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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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stand ihm eine andere Aufgabe bevor. Er musste sich auf das Verhör mit Doris Västlunds Sohn vorbereiten. Sein Flugzeug von den Kanarischen Inseln war vor einigen Stunden in Kastrup gelandet. Die Charterflüge landeten oftmals so unchristlich früh oder extrem spät, doch seitdem die Öresundbrücke eröffnet worden war, hatten sich zumindest die Verbindungen verbessert. Man musste nicht mehr stundenlang auf der anderen Seite des Sundes sitzen und warten, bis eine Fähre fuhr. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte er ungefähr die gleiche Reise gemacht. Damals war er mit Sara unterwegs gewesen, und ohne es eigentlich anzusprechen, hatten sie beide gewusst, dass ihr Verhältnis vorbei sein würde, sobald sie aus dem Urlaub zurück waren und festen Boden unter die Füße bekamen. Es war, als hätte sich irgendetwas Unbestimmtes zwischen sie gedrängt. Sie hatten einander plötzlich nicht mehr viel zu sagen. Merkwürdig, wie sich die Dinge entwickelten.
    Doch so unerwartet war die Veränderung nun auch wieder nicht gekommen. Außerdem hatte Sara ja ihren Sohn, den eigentlich auch er sehr mochte. Das Kind war jedenfalls nicht die Ursache dafür, dass sie Schluss gemacht hatten, glaubte er zumindest.
    In der Zeit danach hatte er ständig darüber nachgegrübelt, was er möglicherweise falsch gemacht hatte. Und manchmal passierte es auch heute noch. Doch er war bisher zu keinem Ergebnis gekommen. Außer dass er manchmal eine gewisse Erleichterung darüber empfand, dass es so gekommen war. Wie merkwürdig es auch erschien, er wollte tief in seinem Inneren nicht länger mit ihr zusammen sein, auch wenn er anfangs zu feige gewesen war, sich das einzugestehen. Er war einfach nicht mutig genug gewesen, Schluss zu machen. Die Worte auszusprechen.
    Trotz seiner ständigen Einsamkeit, die vielleicht zu seinem Leben gehörte, wollte er diese Beziehung nicht mehr. Auch wenn er sich manchmal ziemlich wohl fühlte, wenn er sie besuchte und sie zusammen zu Abend aßen oder Kaffee tranken und er mit dem Jungen spielte. Aber das reichte offensichtlich nicht aus, und das hatte Sara wahrscheinlich auch gespürt. Diese Unzulänglichkeit, die ihn nie von selbst die Initiative ergreifen ließ. Er war eher der Typ, der die Dinge auf sich zukommen ließ.
    Um zwölf Uhr dreiunddreißig würde der Zug mit dem Ehepaar Västlund am Bahnhof eintreffen, wie Peter Berg im Reisebüro erfahren hatte. Sie würden voraussichtlich ein Taxi vom Bahnhof nach Hause nehmen, und kurz darauf würde er bei ihnen klingeln.
    So hatte er es geplant, und daran wollte er sich halten, auch wenn die Sache mit dem vermissten Mädchen dazwischengekommen war. Er hatte sich mit Louise Jasinski in Verbindung gesetzt, und sie waren übereingekommen, dass er den Sohn auf jeden Fall über den Tod seiner Mutter informieren sollte. Sie sahen sich gezwungen, es zu tun.
    Die anderen Aspekte der Ermittlungen im Mordfall Doris Västlund mussten ein paar Tage ruhen. Nicht auf Eis, sondern vorläufig zur Seite gelegt werden. Bis sie das Mädchen wiedergefunden hatten. Aber vielleicht fanden sie es ja bald. Eventuell sogar am heutigen Tag. Bei dem Gedanken an ein glückliches Ende dieses Dramas überkam ihn ein plötzlicher Eifer. Sie würden das Mädchen unversehrt und wohlbehalten auffinden! Er lächelte.
    Hoffentlich würde es tatsächlich so kommen! Er schloss die Augen und betete zu Gott.
     
    Ted Västlund wirkte gefasst. Vorbereitet.
    Peter Berg saß dem Sohn von Doris Västlund und seiner Ehefrau, die jeweils in einem der Ledersessel Platz genommen hatten, auf einem Sofa gegenüber. Ochsenblut hieß wohl die Farbe. Sie war nicht ganz so rot wie Menschenblut. Eher bräunlicher.
    Der persische Teppich unter dem Glastisch war riesig. Er bedeckte fast das gesamte Parkett und dämpfte somit alle Geräusche in dem überkultivierten Raum. Eine Atmosphäre, in der sich Peter Berg plump und fremd vorkam.
    Er hatte aufgehört zu zählen, wie viele Todesbescheide er als Polizist schon übermittelt hatte, doch er wusste, dass er sich niemals daran gewöhnen würde.
    Er hatte sich vorbereitet. Seinen Kopf frei gemacht. Sich darauf eingestellt, für alles offen zu sein, auch wenn es länger dauern würde, und so gut es ging auf die Fragen, die in solchen Situationen immer gestellt wurden, zu antworten. Doch auf die häufigste aller Fragen hatte er keine Antwort parat.
    Warum?
    Die Sonnenbräune des Paares stand in scharfem Kontrast zu der übrigen Situation. Ebenso die sommerliche Farbe ihrer

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