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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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sind der Investmentbanker. Vielleicht glaubt er, daß er uns so billiger kriegt.«
    »Wenn er das Geschäft rasch abschließt, läuft das Projekt Plattform weiter. Dann hat er die Technologie und die Herstellung«, sagte ich. Das war einleuchtend, verdammt einleuchtend. »Versuchen Sie, was herauszubekommen, wenn Sie in Kalifornien sind.«
    Anschließend rief ich Karen an. Sie überprüfte Jenson Computer auf ihrem Bloomberg-Bildschirm. Der Makler war Wagner Phillips.
    Es hatte ganz den Anschein, als hätten sich mein Marketingdirektor, mein wichtigster Kunde und mein Broker gegen mich verschworen. Leicht würde es nicht werden.
    Am folgenden Tag, Mittwoch, flog Rachel nach Kalifornien. Zu einem kurzen Besuch – schon am Samstag vormittag wollte sie wieder zurück sein. Ich hoffte, sie würde bei Jenson einen Sinneswandel bewirken können. Ihre Chancen standen besser als meine.
    Ich beschloß, die Entscheidung, nicht zu verkaufen, sowenig Leuten wie möglich mitzuteilen. Es David zu sagen war ein Fehler gewesen. Die übrigen Mitglieder der Firmenleitung würde ich in dem Glauben lassen, ich suchte nach einem Käufer.
    Das Telefon klingelte. Es war Steve Schwartz.
    »Mark, Sie haben mich doch gebeten herauszufinden, wer Ihre Aktien kauft?«
    »Ja.«
    »Den Gerüchten nach ist es Frank Hartman.«
    »Frank Hartman? Wer ist das?«
    »Ich bin ihm nie begegnet, aber ich hab’ von ihm gehört. Er ist so eine Art Ivan Boesky. Von New York aus leitet er einen Investmenttrust. Früher hätte man ihn einen Spekulanten genannt. Er kauft Aktien, und kurz darauf steigen sie im Wert, weil das Unternehmen übernommen wird. Seine Anleger verdienen nicht schlecht.«
    »Ist er ein Gauner?«
    »Sie wissen, in diesem Geschäft gibt es kein Schwarz und Weiß. Nur Grauschattierungen.«
    »Und was für eine Schattierung hat Hartman?«
    Steve lachte. »Kohlrabenschwarz.«
    Mir ging ein Gedanke durch den Kopf. »Hat er irgendwelche Verbindungen zu Jenson Computer?«
    »Nicht daß ich wüßte. Warum?«
    »War nur so ’n Gedanke. Jedenfalls vielen Dank, Steve. Wenn Sie was Neues hören, lassen Sie mich’s hören, ja?«
    Ich rief Karen an, um zu erfahren, was sie über Hartman wußte. Sally meldete sich und sagte, Karen sei unterwegs, würde aber mittags wieder zurück sein. Ich hinterließ keine Nachricht, weil ich sie abends ohnehin anrufen wollte.
    Ich meldete mich bei Ed. Die italienische Position war einen halben Punkt im Geld und bewegte sich stetig nach oben. Etienne hatte keine Anstalten gemacht, sich einzumischen. Außerdem berichtete Ed, daß Bob eine halbe Stunde lang Bondscape ausprobiert hatte. Er schien schon fast überzeugt.
    Es war erstaunlich, wie die letzten Wochen, in denen Ed allein hatte zurechtkommen müssen, seinem Selbstvertrauen gutgetan hatten. Überrascht stellte ich fest, daß mir das ein bißchen zusetzte. Er war intelligent und lernte rasch. Wie lange würde es dauern, bis er alles gelernt hatte, was ich wußte? Ein Jahr? Zwei Jahre? Kein sehr angenehmer Gedanke.
    Es klopfte. Keith und Andy betraten mein Büro. Sie sahen beunruhigt aus. Ärger, dachte ich.
    »Haben Sie einen Augenblick Zeit, Mark?« fragte Keith.
    »Natürlich.« Sie setzten sich. Ein drolliges Paar, die beiden. Der hoch aufgeschossene, redselige Chipdesigner und der kindliche Programmierer, der halb so groß und halb so alt aussah. »Was gibt’s?«
    »Na ja, es wird viel gequatscht in der Firma«, begann Keith.
    »Ach ja? Und worüber?«
    »Es heißt, wir hätten nur noch Geld, um bis Juli durchzuhalten. Stimmt das?«
    Ich konnte die beiden nicht anlügen. »Ja.«
    »Und stimmt es auch, daß Sie versuchen, die Firma zu verkaufen?«
    Ich zögerte. Ich hatte beschlossen, meine Absichten für mich zu behalten. Aber das Leben dieser beiden war so eng mit FairSystems verknüpft, daß ich es nicht übers Herz brachte. Sie hatten ein Anrecht auf die Wahrheit.
    Doch bevor ich den Mund aufmachen konnte, hatte Keith schon wieder das Wort ergriffen. »Wenn Sie das vorhaben, dann machen Sie ’nen Riesenfehler!«
    Ich versuchte, ihn zu unterbrechen, aber er brachte mich mit einer unwilligen Handbewegung zum Schweigen.
    »Wenn Sie die letzten drei Jahre hiergewesen wären, würden Sie jetzt nicht das Handtuch schmeißen. Ich mein’, wir haben schon für große Unternehmen gearbeitet, aber das hier, das ist ’ne ganz andere Kiste. Wir sind ’n Riesenteam hier. Was wir in den letzten Jahren geleistet haben, die Probleme, die wir gelöst haben, die

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