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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Tisch, schaute mich ein paar Augenblicke lang eindringlich an, seufzte, lächelte und sagte: »Carol, du bist eine wahre Augenweide für müde Augen.«
    »Danke.«
    »Das ist kein Kompliment, es ist die Wahrheit. Kindchen, ich hab’ dich die ganze Woche lang schrecklich vermißt.«
    »N. B., ich möchte dir sagen —«
    »Wart7 eine Minute, wart’ eine Minute, laß mich ausreden. Ich muß dir erklären, warum ich dich so unbedingt sehen wollte. Maxwell sagt mir, ihr habt da ‘ne richtige kleine Feier gehabt heute morgen im Kaiserinnensaal?«
    »Ja, unsere Abschlußfeier.«
    »Das ist wunderbar. Ihr habt die Ausbildung hinter euch, alle? Ihr seid jetzt also ausgewachsene Stewardessen und fliegt jetzt tatsächlich in Flugzeugen?«
    »Ja.«
    »Wo ist deine Bleibe?«
    »Ich bleibe hier in Miami.«
    »Machst du Witze? Oh, Junge!«
    »N. B. — «
    »Momentchen. Ich bin noch nicht fertig.«
    Wir wurden unterbrochen von dem Kellner, der uns den Kaffee brachte und den Wodka-Martini. N. B.’s Miene wurde leer. Doch sobald wir wieder allein waren, fuhr er in demselben forschen Ton fort: »Nun, du hast also heute endlich diese Ausbildung hinter dich gebracht, also bekommst du natürlich ein Geschenk dafür.«
    »N. B., nein, bitte —«
    Er legte eine länglich in Geschenkpapier eingewickelte Schachtel vor mich hin. »Da ist es. In Liebe für meine Süße von N. B. Mach’s auf.«
    Ich sagte: »Ich kann nicht.«
    »Doch, los schon, los.«
    Ich sagte voll Verzweiflung: »N. B. Ich kann nicht. Verstehst du, ich bin nur gekommen —«
    »Soll ich’s auspacken? Okay?«
    Wie geschickt seine Finger waren. Er nahm die kleine Schachtel und packte sie mit ein paar wenigen mühelosen Bewegungen aus; zum Vorschein kam ein langes weißes Samtkästchen. Er stellte ®s vor mich hin: »Da«, sagte er. »Von N. B. für seine Süße mit lauter Liebe. Mach’s auf, Kindchen, wirf einen Blick hinein.«
    »Ich — bitte, N. B., ich muß dir was sagen —«
    Er klappte den Samtdeckel auf. Darinnen lag auf weißem Satin eine goldene Omega-Armbanduhr mit einem goldenen Armband, fast der Zwilling von der, die Luke mir geschenkt hatte.
    Ich lachte. Ich konnte mir nicht helfen. Ich lachte.
    »Was ist daran so komisch?« fragte er.
    Ich hielt ihm mein Handgelenk hin und zeigte ihm Lukes Uhr. Er starrte fassungslos darauf. »Die hast du heute bekommen?«
    Ich nickte.
    »Na, so was! Teufel, und wenn schon. Wir gehen gleich in die Schmuckschatulle und tauschen sie um gegen was anderes —«
    »Nein, N. B.«, sagte ich. »Ich kann’s nicht annehmen, ich kann keine Geschenke von dir annehmen, N. B. Es tut mir leid. Ich kann dich von heute an nicht mehr wiedersehen. Nie wieder.«
    Er beugte sich vor. »Was sagst du da?«
    Ich sagte es diesmal noch entschlossener: »Ich liebe dich nicht Ich will dich nicht mehr sehen.«
    Er lachte: »Ach was, Kindchen.«
    »Es stimmt.«
    Auf einmal überstürzten sich seine Worte rasch und leidenschaftlich. »Oh, komm schon. Komm schon. Denk an neulich abend — erinnere dich an das, was wir gemeinsam erlebt haben. Oh, Teufel, du erinnerst dich daran. So etwas vergißt eine Frau nie, weißt du das? Es ist eine Tatsache. Und, hör mal, das geschieht jeden Tag in der Woche, Teufel, nein. Man muß verrückt sein nach jemandem, man muß ein echtes Gefühl haben für jemanden, das ist die Wahrheit, Carol. Man muß wünschen — sie soll glücklich sein, nicht nur ich, sie will ich glücklich machen. Das ist es, was ich für dich empfinde —«
    Ich rief: »Hör auf, N. B.! Bitte, hör auf!«
    Er wollte nicht aufhören. »Hör zu, Engelsgesicht — hör gut zu, ich mein’s todernst. Gib diese blödsinnige Idee auf, Stewardeß zu sein —gib sie auf. Es ist gefährlich—Jesus, ist dir das nicht klar? — es ist gefährlich! Ich werd’ wahnsinnig, wenn ich nur daran denke — du fliegst, jeden Tag, du fliegst, du fliegst — du servierst Hackbraten, du servierst lausiges Gulasch, servierst lausige Cocktails. Steck’s auf! Hab’ ich’s dir nicht gesagt? Ich will dich kleiden wie eine Königin, du sollst alles haben, was eine Königin hat, denn du bist eine Königin. Du kannst dein eigenes Appartement haben, du kannst einen Hund haben und ein Dienstmädchen und ein Auto, alles, was du willst. Liebling, wir sind ein Gespann, wir passen gut zueinander, wir sind füreinander geschaffen —«
    Ich sagte: »N. B., ich liebe einen anderen.«
    Aller Atem schien seinen Lungen zu entweichen. Er sackte in sich zusammen, der Mund blieb

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