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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Champagner ein. »Weißt du, woher ich diesen Tip habe?«
    »Welchen Tip?«
    »Dummchen, den Tip mit den Haferflocken.«
    »Aus den Rennställen?«
    Er lachte, als hätte ich etwas irrsinnig Komisches gesagt. Dann erzählte er’s mir, fast flüsternd.
    Man lebt und lernt. Ich sagte: »Stimmt das?«
    »Ja, Sir. Und merkst du was? Ich krieg’ schon wieder Lust auf dieses Wiegenliedchen.«
    Haferflocken. Ich hatte sie jahrelang gegessen und nie gemerkt, welche Wirkung sie haben konnten. Nun, bei N. B. taten sie ihre Wirkung. Er hatte sein Schüsselchen noch nicht leer, da wurde er zum drittenmal gepackt von Liebeslust, aber ich stieß ihn fort. Jeder Nerv meines alten, zerschlissenen Körpers lag im Koma, und genug ist genug. »N. B., ich muß zurück ins Hotel. Bitte.«
    »Du gehst nicht zurück ins Hotel. Du bleibst hier.«
    »Nein. Das ist ausgeschlossen.«
    »Vergiß diese dumme Geschichte mit der Fluggesellschaft. Du bleibst hier von heute an.«
    »Nein«, sagte ich. »Es tut mir leid. Ich kann nicht.«
    Er packte meine Arme. »Hör mal, ich hab’s dir doch gesagt, nicht wahr? Ich werde dich kleiden wie eine Königin. Ich werde dir alles geben, was du willst —«
    »Das ist ganz und gar ausgeschlossen, N. B.«
    »Warum?«
    »Es ist eben so. Wo ist das Badezimmer? Ich muß mich anziehen und gehen.«
    »Carol, hör mal. Hör doch mal —« Dann hielt er inne und sagte finster: »Okay. Okay. Das Badezimmer ist da hinten, links.«
    Es war ein prächtiges Badezimmer, alles in Schwarzweiß.
    Nachdem ich geduscht hatte, entdeckte ich eine auserlesene Make-up-Bar, ausgestattet mit fast jedem Ton von Elizabeth Ardens Lippenstiften, Lidschatten und all dem anderen Hokuspokus, genau das, was man im Appartement eines Junggesellen erwartet. Es war eine aufmerksame Geste. Jede, ganz gleich, ob sie blond war, rothaarig oder brünett, konnte ihr Aussehen so gut wie neu herrichten, wenn sie die Kur mit den Haferflocken überlebte.
    Ich trug einen Hauch Lippenstift auf, einen Hauch Puder,
    schlüpfte in das trügerische Trägerlose, kämmte mich und ging zurück zu N. B. »Würdest du mir bitte ein Taxi bestellen?«
    »Ein Taxi? Zum Teufel, ich fahr dich nach Hause.«
    »Das ist nicht nötig —«
    »Sei nicht albern.«
    »Wie spät ist es eigentlich, N. B.?«
    Er schaute auf die Uhr. »Drei Viertel eins.«
    »Danke.«
    Die Nacht war milde und ruhig und friedvoll. Wir sprachen nicht miteinander, während wir zum Charleroi fuhren. Ich dachte, Gott, wie komisch doch alles ist. Wenn Magna International Airlines mir nicht untersagt hätte, mit diesem Manne zu verkehren, hätten er und ich gemeinsam vielleicht Alma das Leben retten können. Wenn Herr Doktor Duer und ich gestern nachmittag nur zehn Minuten früher ins Hotel zurückgekommen wären, wäre er nicht Donna begegnet, er hätte keinen Streit mit Elliott gehabt, ich hätte nicht zu ihm ins Appartement gehen und um Donnas Leben bitten müssen, ich hätte nicht dieses heulende Elend gehabt, ich hätte Doktor Schwartzs Schlaftabletten nicht gebraucht, ich hätte nicht den Unterricht versäumt, ich hätte nicht N. B. am Schwimmbassin getroffen, und ich wäre nicht das, was ich jetzt war, eine Schlampe. Und wahrscheinlich auch noch schwanger. Es traf mich wie ein Blitz, es traf mich wie ein Eimer Eiswasser. Und wahrscheinlich auch noch schwanger. Wie reizend!
    Wir rollten zum Portal des Charleroi, und als wir hielten, nahm ich meine Handtasche und wollte schon aussteigen. Doch plötzlich — noch so ein Blitz — fiel mir ein, was darinnen war.
    Ich öffnete die Handtasche, zog die Geldscheine heraus und legte sie auf den Sitz neben N. B.
    Er sagte: »Was ist das?«
    »Das Geld, das du beim Rennen gewonnen hast.«
    »Es ist dein Geld. Du hast es gewonnen. Nicht ich.«
    »Ich kann es nicht behalten, N. B., wirklich nicht.«
    »Was ist denn los mit dir, mein Kind? Das Geld kommt doch nicht von mir, es kommt von der Rennbahn. Es ist gefundenes Geld. Du hättest ebensogut nicht einen Cent gewinnen können. Um Himmels willen, mein Herz, sei nicht so ein Dummkopf.«
    Er steckte mir die Rolle Geldscheine wieder in die Tasche und so hörte ich zum erstenmal den Namen, der am besten zu mir paßt.

    Während der Portier mir die Wagentür öffnete, fragte N. B.: »Wann seh ich dich wieder?«
    Ich sagte: »Es tut mir leid, in dieser Woche hab’ ich bestimmt keinen Abend Zeit. Unsere Klasse hat noch ein paar schwere Tage vor sich.«
    Er verzog den Mund. »Wie ist’s mit dem

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