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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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»Außerdem glaube ich – hoffe ich –, dass ich mehr ausrichten kann, wenn ich bleibe.«
    Die Ernsthaftigkeit, mit der er dies sagt, ist mein Ruin. Ich gehe noch einen Schritt auf ihn zu, und als er mich an sich zieht, erdrückt er mich fast mit seiner Umarmung. Seine Lippen liegen weich an meiner Schläfe.
    »Cate«, murmelt er voll Verlangen.
    »Ich weiß.« Ich streiche ihm über das stoppelige Kinn, dann lege ich die Arme um seine Taille, lasse den Kopf an seine Schulter sinken und atme den Geruch von Tee und Tinte ein, den Geruch von Finn.
    Ich bin so glücklich, dass es mir die Kehle zuschnürt.
    Bis heute wusste ich nicht, ob ich ihn jemals wieder so umarmen könnte.
    Seine Hände streichen mir durchs Haar, über den Rücken, fahren meine Hüften entlang, als wolle er sich versichern, dass ich es wirklich bin, dass ich wirklich hier bin, in seinen Armen, heil und gesund. Seine Lippen wandern von meiner Schläfe zum Wangenknochen. Begierig nach seinem Kuss neige ich den Kopf nach hinten.
    Ich werde nicht enttäuscht.
    Für ein paar Augenblicke besteht meine ganze Welt nur noch aus Finn – seinem Mund, seinen Händen. Schließlich löse ich mich von ihm und vergrabe das Gesicht in seiner Halsbeuge. Zitternd umarmt er mich. »Guter Gott, bist du kalt.«
    »Mir geht’s gut«, versichere ich ihm. Doch über uns schlägt die Turmuhr halb eins.
    »Du solltest wieder reingehen. Nicht, dass dein Fehlen bemerkt wird.«
    »Keine Sorge. Das Mädchen, mit dem ich mir das Zimmer teile, hat einen tiefen Schlaf.«
    »Die mit den kurzen Haaren und den Sommersprossen? Die dir den Cider gegeben hat?«, erinnert er sich, und ich nicke. Eine närrische Freude erfasst mich, weil er mich beobachtet hat, weil er ebenso an mich gedacht hat wie ich an ihn.
    »Sie ist sehr lieb.« Ich beuge mich etwas zurück, um ihn besser sehen zu können. »Wie geht es Rory?«
    »Sie war ganz hysterisch. Ich habe ihr etwas Whiskey gegeben und bin bei ihr geblieben, bis sie eingenickt ist.«
    »Danke, dass du dich um sie gekümmert hast.« Das ist ganz und gar Finns Art, sich um alle kümmern zu wollen, noch dazu um ein heulendes Mädchen, das er kaum kennt. »Es war Rory, die vorhin gezaubert hat, nicht Sachi. Rory hat die Kontrolle verloren.«
    Dann erkläre ich Finn, dass Sachi und Rory Schwestern sind und außerdem beide Hexen, und Finn ist sichtlich überrascht. »Sachi kommt nach Harwood, oder?«, frage ich.
    Finn nickt. Seine schokoladenbraunen Augen sind voll Kummer. »Das wird sich nicht vermeiden lassen. Es gibt einfach zu viele Zeugen.« Ich weiß, dass er recht hat, aber es zerreißt mir trotzdem das Herz. Finn verschränkt seine Finger mit den meinen. »Meinst du, du kannst es riskieren, dich noch einmal so aus dem Haus zu schleichen? Nicht zwei Nächte hintereinander, aber …«
    »Übermorgen?«, schlage ich vor.
    »Sonntag«, stimmt er zu. »Ich kann es gar nicht erwarten. Ich … ich liebe dich, Cate.«
    Es fühlt sich immer noch genauso zauberhaft an, ihn das sagen zu hören. Ich gebe ihm einen ganz leichten Kuss auf die Lippen, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. »Und ich liebe dich. Daran darfst du niemals zweifeln.«
    Diese Stelldicheins um Mitternacht sind verrückt und gefährlich, für beide von uns. Übermorgen scheint mir noch eine Ewigkeit entfernt – besonders, da vorher noch mein Besuch in Harwood ansteht. Aber als ich mich ins Kloster zurückstehle, bin ich entschlossener denn je, meine magischen Kräfte zu nutzen, um die Dinge zu verändern.
    Die letzten Monate ist bloß ein blasser, trauriger Abglanz von mir über diese Flure geschlichen, doch jetzt, durch Finns Liebe und die Aussicht darauf, meine Schwestern bald wiederzusehen, bin ich wieder ganz da.
    Das Gefühl der Zuversicht ist jedoch nur von kurzer Dauer, denn als ich in die dunkle Küche schlüpfe und mich gerade hinunterbeugen will, um meine Stiefel aufzuschnüren, sehe ich, wie Schwester Inez mich anstarrt.
    »Hallo, Miss Cahill.« Sie hockt auf einem hohen Küchenstuhl neben dem Kamin, in dem orangeglühend ein Rest Asche zusammenfällt. »Ihre Zimmergenossin hat Ihre Abwesenheit bemerkt und sich Sorgen gemacht, dass Ihnen ein schlimmes Unglück widerfahren ist – oder Sie vielleicht entführt wurden.«
    Ich lache gezwungen. »Rilla liest zu viele Romane. Ich konnte nicht schlafen, also habe ich einen Spaziergang im Garten gemacht.«
    »Um Mitternacht? Bei diesem Wetter?« Schwester Inez zündet eine Kerze an und stellt sie auf den

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