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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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Selbsterkenntnis, wenn man es mit den Worten eines Psychologen ausdrückt«, erläuterte Ted Västlund, der Peter Bergs fragenden Blick bemerkt hatte. »Ja, wir sind bei einem Psychologen gewesen. Meine Mutter verschaffte uns ständig ein schlechtes Gewissen. Alles war immer der Fehler der anderen. Und lange Zeit habe ich das auch geglaubt. Wenn ich nur tat, was meine Mutter wollte, und das am besten schon im Voraus wusste, würde alles Friede und Freude sein, denn sie konnte sowohl lustig als auch ziemlich fröhlich sein. Zwischen diesen beiden Extremen bin ich aufgewachsen. Wie in einem ewigen Morast. Man konnte nie abschätzen, wann ihre Stimmung umschlug. Wenn man außerdem wie meine Mutter veranlagt ist … war, sieht man ausschließlich sich selbst als Opfer. Sie war also immer die arme Mutter. So bin ich aufgewachsen, und damit habe ich versucht zu leben, aber schließlich genauso versucht, es abzuschütteln. Dass ich mich relativ unbeschadet aus diesen Strukturen gelöst habe, liegt daran, dass ich … wir Hilfe bekommen haben. Doch leider erst in späteren Jahren. Aber ich trauere nicht um sie. Nicht viel jedenfalls. Einmal muss es genug sein!«
    Seine Ausführungen klangen wie die Beschreibung einer klassischen Psychopathin, dachte Peter Berg, doch er hatte nicht erwartet, dass man eine Frau in diesem Alter noch als Psychopathin klassifizieren würde. Denn normalerweise pflegten sich derart ausgeprägte, auffällige Züge mit den Jahren zu verwischen, abzumildern.
    Peter Berg fiel es mit einem Mal schwer, weitere Fragen zu formulieren. Als würde ihm das Verhör regelrecht aus den Händen gleiten.
    »Wenn ihr also jemand mit einem harten Gegenstand den Schädel eingeschlagen hat, so kann ich es irgendwie verstehen«, sagte der Sohn mit neutraler Stimme, was einerseits ziemlich herzlos klang, andererseits, wenn man seinen Worten Glauben schenken sollte, verständlich schien.
    Die Frage war nur, ob Ehrlichkeit tatsächlich immer am längsten währte.
    »Und Sie wissen nicht zufällig, wer das gewesen sein könnte?«, wollte Peter Berg wissen.
    Der Mann schüttelte sachte den Kopf.
    »Nein. Keine Ahnung.«
    Berg schaute ihm prüfend in die Augen hinter den stählern eingefassten Brillengläsern.
    »Aber ich als ihr Sohn werde mich wenigstens um ein anständiges Begräbnis kümmern«, fügte Ted Västlund mit ruhiger und fester Stimme hinzu.
    Das war immerhin etwas, dachte Peter Berg und überlegte, wer es auch sonst hätte übernehmen sollen. Vielleicht die Gemeinde.
    »Kennen Sie Folke Roos?«, wollte er wissen.
    »Kennen … ja und nein.«
    Ted Västlund hielt inne, schien zögerlich.
    »Was wissen Sie über ihn?«
    »Ein netter Mensch, der meiner Mutter zufällig über den Weg gelaufen ist.«
    »Wissen Sie etwas darüber, dass sie sich getroffen haben? In der letzten Zeit?«
    »Ja. Meine Mutter kam recht oft bei uns zu Hause vorbei. Suchte Gesellschaft. Das konnten wir ihr kaum verwehren. Im Allgemeinen redete sie jedoch nur von sich, was sehr ermüdend war. Sie fragte selten danach, wie es anderen ging. Und sie erwähnte Folke natürlich. Und dass sie wieder begonnen hatten, sich zu treffen.«
    »Was können Sie darüber berichten?«
    »Absolut gar nichts.«
    »Und Sie hatten nichts dagegen?«
    »Nein. Warum sollte ich?«
    Sein Erstaunen wirkte echt.
    »Glauben Sie, dass irgendjemand etwas dagegen hatte?«
    Er betrachtete seine Fingernägel, bevor er antwortete.
    »Nein.«
    Die Antwort war kurz, die kürzeste bis jetzt. Berg notierte sie.
    Ansonsten würde er genau dieses Detail vergessen, wenn er Louise Jasinski über das Gespräch informierte.
    »Wissen Sie ungefähr, wann sie ihren Kontakt wieder aufnahmen?«
    Ted Västlund schaute durch das große Wohnzimmerfenster nach draußen.
    »Nein. Aber ich glaube, es war vor ein paar Jahren.«
    »So lange schon!«, sagte Berg mehr zu sich selbst.
    »Wie bitte?«
    »So lange schon«, wiederholte Berg etwas lauter.
    »Es kann gut sein, dass es sich um mindestens fünf Jahre handelt«, rechnete Ted Västlund nach, während er erneut seine Nägel betrachtete. »Wie die Zeit vergeht.«
    Peter Berg begnügte sich mit einem bestätigenden Nicken.
    »Es könnte also ein paar Jahre, aber ebenso gut auch eine längere Zeitspanne sein?«
    »Vermutlich. Oder was meinst du?«
    Ted Västlund wandte sich an seine Frau, die unsicher ihre Schultern hochzog.
    »Wenn es wichtig ist, wäre es besser, ihn selbst zu fragen. Aber es könnte sein, dass sein Gedächtnis nicht mehr

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