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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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herankamen. Es war ein ungleiches Gefecht: Das schwarzhaarige Mädchen, das an Thamar vorbei wirbelte, beherrschte den Kampf, ließ der zwar größeren und kräftigeren, doch ungleich langsameren Rothaarigen keine Gelegenheit zum Angriff. Mit dem Blick des Kriegers bewunderte Thamar die Eleganz und ausgefeilte Technik beider Kämpferinnen. Der Rotschopf schlug sich mit verbissener Entschlossenheit, steckte mehrere Treffer scheinbar ungerührt ein. Die deutlich jüngere Gegnerin spielte dennoch nur mit ihr, trieb sie mal hierhin, mal dorthin, schien jede Bewegung vorauszuahnen, bevor das andere Mädchen sie ausführte.
    Zehn von diesem Kaliber, und sie könnten eine ganze Wachmannschaft von Roen Orm niedermachen!
    Die rothaarige Hexe schrie auf, als sie einen harten Treffer gegen den Unterarm erhielt, ihr Stock flog aus ihrer Hand – genau auf Thamars Gesicht zu. Er hatte die Bewegung gesehen und wich bereits aus, doch dann erhaschte er etwas aus den Augenwinkeln. Sein Gesichtsfeld verengte sich, die Zeit stand einen Moment lang still. Ohne nachzudenken traf er seine Entscheidung und reagierte blitzschnell: Seine Hand stieß vor und fing den Stock in der Luft ab. Die Fliehkraft riss seinen Arm nach vorne.
    Es knackte schmerzhaft in seiner Schulter, sofort ließ er die Waffe los, die nun harmlos zu Boden fiel. Thamars Blick irrte zur Seite, da, wo er eine Hexe bemerkt hatte, die ihm den Rücken zuwandte. Die wirbelte herum, kastanienbraune Locken peitschten durch die Luft. Der Stock hätte sie am Kopf getroffen, da war sich Thamar sicher.
    „Könnt ihr nicht aufpassen?“, keifte die Hexe verärgert und wollte zu den beiden jungen Kämpferinnen eilen, aber eine erhaben wirkende Frau mit silbernem Haar hielt sie fest.
    „Bist du so wenig Kriegerin, dass du dich von einem Prinzen retten lassen musst, Ylanka?“, spottete sie. Diese schnaubte voller Verachtung, beschimpfte die Mädchen in einer fremden Sprache und stampfte wütend davon.
    „Verzeiht, hoffentlich habt Ihr Euch nicht verletzt?“ Thamar wandte sich um und blickte in das Gesicht der schwarzhaarigen Siegerin. Erschrocken wich er zurück: Die Augen dieser jungen Hexe funkelten bernsteinfarben, unmenschlich, katzengleich ...
    „Inani, du solltest deine Opfer vielleicht nicht unbedingt mitten auf dem Platz erledigen, was denkst du? Ab mit euch zu Balinda!“ Die silberhaarige Hexe hob den Stab auf und überreichte ihn der unterlegenen Kämpferin. Die Gesichter beider Mädchen verdunkelten sich, doch sie nickten schweigend, bevor sie sich umdrehten und verschwanden.
    „Mein Name ist Alanée. Wie es scheint, seid Ihr gut ausgebildet?“ Thamar nickte nur, er starrte dem Mädchen verwirrt hinterher. War sie wirklich ein Mensch?
    „Kommt mit mir, bevor nach Eurer kleinen Vorführung noch mehr Schwestern versuchen, Eure Grenzen und Fähigkeiten auszutesten. Wir Hexen können bisweilen recht verspielt sein“, sagte Alanée und zog Thamar fort von dem bunten Treiben.
    „Kythara schickt mich, sie lässt ausrichten, dass Eure Majestät nun sicherlich genug Zeit für einen ersten erschreckenden Eindruck hatte.“ Ihr Tonfall zeigte deutlich, wie wenig ernst sie ihre höflichen Worte meinte.
    Thamar kochte innerlich, ließ den beißenden Spott jedoch unkommentiert und behielt eine gleichmütige Fassade aufrecht.
    „Sehr zuvorkommend“, erwiderte er mit einem diplomatischen Lächeln.
    „Stehenbleiben!“ Es war P’Maondnys Stimme, die plötzlich in seinen Gedanken auftauchte. Thamar gehorchte und verharrte in der Bewegung. Alanée wartete einen Moment, griff dann
    unsicher nach seinem Arm, um ihn weiter zu ziehen, aber er schüttelte den Kopf. Nichts geschah.
    „Geh jetzt weiter und du wirst im richtigen Augenblick eintreffen.“ Die Elfe gönnte ihm keine Erklärung für ihren Befehl. Mit heißen Wangen und stoischer Miene stampfte Thamar weiter, innerlich fluchend wie ein Roen Ormscher Fischhändler.
    Elfen und Hexen, Priester und Brüder und Diener und all das ganze Pack, zum Finsterling mit euch! All ihr, die ihr es nur gut mit mir meint, ich-bin-kein-Spielzeug!
    Alanée ließ ihm den Vortritt, als sie Kytharas Haus erreicht hatten. In dem Moment, als Thamar sich der Tür näherte, prallte er mit voller Wucht gegen ein heranstürmendes Hindernis und ging zu Boden. Als er aufstehen wollte, blickte er in funkelnde Raubtieraugen und sank erschrocken wieder zurück.
    „Entschuldigung, ich hatte es wohl zu eilig?“ Ein verlegenes Lächeln erhellte das noch

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