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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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bestand kein Zweifel. Groß, hageres Gesicht. Er trug sogar denselben Mantel. Reacher stützte beide Hände mit der Waffe auf die Motorhaube des Yukon und nahm den Kopf des Kerls ins Visier. In diesem Augenblick hörte er eine Stimme, laut und dringend, unmittelbar hinter sich.
    »Halt, nicht schießen!«, rief sie.
    Er drehte sich um und sah einen zweiten Mann zehn Meter nordwestlich von sich. Neagley stolperte direkt vor ihm durch den Schnee. Er hatte ihre Heckler & Koch in der linken Hand. Mit der Rechten hielt er eine Pistole in ihren Rücken gepresst. Es war der Kerl auf dem Überwachungsvideo. Auch das stand fest. Tweedmantel, nicht sehr groß, breite Schultern, etwas stämmig. Diesmal trug er keine Kopfbedeckung. Er hatte das gleiche Gesicht wie der Mann aus Bismarck, etwas voller. Das gleiche grau melierte aschblonde Haar, etwas dichter. Brüder .
    »Werfen Sie die Waffe weg, Sir!«, rief er.
    Das war eine perfekte Cop-Aufforderung mit perfekter Cop-Stimme. Tut mir Leid, formte Neagley mit den Lippen. Reacher drehte die Steyr um, hielt sie jetzt am Lauf.
    »Werfen Sie die Waffe weg, Sir!«, wiederholte der Stämmige.
    Sein Bruder aus Bismarck kam näher, hob sein Gewehr. Ebenfalls eine Steyr, eine lange, elegante Waffe. Sie war dick mit Eis und Schnee bedeckt. Er zielte damit auf Reachers Kopf. Die tief stehende Morgensonne ließ den Gewehrlauf drei Meter lang erscheinen. Was ist aus meinem einsamen Motelbett geworden?, fragte Reacher sich. Schneeflocken wirbelten in der eisigen Luft um ihn herum. Er holte aus und warf seine Pistole hoch in die Luft. Sie beschrieb einen zehn Meter weiten Bogen und versank dann im Schnee. Der Kerl aus Bismarck griff mit der linken Hand in die Manteltasche und zog seine Polizeiplakette heraus. Hielt sie in der Handfläche hoch. Die Plakette glänzte golden. Sie war auf einen abgewetzten braunen Lederstreifen montiert. Die Gewehrmündung schwankte. Der Mann steckte die Plakette wieder ein und hob das Gewehr an die Schulter.
    »Wir sind Polizeibeamte«, wiederholte er.
    »Ich weiß«, bestätigte Reacher. Er sah sich um. Es schneite heftiger. Der Wind trieb große Flocken vor sich her, wirbelte sie durcheinander. Der Einschnitt, in dem sie sich befanden, glich einer Höhle ohne Dach. Dies war vermutlich der einsamste Ort der Welt. Der Mann aus dem Überwachungsvideo stieß Neagley näher heran. Sie stolperte, er holte sie wieder ein und presste erneut seine Pistole in ihren Rücken.
    »Aber wer sind Sie?«, fragte der Kerl aus Bismarck.
    Reacher gab keine Antwort. Machte sich nur ein Bild von der räumlichen Verteilung der Akteure. Sie war äußerst nachteilig für ihn. Er befand sich mit jeweils vier Metern Abstand zwischen den beiden Männern, und der Schnee unter seinen Füßen war rutschig.
    Der Kerl aus Bismarck grinste. »Sie sind wohl hier, um die Welt und die Demokratie zu retten?«
    »Ich bin hier, weil Sie ein lausiger Schütze sind«, sagte Reacher. »Am Donnerstag haben Sie die Falsche getroffen.« Er bewegte die rechte Hand sehr langsam, zog den Ärmel zurück, sah auf die Uhr und lächelte. »Und heute verlieren Sie wieder. Jetzt ist es zu spät. Sie werden ihn verpassen.«
    Der Kerl aus Bismarck schüttelte bloß den Kopf. »Polizeifunk-Scanner. In unserem Wagen. Wir hören den Funkverkehr der Kollegen aus Casper mit. Armstrong kommt zwanzig Minuten später. In South Dakota hat’s ein Problem mit dem Wetter gegeben. Deshalb haben wir beschlossen, hier zu warten und Ihnen Gelegenheit zu geben, uns einzuholen.«
    Reacher schwieg.
    »Weil wir Sie nicht mögen«, sagte der Mann aus Bismarck. Er sprach mit angelegtem Gewehr. Seine Lippen bewegten sich am Holz des Kolbens. »Sie schnüffeln herum, wo Sie nichts zu suchen haben. Dies ist eine rein private Angelegenheit. Etwas, das Sie überhaupt nichts angeht. Betrachten Sie sich also als verhaftet. Wollen Sie sich schuldig bekennen?«
    Reacher gab keine Antwort.
    »Oder nur um Gnade betteln?«
    »Wie Sie?«, fragte Reacher. »Als der Baseballschläger Ihnen gefährlich nahe gekommen ist?«
    Der Kerl dachte einen Moment nach.
    »Ihre Einstellung ist Ihrer Sache nicht dienlich«, sagte er dann.
    Er machte erneut eine Pause, diesmal etwas länger.
    »Die Geschworenen sind wieder im Saal«, sagte er.
    »Welche Geschworenen?«
    »Mein Bruder und ich. Das ist Ihre gesamte Geschworenenbank. Wir sind jetzt Ihre ganze Welt.«
    »Was damals auch passiert sein mag, liegt jetzt dreißig Jahre zurück.«
    »Ein Kerl, der so was tut,

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