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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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auf einem der grün geblümten Sessel am Fenster. Sie trägt ein tomatenrotes Kleid mit riesigen Puffärmeln und einem ausladenden Dekolleté und sieht damit eher wie eine Kurtisane denn wie eine Nonne aus. »Sie denkt, ich habe mich schlecht benommen. Eine berechtigte Annahme, wirklich, aber ich bin eine Musterschülerin, Cate. Ich habe noch mit keinem einzigen Mann auf der Straße geschäkert.«
    Schwester Cora kichert. Schwester Sophia muss vor Kurzem bei ihr gewesen sein; sie sieht gesund und munter aus in ihrem lilafarbenen Kleid mit dem silbernen Saum. »Rory hat nichts Schlimmes getan. Ich wollte mit ihr über ihre Cousine Brenna sprechen.«
    »Oh. Gut.« Ich drücke mich verlegen in der Tür herum. »Tut mir leid, dass ich an dir gezweifelt habe, Rory.«
    »Schon verziehen. Es hat mir sehr gefallen, wie du mir zu Hilfe geeilt bist.«
    Schwester Cora winkt mich herein. »Da du schon einmal hier bist, kannst du uns ebenso gut auch Gesellschaft leisten. Victoria war gerade dabei, mir ein paar Hintergrundinformationen über Brenna zu geben.« Sie wedelt mit der Hand, woraufhin der Schreibtischstuhl durch den Raum gleitet und ihr und Rory gegenüber zum Stehen kommt.
    Rory nickt, und die rote Feder in ihrem Haar wippt. »Wir sind zusammen aufgewachsen und ständig bei der anderen ein und aus gegangen. Brennas Vater und mein Stiefvater Jack waren Brüder.« Bei der Erinnerung leuchten Rorys braune Augen auf, doch dann verdunkeln sie sich auch schon wieder. »Als meine Mutter krank wurde, durfte Brenna nicht mehr so oft kommen.«
    »Wie hast du von ihren seherischen Fähigkeiten erfahren?«, fragt Cora.
    »An dem Tag, bevor Jack starb, kam Brenna zu uns. Sie sagte ihm, er solle nicht nach Newburgh gehen, er solle nirgendwo hingehen, wohin er nicht laufen könne. Doch er hat sie nur ausgelacht. Und dann hat sein Pferd auf dem Rückweg von Newburgh gescheut, und die Kutsche ist in einen Baum gefahren. Genauso wie Brenna es vorhergesagt hatte. Einen Tag nach der Beerdigung hat ihr Vater sie dann nach Harwood geschickt.«
    Also wollte Brenna es verhindern. Ihr muss bewusst gewesen sein, wie gefährlich es ist, von ihren Vorhersehungen zu erzählen, und trotzdem hat sie ihn gewarnt. Und das war dann der Dank für ihre Bemühungen.
    Niemand darf erfahren, dass Tess die neue Seherin ist.
    »Sie war schon immer ein bisschen merkwürdig, aber in Harwood ist sie wirklich verrückt geworden«, sagt Rory und schürzt die vollen Lippen. Wahrscheinlich denkt sie gerade an Sachi und fragt sich, ob Harwood ihre Schwester genauso vernichten wird wie ihre Cousine.
    »War es wirklich Harwood, oder waren es ihre Vorhersehungen? Werden Seherinnen oft verrückt?« Ich habe Angst vor der Antwort, aber ich muss es wissen. Gab es noch andere Seherinnen außer Brenna und Thomasina?
    »Sie ist nicht die erste, die wahnsinnig wurde«, seufzt Schwester Cora. »Aber Brennas Vorhersehungen sind nicht die Ursache ihrer Krankheit – oder zumindest nicht die einzige Ursache. Wahrscheinlich solltet ihr die Wahrheit darüber erfahren, vor allem du, Cate.«
    Rory und ich sehen uns perplex an.
    »Wir haben bei Brennas erster Verhandlung versucht einzugreifen. Als wir hörten, dass sie eine Seherin ist, wollte ich sie bei der Schwesternschaft in Sicherheit wissen. Ob Hexe oder nicht, es wäre der beste Ort für sie gewesen.« Schwester Coras Stimme ist freundlich, als hätten sie Brenna damals einen Gefallen getan. »Aber da sie keine Hexe war, überließen wir ihr die Entscheidung. Sie lehnte es ab, mit uns nach New London zu kommen. Sie hatte Angst, und sie wollte in Chatham bleiben. Mir war klar, dass es nicht lange dauern würde, bis sie erneut verhaftet würde.«
    »Soll das heißen, die Schwesternschaft hat sie nach Harwood geschickt?« Rory springt erbost auf.
    Schwester Cora hebt beschwichtigend die Hand. »Das war nicht unsere Absicht. Ich wollte bloß ihre Erinnerung an unser Gespräch und unsere Anwesenheit dort auslöschen. Ich hatte eine Schülerin dabei, die der Gedankenmagie fähig war, und dachte, es könnte förderlich für sie sein, einer Verhandlung beizuwohnen. Ich erlaubte ihr, in Brennas Gedanken einzudringen. Unglücklicherweise ist es schiefgegangen. Versteht – das ist das Risiko, das wir jedes Mal, wenn wir Gedankenmagie anwenden, eingehen. Seitdem ist Brenna nicht mehr dieselbe.«
    Also ist es Alice gewesen, die Brenna ruiniert hat.
    Auf einmal ergibt Brennas unheimliches Gerede Sinn. Löcher in meinem Kopf. Die Krähen haben

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