Toechter der Dunkelheit
schlimmsten Ängste, die unerträglichen Qualen mildern und so verhindern, dass er zusammenbrach und sich dabei selbst verlor. In diesem Augenblick, als sie sich mit Körper und Geist so nahe kamen, wie es zwei solch unterschiedlichen Menschen möglich war, wirkte ihre Magie wie Balsam und verschloss die grausamen Wunden.
Es dauerte lange, bis beide wieder zu Atem kamen. Kythara befreite ihn von seinen Fesseln, glitt dann vorsichtig von ihm herab, überrascht, wie müde sie war.
Ich werde wohl alt! Sie lachte innerlich über sich selbst und wollte aufstehen, um sich zu waschen, doch da bemerkte sie Thamars Blick. Er beobachtete sie aufmerksam, tiefe Erschöpfung stand in sein Gesicht geschrieben. Rasch legte sie sich neben ihn und küsste ihn sanft.
„Du solltest schlafen, dein Körper braucht jetzt dringend Ruhe“, sagte sie, während sie ihm einige verschwitzte Haarsträhnen aus der Stirn strich.
„Ich bin noch zu …“ Er fand keine Worte, um seine Verwirrung zu beschreiben. Seine Stimme war so heiser, dass Kythara ihn kaum verstehen konnte.
„Sei unbesorgt. Niemand wird dich anrühren, solange du in meinem Reich weilst, du kannst hier ohne Angst schlafen.“ Sie spürte seine aufgewühlten Gedanken und lächelte, als sie begriff, was ihn tatsächlich bewegte. „Du brauchst mir nicht zu danken, es war ausgesprochen vergnüglich, deine Seele zu retten, wie du sicherlich gespürt hast. Wir können das gerne bei Gelegenheit wiederholen … Abgesehen davon, dass deine süße Elfe mich in der Luft zerfetzt hätte, wäre es mir nicht gelungen.“ Thamar errötete so heftig, dass Kythara beinahe lachen musste, so anrührend sah er aus. Doch dann wurde sie wieder ernst und bat nachdenklich:
„Thamar, bitte schenke mir eine Erinnerung an den Sonnenpriester. Die Rache an Ilat ist dein, aber seinen Helfer will ich für mich. Was er getan hat ist durch nichts zu erklären oder zu entschuldigen!“
„Das geht nicht.“ Thamar schüttelte den Kopf. „Der Priester trug stets eine Kapuze, ganz tief ins Gesicht gezogen. Sein Name wurde nie genannt, er kam und ging heimlich.“
„Darf ich deine Erinnerungen dennoch sehen? Vielleicht hast du einmal unwissentlich einen Blick unter die Kapuze werfen können. Ich will und werde diesen Mann vernichten!“ Thamar zuckte erschrocken vor ihrem dunklen Zorn zurück, riss sich dann aber zusammen.
„Such, nimm, was du haben willst …“ Sein Bewusstsein glitt davon, er war am Ende jeglicher Kraft angelangt.
„Eiye skysh!“, befahl Kythara. Es brauchte nicht mehr als einen magischen Funken, und Thamar versank in tiefen Schlaf. Behutsam, um ihn weder zu wecken noch seine nahenden Träume mit unerwünschten Erinnerungen zu belasten, suchte sie in seinen Gedanken nach den Bildern des Priesters. Sehr schnell wurde sie fündig und musste alles geben, um nicht vor Zorn und Hass aufzuschreien: Sie kannte dieses Gesicht.
Garnith! Du bist ein toter Mann. Ich werde meine Rache genießen, sie wird langsam und grausam sein, das schwöre ich dir!
Als sie sicher war, dass Thamar ruhig schlief, stand Kythara auf, zog sich an und verließ die Hütte. Es dämmerte bereits, wie sie überrascht feststellte, als sie ihr eigenes Haus betrat. Während sie sich wusch und umkleidete, dachte sie intensiv über ihre Rache nach. Garnith von Roen Orm war der Erzpriester der Sonnenbruderschaft. Es wäre dumm, sich allein mit ihm anzulegen, doch welcher Hexe konnte sie vertrauen? Wer war mächtig genug, ihr bei dieser Fehde zur Seite zu stehen? Sie selbst war keine Spielerin, sie würde ihn zu rasch ermorden, was fatale Konsequenzen nach sich ziehen würde. Es brauchte eine Katzenhexe! Shora wäre geeignet, aber die hatte alle Hände voll mit Inani zu tun.
„Du brauchst nicht zu suchen. Diese Zukunft ist bereits entschieden“, flüsterte eine Stimme aus einer dunklen Zimmerecke. Kythara ging unwillkürlich in Abwehrstellung, entspannte sich allerdings, als Maondny hervortrat.
„Du bist unhöflich, verehrte Elfe. Man fragt um Erlaubnis, bevor man fremde Leute beim Waschen beobachtet und ihre Rachegedanken belauscht“, sagte Kythara streng.
„Ich bin zu sehr mit meinem Wahnsinn beschäftigt, um mich mit Höflichkeiten aufzuhalten.“ Maondnys Gesicht war völlig unbewegt, doch in ihren Augen funkelte etwas, das verdächtig nach Spott aussah.
„Verrätst du mir wenigstens, wie die Zukunft sich entschieden hat?“
„Wozu? In etwa einer Stunde wird sich dir die Erkenntnis mit Gewalt
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