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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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musste die Hölle sein, mit ihr verheiratet gewesen zu sein. Aber immerhin hat er damit auch mich verlassen.«
    Er saß nun vornübergebeugt. Sein dunkles, glattes Haar war nach hinten gekämmt, die Geheimratsecken am Haaransatz stark ausgeprägt. Der große, nahezu hagere Mann stützte seine Unterarme schwer auf die Oberschenkel und schaute zu Boden, während er seine braun gebrannten Hände ineinander verschränkte.
    Alle Menschen haben ein Bedürfnis, sich mitteilen zu dürfen. Wenn ihnen nur jemand zuhört. Das gilt auch für die Schuldigen, das wussten alle Polizisten.
    Erzählen zu können, wie es war. Sich zu dem, was man verbrochen hatte, zu bekennen. Es galt zwar nicht unbedingt in allen Kreisen als ritterlich, seine Schuld zu sühnen, dachte er. Kein Mensch hat eine völlig weiße Weste. Und dennoch war es die beste Methode, sich mit sich selbst auszusöhnen. Sich selbst die Möglichkeit zu verschaffen, nach vorn zu schauen.
    »Er ließ mich mit ihr allein, wie eine Art Pfand«, sprach Ted Västlund weiter. »Und das habe ich ihm in gewisser Weise nie verziehen.«
    Peter Berg sagte nichts. Wenn er lange genug wartete, würde der Mann von allein weitererzählen.
    »Er lernte eine vernünftige Frau kennen, verließ meine Mutter, und das war vermutlich das Beste, was ihm passieren konnte. Er bekam erneut Kinder, meine Halbgeschwister. Lange habe ich in dem Glauben gelebt, mein Vater sei ein Teufel, da meine Mutter sich entschieden hatte, mir den Kontakt zu ihm zu verweigern, und ich ihn deswegen nicht kennen lernen konnte. Eifersüchtig wachte sie über mich. Und in einer Hinsicht kann ich sie auch verstehen, denn sie wurde ja einfach sitzen gelassen, als er die Nase voll hatte. Er kaufte sich sozusagen frei, wie Männer es zu allen Zeiten getan haben … Doch als ich ins Teenageralter kam, fand ich seine Telefonnummer heraus. Zu der Zeit gab es ja noch keine Handys, und meine Mutter beäugte akribisch das Telefon beziehungsweise hielt mich davon fern, könnte man sagen. Ich musste also einen Moment abpassen, in dem sie außer Haus war. Als ich dann älter wurde, ging ich in die Telefonzelle. Aber das war nicht so einfach, denn die Stadt ist klein, und eines Tages sah mich eine Freundin meiner Mutter an der Telefonzelle bei Kirres Würstchenbude, was sie natürlich gleich ausplauderte. Die Frau dachte, ich hätte eine neue Flamme angerufen. Ich befand mich auch ungefähr in dem Alter, und deshalb benutzte ich die Freundin auch als Ausrede. Ich log also. Und dennoch verfolgte meine Mutter mich mit ihren Fragen. Nörgelte den lieben langen Tag an mir herum. Man ist ja als Kind ziemlich festgenagelt, solange man zu Hause wohnt. Besonders, wenn man wie ich eine Mutter hat, die sich andauernd einmischt.«
    »Der Kontakt zu Ihrem Vater bestand also heimlich?«
    »Ja.«
    »Die ganze Zeit über?«
    Er nickte.
    »Im Großen und Ganzen. Sie hat bestimmt mitbekommen, dass wir Kontakt zueinander aufnahmen, aber ich glaube, dass sie es nicht wahrhaben wollte. Mit der Wahrheit konnte sie nicht umgehen. Jedenfalls nicht, was meinen Vater und mich betraf. Die Angst vor der Gewissheit war ihr zu groß, nehme ich an. Ich gehörte ihr, alles andere war ausgeschlossen. Da mein Vater sie ja bereits nahezu ruiniert hatte, so sah sie es jedenfalls immer, weil er ihr ihren Stolz genommen hatte, sollte er nicht auch noch mich bekommen. Dass man allerdings nicht über das Leben anderer bestimmen kann, kam ihr niemals in den Sinn. Kein einziges Mal … Doch, möglicherweise später«, änderte er seine Meinung. »Und das Tragische an der Sache für sie war, dass ich ein weitaus besseres Verhältnis zu meinem Vater entwickelt habe, als ich es je zu ihr hatte. So ungerecht kann das Leben sein! Der Kontakt war natürlich nicht gleich von Beginn an optimal. Ich hatte mir zu viel erhofft und mir anfänglich ein Bild zurechtgelegt, das in keinster Weise der Realität entsprach. Mein Vater war natürlich auch kein Übermensch. Aber ich war ihm ganz ähnlich. Und dann kam natürlich noch die Eifersucht auf meine Halbgeschwister hinzu. Denn sie konnten ja die ganze Zeit mit ihm zusammen sein. Und sie hatten von Geburt an ein natürliches Verhältnis zu ihm. Mussten nicht beweisen, dass sie es wert waren, geliebt zu werden.«
    Er seufzte tief, und selbst bei Peter Berg löste diese traurige Schilderung, die man leider heutzutage in ähnlichen Varianten immer häufiger zu hören bekam, einige Emotionen aus. Nicht alle Trennungen verliefen

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