Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)

Vater bereits ein Jahr andauerte, wusste ich, dass sie niemals den Mut
haben würde, sich von ihm zu trennen. Wenn ich sie nicht haben konnte, sollte
er sie auch nicht haben.“ Julia holte tief Luft.
    „Möchten Sie ein Glas Wasser Herr
Kummer?“ Er verneinte, wollte wohl diese Sache schnell hinter sich bringen. „Es
geht auch um den Medikamentenskandal, in den Ihr Vater verwickelt war. Sie erinnern
sich? Wir haben schon einmal darüber gesprochen.“ Kummer nickte.
    „Ja, und ich habe Ihnen gesagt, dass ich
damit nichts zu tun habe.“
    „Und wir haben einen Zeugen gefunden,
der Sie wieder erkannt hat. Sie sollen am fraglichen Tag seinem Sohn dieses Antibiotikum
und Geld dafür geboten haben. Es handelt sich um den Landwirt Jochen Müller.
Der Mann ist zwischenzeitlich verstorben, wie einige andere Menschen, die auf
Ihren Vater und Sie hereingefallen sind. Erinnern Sie sich jetzt?“ Thorsten
Schubert warf seinem Mandanten einen scharfen Blick zu. Leise sagte er etwas zu
Dirk Kummer, das Julia und Andrea nicht verstanden. Kummer nickte.
    „Ich habe meinem Vater nur einmal
geholfen, weil er einen Termin hatte. Einzelheiten sagte er mir nicht, nur,
dass ich den Bauern überreden sollte, das Medikament auszuprobieren. Ich sollte
ihm Geld dafür anbieten. Der Bauer war sofort begeistert.“
    „Dass das ein illegales Angebot sein
könnte, daran haben Sie nicht gedacht? Cleridon wurde bisher nicht ausreichend
getestet.“ Kummer zuckte mit den Schultern. „Wusste Ihr Onkel davon?“ Wieder
senkte er den Blick.
    „Ich will meinen Onkel da nicht mit
hineinziehen. Er war stets gut zu mir, im Gegensatz zu meinem Vater.“
    „Also wusste Ihr Onkel davon Herr
Kummer? Dass was Ihr Vater da aufgezogen hat, ist ein schweres Verbrechen, dass
Menschen das Leben gekostet hat. Einige werden vermutlich noch sterben. Wenn
Ihr Onkel davon wusste, dann hat auch er sich strafbar gemacht. Also wusste er
davon?“ Dirk Kummer nickte leicht und murmelte sich etwas in den Bart. „Herr
Kummer, Sie müssen lauter reden. Wir verstehen Sie nicht.“
    „Ja verdammt, er wusste es. Aber sonst
niemand. Wir durften weder meinen Brüdern noch meiner Mutter etwas sagen.“
Julia erhob sich und nickte Thorsten Schubert zu.
    „Danke Herr Kummer, Sie werden dann noch
gebeten, Ihr Geständnis zu unterschreiben.“ Sie machte dem Polizisten das
Zeichen den Angeklagten abzuführen. Als sie mit Andrea allein war, sagte sie:
    „Geschafft. Das nächste Verhör
übernimmst du.“ Überrascht nickte sie. Eingehakt verließen sie das Verhörzimmer
und klopften bei ihrem Chef an die Tür. Kriminalrat Bose war hoch erfreut, als
Julia ihm Bericht erstattete. „Rainer Schwarz hat ebenfalls von der ganzen
Sache mit den Medikamenten gewusst, hat uns sein Neffe erzählt. Meinen Bericht
bekommen Sie heute Nachmittag.“
    „Ich
werde sofort veranlassen, dass er hergebracht wird und ihn persönlich
vernehmen. Meine Damen, das haben Sie wirklich gut gemacht. Ich schätze, die beiden
Herren werden sehr lange Gäste auf Staatskosten sein.“
    „Morgen ist ja schon Samstag“, fiel
Julia erschrocken ein, als sie wieder in ihrem Büro waren. Fragend schaute
Andrea sie an.
    „Wieso? Was ist daran so schlimm?“
    „Ich habe Perez doch zum Essen
eingeladen. Ich muss noch einkaufen. Was koch ich denn?“ Andrea grinste.
    „Was kannst du denn?“ Julia überlegte.
    „Spaghetti Bolognese? Ziemlich
einfallslos oder?“ Andrea nickte.
    „Na ja, wenn er gern Spaghetti isst?“
    „Ich weiß nicht genau. So oft waren wir
ja noch nicht essen. Ach was ich koch Spaghetti und eine Hackfleischsoße dazu.“
    „Also doch Bolognese.“ Julia lachte.
    „Das
kann ich gut.“
    In der Mittagspause erledigte sie den
Einkauf. Andrea beriet sie, und sie alberten herum wie zwei Teenager. Julia
ließ sich auf ihren Stuhl fallen und stöhnte. Diese Hitze war unerträglich.
    „Morgen bring ich uns einen Ventilator
mit. Das ist ja nicht auszuhalten. In der Sache Daniel Örtler sind wir bisher
kein Stück weitergekommen. Dieser Conny ist unauffindbar. Vielleicht lebt er
gar nicht mehr, hat sich den goldenen Schuss gesetzt oder ist an einer
Blutvergiftung gestorben. Aber dann hätte man ihn finden müssen. Christian
Neumann sitzt immer noch in Untersuchungshaft. Wir können ihn erst dann laufen
lassen, wenn wir diesen Junkie gefunden haben.“ Andrea hatte einen Einwand.
    „Woher willst du aber wissen, dass
dieser Junkie auch sein Mörder ist? Könnte ja sein, dass die beiden