist das bei dir?«
    »Da sind wir ganz unterschiedlich«, antwortete Claire. »Mir gefällt es, allein mit Maura zu Hause zu sein. Immerhin habe ich fünfundzwanzig Jahre darauf gewartet, dass mal Ruhe in mein Leben einkehrt. Zuerst habe ich mich um Mom gekümmert, dann um dich, dann habe ich am College und der Uni geackert wie verrückt, und dann bin ich auch schon die Karriereleiter bei Goldman Sachs hochgeklettert. Mir reicht es völlig, wenn ich Maura und Ross um mich habe. So bin ich eben.«
    »Kann ich verstehen.«
    »Überleg mal«, sagte Claire. »Ich bin sechs Jahre älter

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