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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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brauche deine Hilfe, um sie hier rauszutragen«, erkläre ich. Hinter ihm sehe ich, wie Sophia gerade Mélisande auf die Beine hilft.
    »Was machen wir mit der Krankenschwester?«, fragt Finn mit grimmigem Gesichtsausdruck.
    »Bring sie rauf zu den anderen. Sag Elena, sie soll ihre Erinnerungen auslöschen – aber sie erstarrt lassen«, sage ich in einem Anfall von Rachsucht, als ich auf Zara hinunterblicke. Der Flur riecht nach Kupfer. Wie alte Pennys. Wie Blut.
    Ich berühre zögernd ihre Hand und schrecke zurück, als mich ihr Schmerz durchfährt. Zara ist im Todeskampf. Wie Schwester Cora ist auch sie dem Tod näher als dem Leben.
    Bin ich wirklich dazu fähig? Es kann gut sein, dass mich meine Beine hinterher nicht mehr tragen werden.
    Zara hebt den Kopf, ihre Stimme ist kaum zu hören. »Ich will nicht, dass du mich heilst, Cate. Du kannst es nicht, und wenn du es versuchst, schwächst du dich nur selbst.«
    Ich runzle die Stirn. »Woher weißt du, wozu ich fähig bin?«
    »Tess«, flüstert Zara. »Die Vorhersehung, die sie in meinem Zimmer hatte. Sie hat auch das hier gesehen.«
    Deswegen war sie so aufgebracht. Deswegen hat sie geweint und Zara umarmt, als wäre es das letzte Mal, als sie sich verabschiedeten.
    Sie wusste, dass sie sich nicht wiedersehen würden.
    Nein. Ich schüttle den Kopf so heftig, dass meine Haare sich aus dem Zopf lösen. »Ich werde dich nicht aufgeben. Ich kann dich nicht einfach hier liegen lassen, damit die Brüder dich so finden.« Es könnte Stunden dauern, bis sie das Bewusstsein verliert. Und wenn die Brüder sie finden, werden sie Zara foltern, um Informationen aus ihr herauszubekommen. Das muss ihr doch klar sein.
    »Es gibt nur eine Sache, die du für mich tun kannst, Cate.« Sie legt ihre Hand auf die meine, ihre goldene Haut ist klebrig vor Blut. Ihr Schmerz fährt mir durch Mark und Bein.
    »Ich begreife nicht«, gestehe ich und beuge mich zu ihr hinunter. Mein blondes Haar berührt ihre Wange. Will sie, dass wir sie mit zur Schwesternschaft nehmen? Ich glaube nicht, dass sie die Fahrt dorthin überleben würde; es würde mit Sicherheit unerträglich für sie sein. »Was kann ich für dich tun? Sag es mir.«
    »Heilung und Tod. Du kannst beides. Zwei Seiten derselben Medaille.«
    Ich reiße meine Hand zurück. »Nein!«
    »Ich sterbe ohnehin. Hilf mir, dass es schnell geht, ohne Leid. Ohne, dass sie Vergnügen an meinem Schmerz finden. Schenk mir dieses letzte bisschen Würde.«
    Ist es das, was ich mir an ihrer Stelle wünschen würde?
    Ich muss eigentlich nicht weiter darüber nachdenken. Ja. Ich würde der Bruderschaft nicht die Genugtuung geben wollen, meinen Todeskampf zu beobachten. Ich würde nicht schmerzerfüllt dahinsiechen wollen.
    Ich schließe die Augen, um Zara auszublenden, aber sie lässt es nicht zu. »Ich will Anna wiedersehen. Ich werde ihr sagen … was für ein mutiges Mädchen du bist«, keucht sie.
    Du wirst Tod bringen .
    Die Prophezeiungen erfüllen sich immer.
    Ich beuge mich zu ihr hinunter, lasse die Stirn gegen Zaras sinken, ihren Schmerz mich berühren, umfangen, bis ich das ganze qualvolle Ausmaß ihrer Verletzungen spüre. Ich spüre, wie ihre mit Flüssigkeit gefüllte Lunge zittert, während sie versucht zu atmen, und den unerträglichen Schmerz ihrer Schusswunde und den gleichmäßigen, trägen Puls ihres Herzens, das angestrengt versucht weiterzuschlagen.
    Statt die Dunkelheit fortzuschieben, heiße ich sie willkommen, lasse zu, dass sie uns in eine eisige schwarze Decke hüllt. Ich denke an Zara in Frieden. Frei von Schmerz. Frei von allem.
    Ihr Herz schlägt noch zwei Mal, dann bleibt es stehen.
    Ohne das laute Geräusch ihres Atems ist es absolut still im Raum.
    Ich löse mich von ihr und schließe ihre braunen Augen.
    Ich war auch diejenige, die Mutters Augen schloss. Sie waren blau. Wie die von Maura.
    Ich hebe Zaras schlaffen Kopf und öffne den Verschluss des Medaillons. Die Goldkette fällt in meine zitternden Hände.
    Die Hände einer Mörderin.
    Heilung und Tod.
    Die Prophezeiungen erfüllen sich immer.

Kapitel 19
    Ich stolpere auf den Flur. Immer noch laufen Patientinnen die Treppen hinunter und aus den Türen, und Schwester Edith und Maud weisen ihnen den Weg. Finn und Elena stehen an die dreckige Wand gelehnt da und warten auf mich.
    Als Finn mich mit seinen freundlichen braunen Augen ansieht, fange ich an zu weinen.
    »Zara ist tot. Ich … ich habe sie umgebracht.«
    »Cate.« Finn nimmt mich in die Arme. »Ihre

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