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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gewußt, daß sie mich nicht so liebte, wie eine Mutter ihr Kind lieben soll. Ich wußte, daß sie Brie gegenüber ein wenig sanfter war. Aber bis zu jenem Tag hatte ich nicht gewußt, weshalb.«
    Sie stand auf und ging durch die Tür in einen kleinen, mit
Steinen ausgelegten Innenhof, der mit Tontöpfen voll leuchtender Geranien bestanden war.
    »Du brauchst nicht weiter darüber zu sprechen, wenn du nicht willst«, sagte Rogan hinter sich.
    »Ich möchte, daß du auch das Ende erfährst.« Der Himmel war mit Sternen übersät, und in den Bäumen flüsterte ein leiser Wind. »Sie sagte, ich wäre gebrandmarkt. Und sie schlug mich, damit die Schande auch äußerlich sichtbar würde, damit ich verstünde, was für eine Last der Frau aufgebürdet ist, nur weil sie diejenige ist, die die Kinder bekommt.«
    »Das war abscheulich von ihr, Maggie.« Unfähig, seine eigenen Gefühle zu unterdrücken, drehte er sie zu sich herum, umfaßte ihre Schultern mit einem harten Griff und blitzte sie zornig an. »Du warst noch ein Kind.«
    »Falls ich noch ein Kind war, dann nur bis zu jenem Tag. Denn da verstand ich, daß es ihr ernst war mit dem, was sie von sich gab.«
    »Es war eine Lüge, eine elende Lüge.«
    »Nicht für sie. Für sie war es die reine Wahrheit. Sie sagte, ich wäre ihre Strafe, Gott hätte sie für ihre Nacht der Sünde mit mir gestraft. Sie war der felsenfesten Überzeugung, daß es so war, und jedesmal, wenn sie mich ansah, rief das die Erinnerung an ihr Fehlverhalten wach. Ihrer Meinung nach waren selbst der Schmerz und das Elend, mich zu gebären, nicht genug. Meinetwegen war sie in einer Ehe gefangen, die sie haßte, an einen Mann gebunden, den sie nicht lieben konnte, und Mutter eines Kindes, das nie gewollt gewesen war. Und, wie ich erst jetzt herausgefunden habe, habe ich alles ruiniert, was ihr je wichtig gewesen ist. Vielleicht alles, was sie selbst jemals war.«
    »Sie ist diejenige, die die Schläge verdient hätte, nicht du. Niemand hat das Recht, ein Kind derart zu mißhandeln, oder, schlimmer noch, irgendeine verschrobene Vorstellung von Gott als Rechtfertigung zu benutzen, wenn er es tut.«
    »Seltsam, mein Vater hat fast dasselbe gesagt, als er nach Hause kam und sah, was sie getan hatte. Ich dachte, er ginge auf sie los. Es war das einzige Mal, daß ich erlebt habe, daß er vollkommen außer sich war. Sie hatten einen furchtbaren Streit, und ihnen zuzuhören war beinahe schlimmer als die Schläge, mit denen ich zuvor traktiert worden war. Ich ging in mein Zimmer, um dem allem zu entgehen, und Brie kam mit Salbe zu mir herauf. Sie hat sich wie eine kleine Mutter um mich gekümmert und die ganze Zeit irgendwelchen Unsinn geredet, während von unten pausenlos Gebrüll und Gefluche zu hören war. Ihre Hände haben entsetzlich gezittert.«
    Sie wehrte sich nicht, als Rogan sie in seine Arme zog, aber ihre Augen blieben trocken und ihre Stimme ruhig. »Ich dachte, er würde gehen. Sie sagten so häßliche Dinge zueinander, daß ich dachte, hinterher wäre es ihnen unmöglich, weiter unter einem Dach zu leben. Ich dachte, wenn er uns nur mitnähme, wenn Brie und ich mit ihm gehen könnten, egal wohin, wäre alles gut. Aber dann hörte ich, wie er sagte, auch er bezahle für jene Nacht. Auch er bezahle dafür, daß er je geglaubt hatte, er liebe und begehre sie. Bezahle dafür bis zu seinem Tod. Und natürlich ging er nicht.«
    Mit diesen Worten löste sich Maggie von Rogan und trat einen Schritt zurück. »Er blieb noch mehr als zehn Jahre, und sie hat mich nie wieder angerührt. Aber keiner von uns hat jenen Tag je vergessen – ich glaube, wir wollten es auch nicht. Er versuchte, das, was geschehen war, wieder wettzumachen, indem er mir noch mehr Liebe gab, aber das war unmöglich. Wenn er sie verlassen hätte, wenn er uns mitgenommen hätte an einen Ort, wo sie nicht war, dann hätten sich die Dinge verändert. Aber das konnte er nicht, und so lebten wir weiter in unserem Haus wie ein Haufen Sünder, der auf ewig in der Hölle gefangen war. Und ich wußte, egal wie sehr er mich liebte, gab es Augenblicke, in denen er gedacht haben muß, wenn es mich nicht gäbe, wäre er frei.«
    »Gibst du allen Ernstes dem Kind die Schuld, Maggie?«
    »Die Sünden der Väter …« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist einer der Lieblingssprüche meiner Mutter. Nein, Rogan, ich gebe nicht dem Kind die Schuld. Aber es ändert nichts an dem, was aus mir geworden ist.« Sie atmete tief ein. Es war gut, endlich

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