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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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sollte ihren Kummer besser im Zaum halten«, unterbricht er mich. »Eine Dame darf ihre Gefühle in der Öffentlichkeit nicht dermaßen zur Schau stellen. Die Aufmerksamkeit, die ihre Gesellschaft auf Sie zieht, ist für eine Schwester äußerst unschicklich.«
    Überrascht von seiner Kälte, sehe ich ihn an. Hat er nach all dem, was gerade passiert ist, nicht ein tröstendes Wort für mich? Rory ist nicht die Einzige, die unter Schock steht.
    Doch ich reiße mich zusammen und drücke schnell noch einmal Rorys Hand. »Ich komme dich besuchen, sobald ich kann. Oder du kommst mich im Kloster besuchen. Du bist nicht allein, Rory. Hörst du mich?«
    Sie hebt kurz das tränenüberströmte Gesicht von Finns Schulter. »Du bist nicht allein«, wiederhole ich, bevor ich über den Rasen zurück zu den Schwestern gehe.
    Rilla kommt mir einen Schritt entgegen und greift nach meiner Hand. »Oh, Cate, wie furchtbar. Kanntest du das Mädchen gut? Was um aller Welt hat sie sich nur dabei gedacht? Guter Gott, deine Hände sind ja eisig. Trink etwas Cider, der wird dich aufwärmen.« Sie hält mir einen Becher hin.
    Ich atme den kräftigen Zimtgeruch ein, nehme einen Schluck, und die heiße Flüssigkeit rinnt mir die Kehle hinab. »Danke.«
    »Du siehst ja aus, als würdest du gleich umkippen. Hier, lehn dich an mich«, sagt Rilla, legt mir den Arm um die Schultern und streicht mir über den Rücken. Sie ist unter ihren Geschwistern auch die Älteste, sie kann gut trösten. »Himmel, dieser Abend ist einfach nur furchtbar.«
    Tränen brennen mir in den Augen, weil sie so gut zu mir ist. Ich verdiene es nicht. Ich bin ihr keine gute Freundin gewesen. Ich bin niemandem eine gute Freundin. Ich habe gerade zugesehen, wie Sachi geschlagen und verhaftet wurde, und ich habe einfach nur dagestanden und nichts getan, um ihr zu helfen.
    Wozu ist all meine Magie gut, wenn ich den Menschen, die ich liebe, nicht helfen kann?
    Ich stecke die Hände in die Taschen, und da streifen meine Finger ein Stück gefaltetes Papier. Ein Stück Papier, das vor einer Stunde noch nicht da war, da bin ich mir sicher. Ich ziehe es hervor und werfe verstohlen einen Blick darauf.
    Cate , steht darauf. In Finns Handschrift.

Kapitel 4
    Es gibt nicht genug Kutschen für uns alle, also gehen wir zu Fuß zurück zum Kloster. Es ist ein langer Weg, und der Abend ist bitterkalt geworden. Wir laufen in Zweier- und Dreierreihen über die Gehwege aus Kopfsteinpflaster, die Hände in Fellmuffe oder die Taschen unserer Umhänge gesteckt. Die Stimmung ist gedrückt, noch nicht einmal Rilla bemüht sich um ein Gespräch. Jede Menge Leute strömen an uns vorbei: Väter, die schläfrige Kinder tragen, und Frauen, die sich mit ihren behandschuhten Händen bei ihren Ehemännern untergehakt haben. Ein säuerlich riechender Mann rempelt mich an und entschuldigt sich noch nicht einmal.
    Wir verlassen das Regierungsviertel und erreichen das Marktviertel. Bei Tage geht es hier zu wie im Tollhaus mit den vielen Leuten, die bei den Käsehändlern, den Schneidereien und beim Schlachter ein und aus gehen, doch um diese Zeit sind die Läden alle geschlossen. Nur in den Wohnungen darüber flackern jetzt die Kerzen auf, als die Ladenbesitzer von der Bücherverbrennung nach Hause kommen. Schließlich erreichen wir unser eigenes ruhiges Quartier, wo nur noch wenige Menschen zu Fuß unterwegs sind. Die meisten Leute, die in diesen feinen Häusern wohnen, haben die nötigen Mittel, um mit der Kutsche zu fahren. Ich streiche mit den Fingern an einem mit roten Rosen bewachsenen Gitter entlang und atme den süßen Duft ein.
    Als wir die Marmorstufen des Klosters erreichen, sehe ich sehnsüchtig zu meinem Zimmer im dritten Stock hinauf.
    Drinnen wartet Schwester Cora bereits mit sorgenvoller Miene auf uns. Als alle in der Eingangshalle versammelt sind, hält sie eine Hand hoch, und wir verstummen. »Was wir heute Abend miterleben mussten, war furchtbar. Es tut mir leid, dass ihr das mitansehen musstet. Aber es dient uns als wichtige Erinnerung daran, dass wir unsere Magie unter Kontrolle halten müssen. Was dieser jungen Hexe heute Abend passiert ist, könnte jeder von uns passieren, wenn sie in Wut gerät. Jetzt, da die Brüder nach der neuen Seherin suchen, ist besondere Vorsicht geboten.«
    »Das Mädchen war eine Närrin.« Alice legt ihren Umhang ab. Darunter trägt sie ein schwarzes Brokatkleid mit Samtschärpe.
    »Das Mädchen war meine Freundin«, fahre ich sie an. » Ist meine Freundin«,

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