Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)
Krankenschwestern zur Tagschicht kommen, niemand etwas merken würde. Bis dahin wären die Patientinnen alle weit genug entfernt.
»Ist Elena sicher?«
Mélisande nickt. »Wir müssen sie finden.«
Verdammt. »Habt ihr im Büro der Vorsteherin nachgesehen? Wenn ich mich verstecken wollte, würde ich ins Erdgeschoss gehen – irgendwohin, wo die Patientinnen nicht wild durcheinanderlaufen. Zara, kannst du mit Vi hier weitermachen?«
Zara schüttelt den Kopf, dass ihre schwarzen Locken nur so fliegen. »Ich komme mit. Livvy, kannst du diesen Flügel hier mit Vi zusammen übernehmen? Pass auf, dass wirklich alle aus ihren Zimmern sind, und hilf ihnen nach unten.«
Livvy nickt, und wir eilen zu dritt ins Erdgeschoss hinunter. Die Eingangshalle ist das reinste Tollhaus. Edith ruft Namen aus, und ein halbes Dutzend Klostermädchen versucht, die Patientinnen an der Tür aufzuhalten und ihnen Anweisungen zu geben. Ich sehe mehrere Frauen an ihnen vorbeilaufen. In ihrer Eile, zu entkommen, sind sie nicht besonders sanft; Maud hält sich bereits ein Taschentuch unter die blutende Nase. Brenna, Sachi und Rory stehen mit Parvati und einer dünneren, größeren Version von Lucy Wheeler zusammen. Es muss Lucys Schwester Grace sein.
Ich lächle in mich hinein, als ich weiter in den Südflügel gehe. Es funktioniert.
Mélisande überprüft das Zimmer der Krankenschwestern, aber es ist leer. Zara und ich schauen in das Büro der Vorsteherin. Ich denke an mein eigenes Versteck im Nationalarchiv und sehe auch unter dem Tisch nach. Aber der Raum ist absolut still. Zara bleibt die ganze Zeit über an meiner Seite, einmal stolpert sie über meinen Rock, so dicht ist sie mir auf den Fersen. Wir gucken in den Esssaal und die Toilette, aber alles ist menschenleer.
»Nichts außer Mäusen«, stellt Mélisande fest.
Da sehe ich aus den Augenwinkeln eine ganz sachte Bewegung – ein weißes Flattern. Der Vorhang vor dem Ausgang zur Baustelle bläht sich wie von einem plötzlichen Windstoß leicht auf.
Dann knallt es laut, und Mélisande schreit und stolpert zurück.
Noch ein Schuss.
Zara steht so dicht neben mir, dass sie gegen meinen Ellbogen stößt, als die Kugel sie trifft.
Intransito , denke ich, und die Krankenschwester erstarrt. Sie fällt durch den Vorhang und reißt ihn mit sich, wie ein Kind, das Gespenst spielt. Die Waffe fällt ihr scheppernd aus der Hand, und dann knallt die Krankenschwester mit dem Gesicht voran auf den Boden. Es ist die Frau mit dem roten Muttermal auf der Wange – ich habe sie schon einmal gesehen.
Mélisande rappelt sich auf. Ihr Gesicht ist schmerzverzerrt, mit der Hand hält sie sich die Schulter. Rot rinnt ihr das Blut zwischen den Fingern hindurch.
Doch Zara – Zara liegt reglos zu meinen Füßen. Auf ihrer weißen Bluse breitet sich in Höhe des Bauches ein roter Fleck aus.
Ich knie mich neben sie. »Zara?«
»Cate.« Ihre Stimme ist dünn und rau, als würde es schmerzen zu sprechen. »Es tut mir leid.«
»Warum sollte es dir leid tun? Du hast nicht darum gebeten, angeschossen zu werden.«
Zara drückt sich eine Hand auf den Bauch. Blut sprudelt hervor.
Sie greift nach ihrem Medaillon und verzieht das Gesicht. »Ich glaube nicht, dass ich mit ins Kloster kommen werde, Cate.«
Ich schüttle den Kopf. »Sei nicht dumm. Natürlich wirst du mitkommen. Ich werde dich heilen.«
Zaras Gesichtsausdruck ist auf einmal alarmiert, ihr Blick ist auf etwas hinter mich gerichtet. Sie gibt ein heiseres Krächzen von sich. Die Nerven zum Zerreißen gespannt drehe ich mich um, doch es ist bloß Finn.
»Es ist in Ordnung«, sage ich. »Er ist auf unserer Seite.«
»Ein … Bruder?«
»Ein Spion für die Schwesternschaft«, erkläre ich, als Finn sich neben mich kniet. »Zara, das hier ist Finn Belastra, mein Verlobter. Finn, das ist meine Patentante.«
Zara lächelt. »Mariannes Junge.«
»Ja, Madam.« Finn flucht leise, als er Zaras Verwundung sieht.
»Und du kümmerst dich um Cate?«
Er bringt ein schiefes Lächeln zustande. »Wir kümmern uns umeinander.«
»Das ist gut«, sagt Zara nachdrücklich, bevor sie ein Hustenanfall erschüttert. Finn holt ein Taschentuch hervor. Es ist weiß und mit einem B. bestickt. Er reicht es mir, ich gebe es Zara, und sie presst es sich auf den Mund. Sogar im flackernden Kerzenschein kann ich sehen, dass es blutgetränkt ist, als sie die Hand sinken lässt.
Ich drehe mich zu Finn und suche Trost in seiner Gegenwart.
»Ich werde sie heilen, aber ich
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