Tödlich ist die Nacht
bezeichnen?«, fragte sie.
»Das wäre ein Kompliment«, gab Parker zurück. »Ich bezeichne Sie als Lügnerin.«
»Sie können mich mal, Parker!«
»Sie sind eine miese Verräterin. Wer hat Sie geschickt?«, schrie Parker.
»Was ist los mit Ihnen? Was soll das heißen?«
»Dass ich die Schnauze voll habe«, sagte er und blieb dicht vor ihr stehen. Sie wich nicht zurück, immerhin. »Ich mag es nicht, wenn man mich benutzt. Was haben Sie Bradley gegeben, als er hier war?«
»Warum sollte ich einem Arschloch wie Ihnen überhaupt noch irgendetwas erzählen?«
»Was haben Sie ihm gegeben?«
»Alles, was Sie nicht mitgenommen haben«, gab sie zu.
»Sie haben ihm von Davis erzählt, ihm die Adresse gesagt?«
»Ich hatte keine Wahl.«
»Man hat immer die Wahl, Ruiz. Sie hätten ihm sagen können, dass ich alles mitgenommen habe. Sie hätten ihm Davis' Adresse verschweigen können.«
»Die übernehmen den Fall!«, sagte sie frustriert. »Kapieren Sie das denn nicht? Es ist nicht mehr Ihrer, Parker. Was macht es für einen Unterschied, ob ich ihnen diese Informationen jetzt gleich gebe oder später? Sie kriegen sie schließlich doch.«
Fuentes streckte den Kopf aus seinem Büro. »Was zum Teufel ist denn hier los?«
»Er ist verrückt!«, sagte Ruiz und ließ anschließend die spanische Version folgen, für den Fall, dass Fuentes es beim ersten Mal nicht verstanden hatte.
»In mein Büro«, sagte Fuentes. »Alle beide. Sofort.«
»Ich muss weg«, sagte Parker und machte Anstalten zu gehen. »Ich habe einen Job zu erledigen.«
»Rein hier, Kev. Ich meine es ernst.«
Parker blieb stehen und erwog das Für und Wider. Fuentes würde nichts unternehmen, wenn er ging. Aber wenn er ging, hätte Ruiz Zeit, sich etwas Neues auszudenken. Er wollte es hinter sich bringen. Gleich.
Sie traten in Fuentes' Büro. Ruiz ging auf die andere Seite des Zimmers, Parker blieb bei der Tür stehen. Er wartete nicht, bis Fuentes das Gespräch eröffnete. Er sah den Captain an und sagte: »Woher kommt sie? Wer hat sie der Abteilung zugewiesen?«
»Werden Sie jetzt bloß nicht paranoid«, sagte Fuentes.
»Er hat den Verstand verloren«, sagte Ruiz und verschränkte die Arme unter der Brust.
Parker hob die Hände und drehte sich erst dem einen, dann dem anderen zu. »Ich will nur eine Antwort auf meine Frage, ist
das zu viel verlangt?«
»Sie kam von der Gang…«
»Versuchen Sie nicht, mich zu verscheißern«, brüllte Parker. »Ich weiß, dass sie nicht von der Spezialeinheit für Latino-Gangs kommt.«
»Wenn Ihnen die Antworten auf Ihre Fragen nicht gefallen, dann stellen Sie keine mehr«, sagte Fuentes, ein wenig zu ruhig. »Es ist, wie es ist, Kev.«
»Richtig. Es ist, wie es ist«, sagte er und nickte. »Ich weiß, dass sie lügt, daher darf ich wohl annehmen, dass Sie auch lügen.«
Fuentes machte sich nicht die Mühe zu widersprechen. »Sie ist Ihr Trainee. Was spielt es für eine Rolle, woher sie kommt? Ihr Job ist es, sie auszubilden.«
»Es spielt eine Rolle, falls sie nicht aus diesem Grund hier ist«, sagte Parker. »Was sind Sie, Ruiz? Eine der Ratten aus dem Raubund Morddezernat? Oder doch ein Maulwurf vom Dezernat für Interne Ermittlungen? Suchen Sie sich etwas aus.«
Erneut bekam er von keinem von beiden eine Antwort. Ruiz und Fuentes wechselten einen Blick, der keinen Zweifel daran ließ, dass sie etwas wussten, was Parker nicht wusste. Er beobachtete sie, erstaunt, dass er immer noch Erwartungen an andere, zumindest an Fuentes, hatte. Er hätte diese Lektion schon vor langer Zeit begreifen sollen. Er dachte, er hätte sie begriffen. Vielleicht war er auch einfach nur müde gewesen und jetzt, wo er endlich einen Fall hatte, bei dem er sich beweisen konnte, wich die Betäubung von ihm.
»Ach, ihr könnt mich mal alle«, sagte er und wandte sich zur Tür.
»Parker, wohin wollen Sie?«
»Ich habe einen Job zu erledigen.«
»Lowell ist nicht mehr Ihr Fall«, sagte Fuentes. »Sie müssen alles an Raub und Mord übergeben, bevor die wirklich sauer werden und beschließen, Sie wegen Behinderung dranzukriegen.«
»Sollen sie machen, was sie wollen«, sagte Parker. »Ich weiß nicht, welche Gründe sie haben, diesen Fall zu übernehmen, aber allmählich fügen sich die einzelnen Teile zusammen, und das Bild, das dabei herauskommt, gefällt mir nicht. Ich werde denen nicht einfach die Zügel überlassen und verschwinden.«
»Sie riskieren Ihre Karriere, Kev«, sagte Fuentes. »Kommen Sie denen nicht in die
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