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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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der einzige Orn in ganz
    Anevy, der überhaupt schwimmen konnte, sondern auch einer der ganz Wenigen, die nicht ihr ganzes Leben in ihren beschützten Dörfern verbracht hatte.
    „Wenn du mir wenigstens sagen würdest, was das hier alles soll! Warum diese Eile, warum hast du das Dorf im Stich gelassen? Jinivy sagte, ich komme niemals mehr zurück! Nicht, dass ich ihn oder die anderen vermissen würde, aber bitte, warum? Wohin gehen wir?“ Diese und ähnliche Fragen hatte Jordre nun schon hunderte Male gestellt, und immer hatte Chyvile nur gelächelt, mit den Schultern gezuckt oder ihn auf später vertröstet. Diesmal jedoch blieb sie stehen und sah besorgt zu ihm auf.
    „Du vermisst sie nicht? Du weißt, du siehst sie alle niemals wieder, ist dir das wirklich egal? Was ist mit Kian, er ist dein Freund? Oder Dasrel? Ich weiß, dass du sie magst.“
    Jordre spürte, wie er errötete. Verlegen senkte er den Blick. Seine langen schwarzen Haare fielen ihm dabei ins Gesicht, was ihm recht war, denn seine Mutter verstand es viel zu gut, jede seiner Regungen zu deuten.
    „Kian ist nicht wirklich mein Freund, das weißt du ebenso wie ich. Er ist lediglich der Einzige, der nicht über mich lacht oder Angst vor mir hat oder mich beschimpft, weil ich ein Fremder von irgendwo bin und du mich aufgesammelt hast wie einen lustig geformten Stein. Er schubst mich nicht herum wie die anderen, aber er mag mich auch nicht wirklich. Man könnte sagen, er findet mich interessant, weil ich anders bin. Und Dasrel, ja, natürlich finde ich sie wunderschön. Die Sonne ist auch wunderschön.“ Seine leisen Worte versiegten zu einem unverständlichen Flüstern. Er zuckte zusammen, als er Chyviles Hand auf seinem Arm spürte und folgte der wortlosen Aufforderung, sich zu Boden zu setzen, ohne sie anzusehen.
    „Jordre, warum hast du mir das nie gesagt?“
    „Du wusstest es doch!“, erwiderte er trotzig.
    „Nein, ich wusste es eben nicht. Natürlich, ich konnte sehen, dass du es nie leicht hattest. Du wurdest abgelehnt, weil du nicht aus Eran stammst und keine Familie hast. Aber ich wusste nicht, dass man dich für anders hält. Ich meine, du bist ein Orn wie sie alle!“
    Jordre lachte bitter.
    „Natürlich haben sie das nicht gesagt, wenn du in Hörweite warst, aber ich bin eben kein Orn wie alle anderen. Ich stamme nicht aus Eran, also bin ich ein Fremder. Böse und verdorben, schlechtes Blut, ein finsteres Omen, ein Unheil, von Osmege geschickt.“
    „Ach, ich dachte, sie glauben nicht an Osmege?“ Chyvile lachte bei diesen Worten, doch er hörte den traurigen Ernst in ihrer Stimme.
    „Selbstverständlich glauben wir an Osmege, ich meine, er hat alles Böse über uns gebracht und das ganze Land verflucht.“ Unsicher schüttelte er den Kopf.
    „Ja, für euch Orn ist Osmege ein böser Fluch, ein dunkler Gott. Ein fernes Wesen im Himmel oder unter der Erde, weit fort jedenfalls.“
    „Was sollte er sonst sein?“ Jordre war zu erschöpft, um sich über die Ernsthaftigkeit seiner Mutter zu wundern, die sich sonst immer nur mit gelassener Fröhlichkeit gab.
    „Wie oft habe ich es dir denn schon erklärt? Dir und allen anderen? Osmege ist ein lebendiges atmendes Wesen, ein von Magie zerrissener Orn.“
    „Alle sagen, das wäre unmöglich, weil kein Orn mehrere hundert Jahre leben kann. Jinivy meint, Osmege muss einfach ein böser Gott sein, der uns dafür verflucht hat, dass wir, oder vielmehr unsere Vorfahren, ihm nicht gehorcht haben.“
    Chyvile seufzte. „Ich weiß, und ja, ich weiß auch, dass dies die freundlicheren Dinge sind, die man sich so erzählt. Ich kenne die Geschichten, dass es eigentlich wir Famár waren, die das Land verflucht haben. Das wir euch gar nicht beschützen, sondern gefangen halten in euren Dörfern. Dass nicht ganz Anevy verwüstet ist, sondern nur ein paar Meilen, eben rund um Eran, und mein Volk sich so die Herrschaft über das restliche Land sichert.“
    „Ich habe immer allen gesagt, dass das gelogen ist. Schließlich war ich mit dir schon früher weite Strecken gereist“, flüsterte Jordre beschämt.
    „Und dafür hast du mehr als einmal Prügel eingesteckt, nicht wahr?“ Chyvile strich ihm sanft durch die wirren Haare. „Osmege lebt, Jordre. Er ist ein Feind aller lebendigen Kreaturen, nicht bloß der Orn. Auch, wenn ihr es in der Abgeschiedenheit eurer magischen Schutzwälle nicht so empfunden habt, Eran ist nicht der Mittelpunkt der Welt, und nichts, wirklich gar nichts von dem, was ihr

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