Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
Hardcover Einbände handelte, einzig und allein
dicke Bücher. Hier würde kaum noch ein Staubkorn dazwischen passen, so eng
waren die Bücher gestellt. Hatte Kummer die Bände womöglich nur zur Deko dort
stehen? Andrea bemühte sich, ein Buch hervorzuziehen, was ihr jedoch nicht
gelang. Julia, die ihrer Kollegin belustigt zusah, fragte sie:
„Was machst du da Andrea?“ Andrea drehte
sich zu ihr um und erwiderte:
„Weißt du was? Ich glaube, sie sind alle
festgeklebt. Kein Buch kannst du herausziehen.“ Sie strich mit der Hand über
die Buchrücken. Julia stellte sich neben sie und betrachtete die Bücher genauer.
Dann lachte sie plötzlich.
„Du das sind Attrappen, nur leere
Buchhüllen, damit es so aussieht, als sei er sehr belesen. Gibt es ja wohl
nicht.“ Julia setzte sich wieder an den Schreibtisch. Andrea wurde auf einmal
nachdenklich.
„Warum hat Schwarz eigentlich nicht
gleich erzählt, dass Kummer sein Schwager ist?“
„Das kann ich dir auch nicht sagen. Hier
ist nichts brauchbares außer Büromaterial im Überfluss. Ich glaube, Kummer
hatte Angst, dass ihm eines Tages die Büroklammern ausgehen würden. Warte mal,
diese Schublade. Warum kriege ich die nicht auf, die klemmt irgendwie.“
„Vielleicht ist sie abgeschlossen?“,
fragte Andrea grinsend. Julia sah auf und schüttelte den Kopf.
„Ist sie nicht, sie klappert, wenn ich daran
ziehe. Ein Stückchen kann ich sie aufziehen, dann ist Schluss.“ In einer Federschale
lagen ein paar Kugelschreiber und ein langes Lineal aus Metall. Julia schob es
in die schmale Ritze, um das, was da klemmte, zu verschieben. Nach einigen
vergeblichen Versuchen fiel etwas hinunter und die Lade öffnete sich mit einem
Ruck. „Was war das?“ Julia kniete sich auf den Teppich und suchte ihn ab. „Sieh
mal ein Schlüssel, wofür?“ Andrea zuckte mit den Schultern.
„Für einen Safe? Vielleicht ist er
hinter diesen Bücherattrappen. Lass uns mal nachschauen.“ Sofort kletterte
Julia auf einen kleinen Hocker und versuchte eine der Attrappen hervorzuziehen.
Sie schüttelte den Kopf.
„Geht nicht. Dass dahinter ein Safe sein
soll, kann ich mir nicht vorstellen.“ Sie untersuchten ein Gemälde, das sich
leicht verschoben hatte, ohne Erfolg. Andrea legte ihre Stirn in Falten.
„Dann kann er nur noch zu Hause sein.“
„Oder im Labor“, ergänzte Julia.
„Vielleicht so ein Metallschrank, wo geheime Akten aufbewahrt werden.“
„Du meinst bei deinem Philip?“
„Er ist nicht mein Philip. Ich bin mir
nicht sicher, wie groß das Labor ist. Nachfragen könnten wir ja mal, aber nicht
heute.“
„Hast du sonst noch was gefunden?“
„Nichts außer unbeschriebenem
Briefpapier. Er hat noch nicht mal ein Notebook hier stehen. Was hat der Mann
den ganzen Tag gemacht?“ Andrea hatte auf einmal einen Einfall.
„Er hat sein Notebook bestimmt jeden Tag
mit nach Hause genommen. Im Wrack war es nicht, dann muss es bei ihm zu Hause
sein, oder?“ Julia streichelte Andreas Arm.
„Ich wusste, warum du meine
Lieblingskollegin bist“, rief sie lachend aus. „Ich denke, wir sollten uns noch
einmal mit Dirk Kummer unterhalten.“ Sie suchten die umliegenden Büros nach ihm
ab und wurden auch gleich fündig. Die Bürotür stand weit offen. Der junge Mann
befand sich vor dem geöffneten Fenster. Sein Blick war starr hinaus gerichtet.
„Herr Kummer würden Sie uns noch ein
paar Minuten Ihrer Zeit opfern?“ Er musste mit seinen Gedanken weit weg sein,
denn es kam keine Reaktion. Julia klopfte an die Tür. „Herr Kummer?“ Auf einmal
sah der Mann sie an.
„Oh entschuldigen Sie. Ich war mit
meinen Gedanken bei einem Termin, den ich gleich habe.“ Julia lächelte
verständnisvoll.
„Vermutlich der Termin, den auch Ihr
Onkel hat?“ Verwirrt sah Dirk Kummer sie an.
„Wie meinen Sie? Ach so ja natürlich der
Termin.“
„Herr Kummer, besaß Ihr Vater ein
Notebook?“ Der junge Mann schüttelte den Kopf.
„Doch nicht mein Vater. Er hielt nichts
davon. Alles, was er sich notieren musste, schrieb er auf einen Block. Ein
Wunder, dass er über ein Handy verfügte.“
„Wann haben Sie Ihren Vater zuletzt gesehen?“
Der Mann dachte nach.
„Das muss am Morgen des Unglücks gewesen
sein. Wir frühstücken immer alle gemeinsam, gewissermaßen Tradition. Sie müssen
wissen, meine Eltern haben immer gerne auf heile Welt gemacht, obwohl alle
wussten, dass jeder von ihnen schon lange seine eigenen Wege geht. Danach fuhr
er zum Flughafen, das heißt, vorher hat
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