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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Geld spielen. Dicke Tantiemen einstreichen. Das Geld auf den Kopf hauen.«
    Dagegen ließ sich wenig sagen. Ich hatte kaum das Recht, ihn zu kritisieren.
    Peinliches Schweigen. Pat stand auf, um den nächsten Gang zu holen. Annie fragte Willie, was mit seinem Porsche sei. Das war ein wunder Punkt. Er hatte das Liebhaberstück aufgeben müssen, als er bei FairSystems angefangen hatte. Seither begnügte er sich mit einem sechs Jahre alten Renault 5.
    Pat kam mit einem köstlichen Stew zurück. Ich brauchte ein paar Minuten, um zu bemerken, daß überhaupt kein Fleisch darin war.
    Zwischen Annie und David hatte eine lebhafte Unterhaltung begonnen. Ich benutzte die Gelegenheit, um mehr über ihn herauszufinden.
    »Wie ist so das Leben an der Seite eines Managers?« fragte ich Pat.
    Sie lächelte. »Nach Möglichkeit drücke ich mich vor allen geselligen Veranstaltungen, die mit der Firma zu tun haben«, sagte sie. »Das hier ist das erstemal seit langer Zeit.« Sie seufzte. »Zu Anfang hab’ ich mich nur schwer daran gewöhnt, vor allem als Dave bei IBM war. Doch im Grunde führe ich mein Leben und er seins. Er ist immer sehr ehrgeizig gewesen. Er will unbedingt Erfolg haben, und ich bin sicher, er kriegt ihn auch.«
    Es war keine Spur von Bitterkeit in ihrer Stimme, nur Ehrlichkeit. Mir war nicht ganz klar, warum sie sich so offen über ihren Mann äußerte. Immerhin war ich sein Vorgesetzter, wenn auch nur vorübergehend. Auf jeden Fall wollte ich mir diesen Umstand zunutze machen.
    »Mochte David meinen Bruder?«
    Pat zögerte etwas, und ich dachte schon, ich hätte den Bogen überspannt.
    »Ich bin ihm ein paarmal begegnet«, sagte sie, »und ich mochte ihn. Sie haben viel Ähnlichkeit mit ihm.« Sie unterbrach sich kurz. Als sie fortfuhr, wählte sie ihre Worte mit Bedacht. »Ich glaube, David hat ihn respektiert. Er war wohl der Meinung, Richard würde ganz nach oben kommen, und da wollte er dabeisein. Für Dave war es ein ziemliches Risiko, zu FairSystems zu gehen. Mit seiner Erfahrung bei IBM und seinen Universitätsabschlüssen hätte er leicht eine viel bessere Position bei einem angeseheneren Unternehmen bekommen können. Aber ich glaube, er sah in FairSystems die Möglichkeit, ein oder zwei Millionen zu machen. Die Chance wollte er sich auf keinen Fall entgehen lassen.«
    »Hoffentlich behält er recht«, sagte ich.
    Pat nahm einen Schluck Wein. »Nun, mir war es, ehrlich gesagt, herzlich gleichgültig.« Etwas leiser fügte sie hinzu: »Wenn Dave sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann kriegt er es auch. Ich kenne keinen Menschen, der so entschlossen ist wie er. Das war wohl einer der Gründe, warum ich mich in ihn verliebt habe.«
    »Ist das eine Warnung?« fragte ich.
    Sie überhörte die Frage und rührte das Stew in der vor ihr stehenden Schüssel um. »Möchte noch jemand?«
    Wir saßen im Auto und fuhren nach Glenrothes zurück. Annie hatte Willie noch zum Besuch eines Clubs in Edinburgh überredet.
    »Haben Sie gehört, was Pat mir erzählt hat?« fragte ich Rachel. Sie hatte mir gegenüber gesessen, und ich war sicher, daß sie mit halbem Ohr unsere Unterhaltung mit angehört hatte.
    »Ja.«
    »Ich frage mich, warum sie so aus der Schule geplaudert hat.«
    »Weiß nicht. Ich hab’ sie immer als sehr offen und ehrlich empfunden.«
    »Aber er ist ihr Mann.«
    Rachel seufzte. »Sie haben sich ziemlich auseinandergelebt. Sie tut zwar immer, als kratzte sie das nicht, aber ich wette, es geht ihr doch an die Nieren. Ich würde sagen, sie traut ihm nicht ganz und wollte, daß Sie es wissen.«
    »Wissen Sie, worum es in der Auseinandersetzung ging, die Richard vor seinem Tod mit ihm gehabt hat?«
    »Nein«, sagte Rachel. »Es hat schon früher hin und wieder Spannungen zwischen ihnen gegeben. Und am Tag vor seinem Tod hatten sie einen Riesenauftritt. Jeder im Werk hat es mitgekriegt. Zum Schluß ist David wütend abgehauen. Er behauptet steif und fest, es sei um Marktstrategien gegangen. Er habe die Preise senken wollen, Richard nicht.«
    »Aber Sie glauben ihm nicht?«
    »Nein, das heißt, es ist durchaus möglich, daß sie sich über die Preispolitik nicht einig waren. Aber darüber hätte sich Richard nicht so aufgeregt. Das wäre nur ein weiteres Problem gewesen, das er ruhig analysiert hätte. Nein, es muß um etwas anderes gegangen sein.«
    »Und Sie haben keine Ahnung, worum?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid.«
    Wir fuhren nach Glenrothes hinein. Rachels Wohnung war die obere Hälfte

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