Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)
weiter mit den Brüdern zusammenzuarbeiten. Du kannst gehen.«
»Den Teufel werde ich tun.« Seine Stimme ist rau, und er hält mich fest im Arm. »Ich liebe deine Schwester, Maura, und das wird sich auch nicht ändern, also solltet Inez und du euch besser daran gewöhnen, dass ich an ihrer Seite bin. Und ich werde sie sicherlich nicht in diesem Zustand alleine lassen.«
Maura sieht mich an. »Was ist los mit ihr? Ich dachte, wenn Brenna hier ist, ist alles gut gegangen. Ist etwas passiert?«
»Zara ist tot. Ich habe sie umgebracht.« Die Worte kommen nur sehr leise aus mir heraus. »Die Krankenschwester hatte sie angeschossen – sie wäre ohnehin gestorben, ich … ich habe es nur beschleunigt.«
Maura kommt einen Schritt auf mich zu. »Du hast was getan?«
Ich greife in meine Tasche und taste nach Zaras goldener Kette, während ich Finn ansehe. »Das habe ich nie gewollt. Ich dachte, Heilen wäre gute Magie. Aber Zara hat mich darum gebeten. Ich habe ihr doch einen Gefallen getan, als ich sie von ihrer Qual erlöste, oder nicht? Es war doch nicht schlecht?«
»Natürlich nicht.« Der Regen lässt sein kupferfarbenes Haar dunkler erscheinen und läuft ihm in kleinen Rinnsalen die Brillengläser hinab, aber er setzt sich trotzdem nicht die Kapuze auf.
»Ich kümmere mich um sie«, sagt Maura. »Sie sollte hinein ins Warme.«
Finn beugt sich zu mir herab und küsst mich, mitten auf der Straße.Ich erwidere seinen Kuss. Ich bin eben doch ein schlechtes Mädchen.
Wenn die Brüder wüssten, was ich getan habe, würden sie mich auf dem Scheiterhaufen verbrennen.
Vielleicht hätten sie recht damit.
»Gute Nacht«, sage ich zu ihm.
»Gute Nacht«, flüstert Finn und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr. »Ich liebe dich, Cate Cahill. Du bist wunderschön und mutig und stark. Was auch immer als Nächstes passiert, wir werden es gemeinsam schaffen.«
Ich nicke. Brenna tanzt die Marmorstufen zur Eingangstür hinauf, und ich folge ihr. Da höre ich auf einmal ein Geräusch – das Geräusch von jemandem, der auf das nasse Pflaster fällt. Ich drehe mich um, und sehe Finn auf Händen und Knien; er ist über die Bordsteinkante gestolpert. Er steht auf, rückt seine Brille zurecht und geht zurück zur Kutsche, doch seinem Gang fehlt die übliche Schlaksigkeit. Er hält kurz inne und betrachtet die Kutsche, als würde er sich über irgendetwas daran wundern.
»Ist alles in Ordnung?«, rufe ich.
Er sieht mich an, dann zieht er den Kopf ein. Seine Ohren sind vor Scham rot angelaufen. »Entschuldigung, Miss … Ist das hier meine Kutsche?«
Seine Stimme klingt verlegen, formell. Als würde er mit einer Fremden sprechen.
Die Worte hallen in meinem Kopf wieder: Entschuldigung, Miss .
Und ich dachte vorher, ich wäre innerlich zu Eis erstarrt. Doch dies hier ist noch schlimmer. Ich zittere nicht mehr, sondern ich kann mich nicht mehr bewegen. Ich kann nicht zu ihm gehen, kann kaum noch atmen. Nur das schnelle, entsetzte Schlagen meines Herzens zeigt mir, dass ich noch am Leben bin.
Ich verstehe das nicht. Ich blicke die leere Straße hinab. Es sind doch nur Brenna und ich und Maura hier …
Maura.
Meine Schwester steht auf dem Gehweg und sieht Finn mit zusammengekniffenen Augen an. Meinen Finn.
Das würde sie nicht tun.
Nicht meine eigene Schwester.
»Ja, Bruder Belastra, es ist Ihre«, sagt Maura, ihre Stimme schallt durch den Regen. »Sie wollten gerade zurück zu Ihrem Nachtquartier.«
»Mein Nachtquartier. Ja. Richtig.« Finn fasst sich an den Kopf. »Entschuldigung, ich bin ein bisschen durcheinander. Ich habe schreckliche Kopfschmerzen.«
Ich stolpere die Stufen hinunter. »Finn …«
Maura wirft mir einen warnenden Blick zu, aber Finn lächelt mich schüchtern an, der Regen tropft ihm von der Nase. »Oh, ich kenne Sie, nicht wahr?«
»Ja.« Mir stockt der Atem. Er muss sich an mich erinnern. Egal, was Maura getan hat, sie kann dadurch nicht mich ausgelöscht haben.
»Sie kommen manchmal in die Buchhandlung, um Bücher für Ihren Vater abzuholen. Sie selbst lesen nicht besonders viel.« Finn schnippt mit den Fingern. »Miss Cahill, nicht wahr? Oder … Entschuldigung, ist es jetzt Schwester Cate?«
Schwester Cate. Meine Augen füllen sich mit Tränen des Entsetzens.
»Ja, Schwester Cate. Und Schwester Maura«, zwitschert meine verräterische Schwester. »Sie sind gekommen, um uns einen Besuch abzustatten und nach Neuigkeiten von zu Haus zu fragen. Es tut mir leid, dass es Ihnen nicht gut geht.
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