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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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Schwestern.«
    »Komm jetzt, Mädchen, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit«, murrt das Spülmädchen.
    Wir warten, bis sie die Türen am anderen Ende des Ganges passieren, wobei Livvy uns immer noch über die Schulter hinweg ansieht, während das Spülmädchen sie am Handgelenk hinter sich her zerrt. Dann eilen Mei und ich an der Küche vorbei zur Vorratskammer.
    »Wenn eine kommt, dann huste. Ich werde mich beeilen«, verspreche ich. Das Schloss springt auf meinen Befehl hin auf, und ich schlüpfe hinein.
    Verdammt. Es ist so dunkel, dass ich kaum die Hand vor Augen sehen kann. Ich ziehe die Ersatzkerze und Streichhölzer hervor, die ich von der schlafenden Krankenschwester oben mitgenommen habe. Meine Hand zittert so sehr, dass das erste Streichholz mir bis zu den Fingern hin abbrennt und ich es auspusten muss, noch ehe ich die Kerze damit anzünden kann.
    Beim zweiten Versuch klappt es. Ich finde mich in einem kleinen Raum mit steinernen Wänden und einem Lehmfußboden wieder. Feuchtigkeit dringt tröpfelnd durch die Ritzen zwischen Wand und Boden. In der Ecke verschwindet etwas Dunkles im Abort. Das hier muss mal eine Zelle gewesen sein.
    Ich sehe mir den Inhalt der Regale an. Unten liegen chirurgische Instrumente: eine große Säge, einige Messer und ein paar tückisch scharfe Skalpelle. Wahrscheinlich werden sie hier aufbewahrt, um zu verhindern, dass die Patientinnen damit auf die Krankenschwestern losgehen – oder dass die Krankenschwestern die Instrumente verkaufen. Auf einem höheren Regalbrett befinden sich kleine braune Gläser, auf denen CHLOROFORM steht. Weiter unten stehen Whiskey- und Sherryflaschen neben kleinen Glasbehältern, die mit der Aufschrift OPIUM versehen sind, großen Zuckersäcken und mit Zimt gefüllten Dosen: alles Zutaten für das Laudanum.
    Eine nach der anderen öffne ich die Opiumflaschen und schütte das Zeug in den Abort. Ich bin froh, dass er da ist, auch wenn ich bei dem Geräusch von scharrenden Krallen weit unten erschaudere. Ich stelle die Tasche auf ein niedriges Regalbrett und hole vorsichtig das weiße Leinentuch hervor, in die die Flaschen mit Schwester Sophias Kreation gehüllt sind.
    »Cate«, flüstert Mei von draußen. »Ist alles in Ordnung?«
    »Noch eine Minute!«, murmle ich.
    Ich schütte Sophias Mischung in die leeren Opiumflaschen und versuche, den Rosenduft mit dem bitteren Geruch des Opiums zu versehen. Dann verschließe ich sie wieder und stelle sie zurück ins Regal. Wenn wir Glück haben, wird die Vorsteherin oder die Köchin oder wer auch immer das Laudanum für den Tee der Mädchen anrührt, das Zeug nicht selbst probieren.
    Mit raschen Bewegungen schlage ich Sophias leere Gläser wieder in das Tuch, hänge mir die Tasche über die Schulter und blase die Kerze aus.
    Mei geht unruhig vor der Tür auf und ab. Ich laufe beinah in sie hinein. Ihre Nase ist rot vor Kälte, und die Hände hat sie in ihrem Pelzmuff vergraben.
    »Dem Himmel sei Dank«, sagt sie gerade in dem Moment, als sich die Tür am anderen Ende des Flurs öffnet.
    Mit einem großen Satz ziehe ich Mei mit mir über den Flur und hinter den sich bauschenden weißen Vorhang vor dem Eingang zur Baustelle. In der Kälte des Innenhofes kauern wir uns zusammen, unsere Stiefel versinken im Schnee. Die Holzbalken über uns lassen das Dach des Übergangs zur neuen Waschküche erahnen. Ich ziehe den Kopf ein und höre, wie das Spülmädchen den Gang hinunterstampft und die Küchentür zufällt.
    »Das war knapp«, flüstert Mei, und ich spüre ihren warmen Atem an meinem Ohr.
    Als ich hinter dem Vorhang hervorspähe, ist der Flur wieder leer. »Sag Schwester Sophia, dass wir loskönnen. Ich hole Tess.«
    Ein paar Augenblicke später erreiche ich Zaras Zimmer. Den einen Fuß lasse ich gleich in der Tür. Tess sitzt immer noch auf dem Bett, Zara ihr gegenüber, ihre Knie berühren sich, und sie haben einander die lockigen Köpfe zugeneigt.
    »Wir müssen los«, verkünde ich.
    »Jetzt schon?« Tess’ Augen sind rot, als hätte sie geweint.
    Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit, seit wir hier angekommen sind, dabei ist es gerade erst zwei Stunden her. Doch ich kann gar nicht schnell genug von hier weg. »Habt ihr euch gut unterhalten?« Was hat Zara bloß gesagt, das sie so beunruhigt hat?
    »Oh, ja.« Tess zeigt mir zwei zusammengefaltete Papiere, die sie schnell in Haarnadeln verwandelt. »Zara hat uns von allen drei Unterschlupfhäusern Lagepläne gezeichnet und mir die Losungen verraten.«
    »Das ist

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