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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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versiegt und das Wasser versickert. Entsetzt fuhr Inani zusammen, plötzlich schien die heiße Mittagssonne in ihr Gesicht.
    „War ich wieder ohnmächtig?“, fragte sie verzagt.
    „Mehr als einmal.“
    Inani blinzelte, als der Schatten der Raubkatze über sie fiel, sie vor der Sonne beschützte.
    „Nimm von unserer Lebenskraft“, bot die Leopardin an.
    „Ich könnte euch dabei töten, auf gar keinen Fall!“
    „Wir sterben, wenn du stirbst, Kyphra-Schwester. Du bist zu schwach. Nimm von uns. Wenn wir sterben, können wir dich nähren. Es ist richtig so.“
    Zögernd streckte Inani ihre geistigen Finger aus, suchte nach der Lebenskraft, die beide Gefährten durchströmte: Ein heller Fluss reiner Energie, der im Rhythmus der schlagenden Herzen pulsierte.
    Pya, steh mir bei!
    Die junge Raubkatze war stärker als die Kyphra, die Gefahr, dass Inani sie unwillentlich tötete geringer.
    Es war leicht, viel zu leicht! Sofort strömte Kraft zu ihr, belebte ihren Körper, brachte Heilung. Inani verlor sich in diesem Gefühl, die Energien berauschten ihre Sinne.
    „Hör auf!“
    Erst als die Kyphra diesen Befehl zum dritten Mal schickte, mit jedem Mal energischer, kam Inani zu Bewusstsein. Hastig zog sie sich von der Leopardin zurück, hoffend, dass es noch nicht zu spät war.
    Die schlanken Muskeln der Großkatze zitterten, matt lag sie am Boden. Inani spürte ihren Körper endlich wieder, doch das kümmerte sie jetzt nicht. Verzweifelt rief sie nach ihrer Seelengefährtin, bis sie endlich eine Antwort erhielt:
    „Ich lebe, und ich werde leben. Lass mich ruhen.“
    Erleichtert konzentrierte sich Inani auf ihre Magie und betrachtete ihren eigenen Körper. Die Wirbelsäule war gleich mehrmals gebrochen, dazu einige Rippen. Nach fast drei Tagen und Nächten ohne Bewegung waren zahlreiche weitere Wunden an Haut und Muskeln entstanden – ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebte. Konars Schwert hatte sich tief in ihre Schulter gebohrt, die Verletzung war inzwischen entzündet. Hohes Fieber wütete in ihrem Leib, sie war völlig ausgetrocknet.
    „Ich hätte keine weitere Stunde mehr gelebt, und ohne euch beide wäre ich schon längst tot!“, dachte sie voller Dankbarkeit. Die Energie ihrer Gefährtin reichte aus, dass sie alle schweren, unmittelbar gefährlichen Verletzungen heilen konnte. Aber gegen die Entkräftung und den Mangel an Flüssigkeit konnte sie nichts ausrichten, sie musste jetzt so schnell wie möglich raus aus diesem Loch, sonst war alles umsonst gewesen.
    Entschlossen kämpfte Inani gegen die bleierne Erschöpfung. Unter Aufbieten aller Kräfte schaffte sie es, sich hoch zu setzen, doch weiter ging es nicht.
    „Unmöglich, ich komme da nicht hoch!“ Tränen der Verzweiflung rannen über ihre Wangen, es durfte, es konnte nicht vergeblich gewesen sein!
    „Verwandle dich. Nimm die Gestalt von einem von uns an. Als Kyphra kannst du den Fels hoch kriechen, als Leopard mit einem Satz nach oben springen. Auch dann, wenn du erschöpft bist.“
    Zitternd vor Schwäche hing Inani halb sitzend, halb liegend an den Felsen, an denen sie sich hatte hochziehen wollen.
    „Ich kann mich nicht verwandeln, ich weiß nicht, wie das geht!“
    „Es ist leicht, Kyphra-Schwester.“
    Zu nah an der endgültigen Ohnmacht, aus der es kein Erwachen mehr geben würde, versuchte Inani gar nicht erst, zu widersprechen.
    Sie tastete suchend in sich hinein, forschte nach dem Wesen des Panthers in ihrem Inneren. Irgendwo, ganz tief unten in ihrer Seele, musste es sein.
    Ihr Verstand konnte sich nicht widersetzen, als Inani sich der Flut öffnete, den wilden Emotionen und Instinkten der Raubkatze gestattete, alles Denken fortzuspülen. Sie hatte mit Schmerz gerechnet, mit Todesangst, als ihr Körper sich wandelte, aber nichts davon geschah: Inani warf sich herum, die Muskeln ihres Leopardenkörpers gehorchten. Noch bevor sie wirklich begriffen hatte, dass sie nun kein Mensch mehr war, schnellte ihr schlanker, starker Leib bereits in die Höhe, und sie war frei. Gerettet!
    Auch in dieser Gestalt spürte sie die Schwäche, es hinderte sie kaum, sich zu bewegen. Inani witterte den toten Leib des Priesters und sah die Aasfresser, die sich an ihm gütlich getan hatten. Einen Moment lang packte sie die Gier, doch sie ließ es nicht zu, sondern eilte an Konars Leiche vorbei. Ihre Gefährten holten sie rasch ein, das Pantherweibchen war schneller und sicherer als Inani, obwohl sie zusätzlich die schwere Kyphra auf dem Rücken trug und so

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