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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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die Bar kommen und ein Glas mit uns trinken zur Feier des Tages? He, Harrison, wie wär’s damit?«
    »Nichts lieber als das«, sagte Mr. Garrison mit bebender Stimme. »Aber leider, hab’ zu tun. Furchtbar viel zu tun. Es kommt ein neuer Kursus, vierzig Mädchen. Den Bösen flieht der Schlaf. Verschieben wir es auf ein andermal, ja?«
    »Wie Sie wollen, Harrison«, sagte Luke. »Also dann auf Wiedersehen.«
    Mister Garrison zog mich auf die Seite. Seine Stimme bebte nicht mehr, sie war schon ganz heiser. »Carol, seit wann läuft das, Lukas-Jurgens?«
    Ich sagte: »Aber, Mister Garrison, das müssen Sie doch wissen! Es war Liebe auf den ersten Blick, jedenfalls für Mister Lukas, und das war vor vier Wochen gleich am ersten Tag.«
    »Allmächtiger!« stöhnte er. »Wissen Sie, wer dieser Bursche ist?«
    Ich sagte: »Er ist ein netter reizender Mensch.«
    Mister Garrison krächzte: »Nett, reizend, du meine Güte. Der Bursche ist Millionär. Viehzüchter. Millionär, ich sag’s Ihnen.«
    »Sie meinen, er ist nett und reizend und reich außerdem?«
    »Multimillionär«, schnaufte er. »Haben Sie nicht den Ring gesehen, den sie trägt? Groß wie’n Entenei. Das muß ich gleich an die Werbeabteilung weitergeben. Gott, wen werden sie nächstens noch heiraten?« Er machte auf dem Absatz kehrt, und fort war er. Und im selben Augenblick, da er entschwand, nahm Ray seinen Platz ein.
    »Carol.«
    Mein Herz zerbrach fast. Ich konnte ihm nicht in die Augen schauen.
    »Ich wollte nur fragen, weißt du schon, wo du wohnen wirst?«
    »Mary Ruth Jurgens wird sich darum kümmern.«
    »Du wirst mit ihr zusammen wohnen?«
    »Ja, Sir.«
    »Das freut mich. Sie ist ein feiner Kerl. Warm mußt du dich zum Dienst melden?«
    »Montag früh, Sir.«
    »Wollen wir heute abend zusammen essen gehen?«
    »Nein, Sir, es tut mir leid.«
    Er wartete einen Augenblick. »Kann ich dich wenigstens irgendwann am Wochenende sehen?«
    »Nein, Sir, es tut mir leid.«
    »Carol!«
    Ich konnte es noch immer nicht über mich bringen, ihn anzusehen. Er drehte sich um und ging fort.

    Luke hatte uns zum Mittagessen eingeladen. Er hatte nicht lockergelassen, bis wir ja gesagt hatten. Wir wollten nicht in unseren Uniformen gehen, sie waren zu neu, wir kamen uns zu auffällig darin vor. Als wir uns in 1412 umzogen, sagte Jurgy: »Carol, ich glaube, Luke führt irgend etwas im Schilde.«
    Ich sagte: »Was denn?«
    Sie sagte: »Ich will’s nicht beschwören. Aber allmählich kenne ich den alten Gauner, und ich weiß, wann er etwas ausbrütet. Vielleicht hat er ein Appartement für uns gefunden.«
    Ich sagte: »Du, das wäre herrlich.«
    Sie sagte: »Ich vermute das nur. Weißt du, wenn er diese Unschuldsmiene aufsetzt, dann hat er bestimmt irgendwelchen Unfug vor. Übrigens, gefällt er dir jetzt besser?«
    Ich sagte: »Ja, Jurgy.«
    Sie sagte: »Das ist fein. Ich hab’ dich mit Doktor Duer sprechen sehen. Gibt’s was Neues in dieser Richtung?«
    Ich sagte: »Nein.« Sie knurrte.
    Luke wartete auf uns in der Halle. Er strahlte, als er uns kommen sah.
    »Hand aufs Herz, Kinder. Hübschestes Paar Mädchen in ganz Miami Beach. Bin stolz drauf, euch zu kennen. Wie wär’s mit ‘nem Daiquiri in der Souvenir Bar, ehe wir losziehen?«
    »Losziehen, wohin?« fragte Jurgy mißtrauisch.
    »Ich hab’ gedacht, nun ja, Mary Ruth. Hab’s ‘n bißchen dicke, all das vornehme französische Essen, das sie einem hier vorsetzen. Dachte, wir suchen uns ‘n kleines Restaurant, wo man ein zünftiges Mittagessen bekommt. Kriege langsam Magendrücken.«
    »Wenn wir irgendwo außerhalb essen wollen«, sagte Jurgy, »dann fahren wir am besten gleich los. Ich will nichts trinken. Möchtest du etwas, Carol?«
    »Nicht eigentlich.«
    »Okay, Mary Ruth«, sagte Luke. »Hab’ den Wagen schon vor der Tür.«
    Ich wußte, was Jurgy dachte. Er war einfach zu nachgiebig und zu milde. Es war geradezu komisch, und es war in gewissem Sinne aufregend, weil ich nicht wußte, was sich hinter diesen harmlosen Augen und dieser Brille mit Goldrand verbarg. In diesem alten Vogel steckte eine ganze Menge Leben, ohne jede Frage, alles Leben, das Jurgy nur verlangen konnte.
    Sein großer grauer Cadillac stand fast an derselben Stelle, wo Ray am letzten Wochenende seinen MG geparkt hatte, und als wir darauf zugingen, sagte Luke: »Guter Gott, ich hätt’s fast vergessen. Hier, ihr zwei, kommt mal und seht euch das an.«
    Hinter dem Cadillac stand ein funkelnagelneuer Corvette, blaugrau und silber, der

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