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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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Kleidung. Ted Västlund trug ein hellgrünes Poloshirt und seine Frau ein rosafarbenes. Ihr Haar war blond gelockt, die Lippen mit rotem Lippenstift gefärbt, ihren braun gebrannten Hals schmückte eine Perlenkette, und die Oberweite darunter war recht üppig. Sie wirkte insgesamt mütterlich und war dabei ziemlich gut aussehend. Recht fröhlich sogar, wie unpassend es auch erscheinen mochte.
    »Wir können uns denken, weshalb Sie gekommen sind«, begrüßte sie ihn, sobald sie ihm die Tür geöffnet hatte, was ihn leicht irritierte.
    Das Ehepaar Västlund machte den Eindruck, als wollte es schnellstmöglich allen Kummer aus der Welt schaffen.
    Nun saßen sie alle drei vor ihren Saftgläsern, die auf der blank geputzten Glasplatte des Wohnzimmertisches standen. Saft war das Einzige, was sich nach der Reise im Kühlschrank befunden hatte. Peter Berg war gerade sein Anliegen losgeworden und hatte sich immer noch nicht ganz von der Absurdität seines Auftritts erholt.
    »Ja, ich habe mir schon gedacht, dass es so kommen würde«, sagte der Sohn ohne spürbare Gefühlsreaktionen und ohne sich näher nach den Umständen zu erkundigen. »Die Ärztin hatte sich ja ziemlich deutlich ausgedrückt, was die Schwere der Verletzungen betraf«, erklärte er und klang weder aufgewühlt noch traurig.
    Peter Berg betrachtete ihn fasziniert. Keine gespielten Seufzer oder vor Trauer herabgezogene Mundwinkel, nichts dergleichen.
    »Na ja«, war alles, was er hervorbrachte.
    »Sie haben vielleicht den Eindruck, dass wir etwas unbeteiligt wirken«, erklärte die Ehefrau, »aber wir haben zu ihren Lebzeiten für Doris getan, was wir konnten. Uns bemüht, sie zu ertragen, deshalb hatten wir kein schlechtes Gewissen, als wir wegfuhren.«
    »Nein?«
    »Wir hatten wirklich Urlaub nötig«, fügte sie hinzu. »Und hatten ihn lange geplant.«
    Berg griff nach Papier und Stift, um in irgendeiner Weise zu signalisieren, dass die Situation dennoch ernst war und es sich nicht um einen gewöhnlichen Todesfall handelte.
    »Nun geht es aber um die Ermittlungen in einem Mordfall«, betonte er, wie um das entspannte und braun gebrannte Paar auf die Plätze zu verweisen und die peinliche Situation in dem elegant eingerichteten Wohnzimmer ein wenig aufzurütteln.
    »Ja, das ist mir klar«, antwortete Ted Västlund. »Aber wir sind in keiner Weise in den Tod meiner Mutter involviert. Die Reise war seit langem geplant, wie wir bereits erwähnten. Und wir hatten sie bitter nötig«, wiederholte er, während seine Frau nickte und mit ihrem Lippenstiftmund lächelte. »Meine Mutter hatte uns vorher bereits an so vielem gehindert, dass wir schon vor einer Weile beschlossen haben, uns nicht mehr nach ihr zu richten. Dieses Mal nicht. Also fuhren wir. Genau wie wir es uns vorgenommen haben.«
    Was nicht bedeuten musste, dass sie sie nicht getötet haben könnten, bevor sie losfuhren, dachte Peter Berg. Nach dem Motto: Erst morden, dann fliehen.
    Doch das Paar besaß offensichtlich glaubwürdige Alibis. Noch bevor die Kollegen von der Polizei erfuhren, dass der Sohn mit seiner Frau entschwunden war, hatten sie sich bei ihren jeweiligen Arbeitsplätzen erkundigt und die Bestätigung erhalten, dass beide während der vermuteten Zeit der Misshandlung zugegen gewesen waren. Am Abend waren sie dann gemeinsam mit guten Freunden zu einem Essen eingeladen.
    Sie hätten natürlich zwischendurch zur Waschküche fahren können, was nicht ganz unmöglich war, wenn man es genauer betrachtete. Doch im Innersten spürte Peter Berg, dass sie nicht logen. Und das Gefühl war stark. Aber er konnte sich natürlich auch täuschen.
    »Wir haben natürlich während unseres Urlaubs eine ganze Menge darüber geredet, da es trotz allem nicht spurlos an einem vorübergeht, wenn die eigene Mutter im Sterben liegt. Oder, noch schlimmer, zu einem Pflegefall wird. Wir haben natürlich eine gewisse Leere gespürt. Nicht zuletzt, weil sie es gewohnt war, Platz einzunehmen. Viel Platz«, betonte er.
    »Ja? In welcher Weise?«
    »Meine Mutter ist schon immer eine Nervensäge gewesen. Entschuldigen Sie bitte den Ausdruck.«
    Berg nickte.
    »Sie hat ständig ihre Umgebung manipuliert. Sich eingemischt. Das bekommen, was sie wollte. Wenn wir planten wegzufahren, ist sie krank geworden oder hat sich dermaßen aufgespielt, dass wir sie nicht allein lassen konnten. Eine Person, die sich so verhält, hat ihre Umgebung fest im Griff. Es ist ziemlich schwer, damit umzugehen. Sie besitzt keine

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