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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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so leer wie das Blatt, auf das sie sah. Dann allerdings flog ihr Stift mit einer gewaltsamen Intensität über das Papier, die wie ein Sturm aus ihrer Seele brach.
    Sie zeichnete sich selbst, zeichnete die beiden einst verschlungenen Teile, die momentane Zerissenheit und den verzweifelten Versuch, wieder zusammenzuführen, was früher eins gewesen war. Aber wie sollte dieser Versuch gelingen, wenn die eine Seite ihrer Seele der anderen so vollkommen entgegenstand?«
    Kunst um der Kunst willen. Einsamkeit, damit sie nicht den Verstand, und Unabhängigkeit, damit sie nicht den Stolz verlor  – und auf der anderen Seite Ehrgeiz, Verlangen und Bedürfnisse nie gekannter Art.
    Sie starrte auf die Skizze, und mit einem Mal fühlte sie sich eigenartig ruhig. Vielleicht hatten gerade diese beiden einander entgegenstehenden Kräfte sie zu dem gemacht, was sie heute war? Und vielleicht wäre sie, würde ihr jemals wahrer innerer Frieden zuteil, weniger als ihr in ihrer Zerrissenheit möglich war?«
    »Sie sind fort.«
    Verwirrt blickte sie zu Rogan auf. »Was? Wer ist fort?«
    Lachend schüttelte er den Kopf. »Das Personal. Das war es doch, was du wolltest, oder nicht?«
    »Das Personal? Oh.« Langsam kehrte sie in die Gegenwart zurück. »Du hast sie fortgeschickt? Alle?«
    »Allerdings, obwohl ich mich frage, was es in den nächsten Tagen für uns zu essen geben wird. Trotzdem…« Als sie sich ihm in die Arme warf, unterbrach er sich, schwankte und bremste gerade noch rechtzeitig ab, ehe sie durch die facettierte Glastür fielen und stürzte dafür mit ihr beinahe über das Geländer.
    »Du bist ein wunderbarer Mann, Rogan. Ein regelrechter Prinz von einem Mann.«
    Er zog sie an sich und blickte argwöhnisch in den Abgrund unter sich. »Es hätte nicht viel gefehlt, und du hättest es mit einem toten Mann zu tun gehabt.«
    »Wir sind also allein? Ganz allein?«
    »Allerdings, und obendrein hat mir die unvermittelte Dienstbefreiung die unendliche Dankbarkeit des gesamten Personals beschert. Das Mädchen hat vor Freude sogar geweint.« Was seiner Meinung nach nur richtig war, denn schließlich hatte er ihr und den anderen sogar noch einen Urlaubsbonus ausbezahlt. »Sie sind unterwegs zum Strand, aufs Land oder wohin sonst ihr Herz sie führt. Und wir haben das Haus ganz für uns.«
    Sie küßte ihn hart auf den Mund. »Und wir werden jeden Winkel nutzen, angefangen mit dem Sofa in dem Zimmer gleich hinter der Tür.«
    »Ach ja?« fragte er, doch er protestierte nicht, als sie sein Hemd aufzuknöpfen begann. »Du bist heute ziemlich anspruchsvoll, Margaret Mary.«
    »Die Sache mit dem Personal war eine Bitte. Das Sofa ist ein Befehl.«
    »Die Liege ist näher.«
    »Allerdings.« Lachend ließ sie zu, daß er sie auf das Polster schob. »Allerdings.«
     
    Während der nächsten paar Tage sonnten sie sich auf der Terrasse, spazierten am Strand entlang oder drehten zur Musik der Springbrunnen gemütliche Runden im lagunengleichen Pool. Sie bereiteten sich notdürftige Mahlzeiten zu oder fuhren in der Gegend herum.
    Doch unglücklicherweise gab es immer noch die Möglichkeit der Telekommunikation.
    Es hätte ein ruhiger Urlaub sein können, aber Rogan war nie weiter als ein Telefon oder ein Faxgerät von seinen Geschäften entfernt. Entweder ging es um eine Fabrik in Limerick, um eine Auktion in New York oder um irgendein nicht näher benanntes Gebäude als Sitz einer möglichen weiteren Filiale von Worldwide Galleries.
    Vielleicht hätte seine Rastlosigkeit sie verärgert, hätte sie nicht inzwischen eingesehen, daß seine Arbeit ebenso ein Teil von ihm war wie ihre Arbeit ein Teil von ihr. Und sie durfte sich wohl kaum beschweren, weil er sich täglich für ein, zwei Stunden in seinem Büro verkroch, wenn ihm ihre Verliebtheit in ihre Skizzenmalerei nicht das geringste auszumachen schien.
    Hätte sie an die Möglichkeit der lebenslangen Harmonie zwischen zwei Menschen geglaubt, dann hätte sie vielleicht gedacht, daß sie ihr mit Rogan gegeben war.
    »Laß mich sehen, was du geschafft hast.«
    Mit einem zufriedenen Gähnen reichte sie ihm ihren Block. Die untergehende Sonne hatte den westlichen Himmel in flammende Farben getaucht. Zwischen ihnen stand in einem silbernen Eimer mit Eisrand die Flasche Wein, die Rogan aus dem Keller geholt hatte. Maggie hob ihr Glas an die Lippen, nippte daran und lehnte sich gemütlich in ihrem Sessel zurück. Sie genoß ihren letzten Abend in Frankreich, ehe es morgen wieder nach Irland

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